Bremen Gladbach stolpert auch in Bremen

Bremen · Nach dem 1:2 bei Werder hängt die Borussia vom Niederrhein in der Abstiegszone fest.

Wie schnelllebig das Fußballgeschäft ist, das war Max Eberl an diesem 16. Mai sehr wohl bewusst gewesen. An dem Tag, als die Borussia mit einem 2:0 in Bremen die direkte Qualifikation zur Champions League perfekt gemacht hatte, bat ihr Sportdirektor darum, diesen Moment einfach mal genießen zu dürfen. Bei der Rückkehr nach Bremen dreieinhalb Monate später sieht Gladbachs Realität in der Liga dann auch deutlich weniger genüsslich aus: Nach dem 1:2 vom Weserstadion gehen die Gladbacher ohne einen einzigen Punkt aus den ersten drei Saisonspielen in die Länderspielpause. Die Leichtigkeit aus dem Mai ist ernüchternder Tristesse gewichen.

Selbst ein ausgewiesener Tiefstapler wie Trainer Lucien Favre wirkt angesichts der Darbietungen seiner Elf ein wenig konsterniert, wie zäh sich der Start in diese von Borussias Champions-League-Premiere überstrahlte Spielzeit darstellt. Und seine Spieler sind jeder für sich zu sehr mit persönlichen Leistungstiefs beschäftigt, um auf die Schnelle die Kurve als Mannschaft zu bekommen. In Bremen drehte Favre personell die Uhr zurück, ließ Zugang Josip Drmic zunächst auf der Bank und baute Routinier Roel Brouwers wieder in die Innenverteidigung sowie den Norweger Havard Nordtveit als defensive Absicherung ins Mittelfeld ein. Dort hatten in den Partien zuvor Granit Xhaka und Lars Stindl zu viele Lücken in ihrem Rücken zugelassen. Stindl selbst durfte stattdessen als Teil des Zweiersturms ran und lohnte seine Versetzung immerhin mit einem Tor kurz vor der Pause.

Indes: Dieser Treffer war eben nicht die Führung oder gar eine Art Befreiungsschlag für die Gäste vom Niederrhein, es war vielmehr nur der Ausgleich und die damit verbundene Rückkehr in ein Spiel, das Borussia zu diesem Zeitpunkt ein wenig zu entgleiten drohte. Vor allem nach Bremens Führung per Elfmeter durch Aron Johannsson, dem ein haarsträubender Ballverlust von Raffael - beileibe nicht dessen erster in dieser Saison - sowie ein dummes Foul vom jungen Verteidiger Marvin Schulz an Werder-Angreifer Anthony Ujah vorangegangen waren. In einem Spiel auf überschaubarem Niveau war Borussia spürbar darauf bedacht, defensive Stabilität zurückzugewinnen und bereit, dafür auch den offensiven Mut hintanzustellen. Es gehe wieder um die Basis des eigenen Spiels, war im Vorfeld aus dem Borussen-Lager zu hören gewesen.

Doch wie wackelig das Borussen-Fundament gemeinschaftlichen Verteidigens inzwischen geworden ist, das bewiesen die Bremer bei ihrer erneuten Führung: Eine in den Fünfmeterraum gelöffelte Ecke konnte Werders Abwehrhüne Jannik Vestergaard ohne größere Gegenwehr ins Tor köpfen. Es war bereits Gladbachs achtes Gegentor in der Saison. Zur Erinnerung: In der gesamten Rückrunde 2014/15 waren es am Ende zehn. Plötzlich war ein spielerisch deutlich limitiertes Bremen am Drücker und eine Borussia mit spielerischem Potenzial schwamm phasenweise. Aber Mönchengladbach kam dann gegen Spielende doch nochmal stärker auf, doch Patrick Herrmann vergab freistehend das mögliche 2:2 genauso wie später der eingewechselte André Hahn.

Am Ende verlor Borussia nicht nur das Spiel, sondern auch noch Xhaka mit Gelb-Rot. Da fiel es für Werder Bremen nicht mal mehr ins Gewicht, dass man in Person von Felix Kroos noch einen Foulelfmeter neben das Tor schoss. In diesen Tagen reicht es eben auch so gegen Mönchenglladbach zum Sieg.

(RP)
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