Solheim Cup Europa verliert die Nerven

St. Leon-Rot · Beim Solheim Cup in St. Leon-Rot fängt das Golfteam aus den USA den Titelverteidiger noch ab.

Das ist Sandra Gal
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Foto: afp, SAM GREENWOOD

Im entscheidenden Moment dieses Wochenende verabschiedete sich der Südwestrundfunk (SWR) aus der Übertragung des Solheim Cups, dem Duell der jeweils besten zwölf Golferinnen aus Europa und den USA. Es ist das weibliche Pendant zum Ryder Cup bei den Herren. Es gab vermeintlich Wichtigeres zu berichten, als die Frage, wer die 14. Auflage gewinnen würde. Beim SWR wurde man fortan darüber informiert, wie es um die Wahl einer neuen Weinkönigin bestellt ist. Und so verpasste man am TV-Bildschirm, wie das Team Europa die Nerven verlor und noch von den USA abgefangen wurde.

Es kullerten viele Tränen. Bei Caroline Masson zum Beispiel. Die 26-Jährige war untröstlich. Mit gesenktem Kopf und feuchten Augen verfolgte Deutschlands Top-Golferin in St. Leon-Rot die Jubelszenen der US-Auswahl - die sie mit einem einzigen Schlag hätte verhindern können. "Ich fühle mich nicht so gut. Natürlich hätte ich den Ball gerne eingelocht", sagte Masson.

Es war das sechste Einzelmatch des Tages, Masson lieferte sich einen packenden Kampf mit Gerina Piller und hätte mit einem Schlag als diejenige in die Annalen eingehen können, die Europa den entscheidenden 14. Punkt brachte - doch ihr Drei-Meter-Putt ging rechts am Loch vorbei. Im vielleicht bislang wichtigsten Moment ihrer Karriere versagten der gebürtigen Bergisch Gladbacherin die Nerven, die USA siegten mit 14,5:13,5 und verhinderten den Titel-Hattrick.

Vor 29.000 Zuschauern auf der Anlage von SAP-Gründer Dietmar Hopp in der Kurpfalz führten die Gastgeber nach den insgesamt 16 Vierer-Partien am Freitag und Samstag mit 10:6. Und zu Beginn der Einzel deutete tatsächlich alles auf einen Heimsieg hin, ehe die USA ins Rollen kamen und letztlich doch wie erwartet den Titel holten. Den entscheidenden Punkt holte also nicht Masson für Europa, sondern Paula Creamer für die USA - ausgerechnet gegen die Düsseldorferin Sandra Gal.

Damit endete der Solheim Cup, der erstmals in Deutschland ausgetragen worden war, für Masson ebenso frustrierend wie für Gal. Die 30-jährige Gal hatte an den ersten beiden Tagen glänzend gespielt und 2,5 Punkte für Europa geholt. Dem Titelverteidiger hätte bei 28 zu vergebenen Punkten schon ein Remis zum Sieg gereicht. Das nächste Turnier steigt 2017 im US-Bundesstaat Iowa. "Ich denke, dass die Begeisterung der Fans sich auch auf mein Spiel ausgewirkt hat", sagte Gal. "Es ist sehr schwer zu beschreiben. Diese Energie, die in der Luft liegt, ist sehr speziell."

Auch am Schlusstag überzeugte die Deutsche zunächst, der erfahrenen Creamer lieferte Gal zu Beginn der Runde einen packenden Kampf. Am sechsten Loch aber verbuchte die Amerikanerin, die zum sechsten Mal beim Solheim Cup dabei war, mit einem Birdie den ersten Lochgewinn. An Bahn sieben und acht baute Creamer ihren Vorsprung auf. Als die Partie nach einem weiteren Lochgewinn der Amerikanerin am elften Loch entschieden schien, verkürzte Gal ihrerseits mit dem ersten Birdie des Tages direkt danach den Abstand. Es war aber nicht mehr als Ergebniskosmetik.

Die Verantwortlichen haben die Hoffnung, dass etwas von der Begeisterung bleibt. Masson ist zuversichtlich. "Trotz der Niederlage konnten wir hoffentlich ein wenig Werbung in eigener Sache betreiben", erzählte sie im Gespräch mit unserer Redaktion. "In vielen anderen Ländern hat Frauen-Golf einen höheren Stellenwert." Bei den Olympischen Spielen in Rio hat sie eine Möglichkeit, sich einem größeren Publikum zu zeigen.

Beim Deutschen Golfverband wähnt man sich trotz der Niederlage als Sieger. "Wir haben bewiesen, dass Deutschland liefern kann. Und wir werden uns bemühen, das auch 2022 zu tun", sagte Claus M. Kobold zuversichtlich. Denn der Präsident des Deutschen Golf Verbandes (DGV) hat eine Vision: In sieben Jahren soll der Ryder Cup im brandenburgischen Bad Saarow und damit erstmals in Deutschland stattfinden.

(RP)
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