Interview mit Caroline Masson "Zu viele Vorurteile gegen Damen-Golf"

Düsseldorf · Die 25-Jährige aus Gladbeck ist neben der Leichlingerin Sandra Gal die einzige deutsche Profispielerin auf der Tour.

 Caroline Masson hat Olympia in Rio als Ziel.

Caroline Masson hat Olympia in Rio als Ziel.

Foto: dpa, Lukas Coch

Frau Masson, wie frustrierend ist es für Sie, eine Sportart auszuüben, die fast überall anders auf der Welt einen höheren Stellenwert hat als in Deutschland?

Caroline Masson Es ist tatsächlich schwierig. Wir haben in Deutschland noch sehr viel Arbeit vor uns, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Das gilt für den Golfsport im Allgemeinen, aber natürlich ganz besonders für unsere Sparte. Es ist jedoch ein Problem, sich medial ins Spiel zu bringen. In den USA ist der Stellenwert ganz anders.

Wie werden Sie in den USA wahrgenommen? Gibt es Kreischattacken, wenn Sie im Supermarkt beim Einkaufen erkannt werden?

Masson Ganz so schlimm ist es glücklicherweise nicht. Zumindest wird aber jedes Turnier im US-TV gezeigt. Golf ist in Amerika eine Volkssportart, die Leute identifizieren sich mit den Stars der Branche und haben einfach viel Ahnung. Und sie haben keine Vorurteile gegenüber Damen-Golf - so wie das leider in Deutschland noch oft der Fall ist.

Liegt es daran, dass die Möglichkeiten in Deutschland noch immer zu kompliziert sind, den Sport auszuüben?

Masson Golf ist einfach nicht so zugänglich für eine breite Masse wie andere Sportarten. Viele schreckt es ab, in einen Club zu müssen. Aber es hat sich auch schon sehr viel getan. Doch das muss auch erst nach außen transportiert werden. Es gibt leider noch in zu vielen Köpfen das alte Klischee von den elitären und teuren Golfclubs, die viele ausschließen. Das schadet uns in Deutschland enorm. In den USA kannst du in Shorts und Flipflops auf den Platz und ein paar Bälle schlagen.

Sie leben mittlerweile in den USA. Warum haben Sie sich für den Umzug entschieden?

Masson Ich spiele dort bis zu 30 Turniere im Jahr. Irgendwann ist das der logische Schritt. Das war eine große Sache für mich. Ich lebe jetzt mit meinem Freund in Orlando und kann einfach besser trainieren.

Haben Sie sich über den Sport kennengelernt?

Masson Er ist als Caddie schon seit ein paar Jahren aktiv. Jetzt ziehe ich mit ihm durch die Welt.

Welche Aufgabe hat ein perfekter Caddie zu erfüllen?

Masson Der Caddie spielt eine sehr, sehr wichtige Rolle. Wir sind da draußen ein Team, ich vertraue ihm hundertprozentig. Er trägt nicht nur meine Tasche, sondern gibt mir viele wertvolle Tipps. Er kennt den Platz, weist uns auf Besonderheiten hin, erarbeitet eine Strategie. Man verbringt viel Zeit auf dem Platz zusammen, da sollte man sich schon gut verstehen. Bisher hat das bei uns immer gut geklappt. Jeder hat mal einen schlechten Tag, aber wenn wir uns mal anpflaumen, dann ist hinterher auch wieder schnell alles gut.

Sandra Gal und Sie sind die beiden einzigen deutschen Proetten, also Profi-Golferinnen. Was für ein Verhältnis haben Sie zu Ihr?

Masson Es ist schön, dass noch eine zweite Deutsche auf der Tour dabei ist. Wir verstehen uns gut und haben ein freundschaftliches Verhältnis. Natürlich sind wir Konkurrentinnen, aber unsere Heimat verbindet uns.

Was hat Ihnen Gal voraus?

Masson Sie hat schon ein großes Turnier in den Staaten gewonnen. Das hat aber leider hier fast niemand mitbekommen. In Deutschland kann man nicht so gut einschätzen, wie gut wir sind.

Gal betont in ihrer öffentlichen Inszenierung oft ihre Weiblichkeit, Sie präsentieren sich extrem auf den Sport fokussiert.

Masson Ich denke, es ist vor allem wichtig, sich selbst treu zu bleiben. Sandra ist ein anderer Typ als ich.

Sehen Sie überhaupt eine Chance, in Deutschland ein größeres Publikum für sich zu gewinnen?

Masson Es ist fast unmöglich, solange wir hier im Fernsehen nicht vorkommen. Deshalb müssen wir uns auf die USA konzentrieren. Eine große Möglichkeit ist der Solheim-Cup, also der Vergleich zwischen den besten Golferinnen aus Europa und den USA, im kommenden Jahr. Die Veranstaltung ist in Deutschland, und wir hoffen, dass uns das einen Schub gibt.

Wie groß ist der Unterschied zwischen Damen und Herren beim Golf?

Masson Nicht so extrem. Die Jungs hauen den Ball natürlich einfach weiter. Im Flug mit einem Driver so um die 50 Meter. Aber ansonsten ist das Spiel sehr ähnlich.

Woran können Sie während einer Runde auf dem Platz am meisten verzweifeln?

Masson Golf kann brutal sein. Du fühlst dich gut, und trotzdem geht alles daneben. Du musst geduldig bleiben, das ist das Wichtigste.

Was erhoffen Sie sich für Ihre Karriere?

Masson Die kommenden zwei Jahre sind extrem wichtig für mich. Der Solheim-Cup in Deutschland und dann ein Jahr später die Olympischen Spiele in Rio.

GIANNI COSTA FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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