Finaleinzug bei EM Handball-Wintermärchen geht weiter

Krakau · Norwegen legt nach dem 33:34 nach Verlängerung im EM-Halbfinale Protest ein. Der DHB ist aber optimistisch.

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Foto: dpa, jai

Nach Kai Häfners Wurf ins Glück fünf Sekunden vor dem Abpfiff brachen bei den deutschen Handballern alle Dämme. Die Spieler sprangen völlig losgelöst durch die Halle und herzten immer wieder den Matchwinner, Bundestrainer Dagur Sigurdsson fiel DHB-Vizepräsident Bob Hanning überglücklich um den Hals.

Nach dem 34:33 (27:27, 14:13)-Erfolg nach Verlängerung im Halbfinal-Krimi von Krakau gegen Norwegen greift das jüngste aller 16. EM-Teams nun im Finale gegen Spanien (xx:xx gegen Kroatien) nach den Sternen und kann ihr Wintermärchen in Polen fortschreiben. Dabei geht es um den ersten großen Titel seit dem WM-Sieg 2007 im eigenen Land und die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rio. Das Ticket für die WM 2017 in Frankreich ist schon sicher. In ihrem Auftaktspiel hatte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) gegen Spanien mit 29:32 ihre einzige Niederlage in nun sieben Spielen kassiert.

Allerdings haben die norwegischen Offiziellen Protest eingelegt, weil der Gegner in den letzten Sekunden, als fast alle DHB-Akteure losstürmten, einen zusätzlichen Spieler in einem gelben Leibchen auf das Feld geschickt haben, obwohl Torhüter Andreas Wolff seinen Kasten nicht verlassen hatte. "Wir sehen der Verhandlung gelassen entgegen und freuen uns auf das Finale", sagte Hanning. Bis 9 Uhr muss Norwegen den Protest schriftlich begründen, bis 12 Uhr wird eine Entscheidung verkündet.

"Wir haben versucht, die Zeit runterzuspielen. Irgendwie hatte ich zuletzt den Ball, und ich habe nur versucht, ihn reinzumachen", beschrieb Häfner, dem der Bundestrainer eine "große Leistung" bescheinigte, die entscheidende Szene. "Wir haben ein tolles Team", befand Torwart Andreas Wolff und versprach mit Blick auf das Endspiel: "Wir gewinnen auf jeden Fall." "Bester Werfer war Tobias Reichmann, der sieben seiner zehn Treffer vom Siebenmeterpunkt erzielte.

Die deutsche Deckung war für den im Turnierverlauf bisher so starken norwegischen Rückraum eine nur schwer zu überwindende Wand, dahinter zeigte Wolff anfangs erneut eine gute Leistung. So setzte sich der WM-Siebte nach einem 5:5 (11. Minute) auf 9:5 (16.) ab. Im Angriff tat sich die DHB-Auswahl aber in der Folge schwerer. Rune Dahmke ließ einige Chancen ungenutzt, im Rückraum kam der bisher starke Steffen Fäth nicht ins Spiel und erzielte gegen den sehr starken Torwart Ole Erevik vor der Pause bei fünf Versuchen nur einen Treffer.

Norwegen, das Titelverteidiger Frankreich, Gastgeber Polen und Kroatien geschlagen hatte, glich zum 12:12 (26.) aus. "Wir müssen mehr Pässe spielen und das Spiel breiter machen", forderte Sigurdsson in der Auszeit. Die Spieler befolgten die Anweisung des Isländers und gingen mit einem knappen Vorsprung in die Pause.

Das deutsche Team hatte aber gegen die mit vier Bundesliga-Legionären angetretenen Norweger weiter im Angriff Probleme. Die Lockerheit der glanzvollen Auftritte fehlte. Technische Fehler ermöglichten dem Team des Ex-Flensburgers Christian Berge zudem leichte Tore bei Tempogegenstößen. Doch mit großem Kampfgeist blieb die DHB-Auswahl auch nach dem 17:19 (39.) dran. Nach dem 20:19 (44.) durch den sechsten Strafwurf von Reichmann ballte Sigurdsson die Faust.

In der Schlussphase übernahm der wie Häfner nachnominierte Julius Kühn Verantwortung. Er glich mit seinem vierten Tor beim vierten Versuch zum 22:22 (49.) aus. Nach dem 23:25 (52.) mahnte Sigurdsson zur Ruhe. Zunächst mit Erfolg: Kühn traf zum 26:26 (55.). Doch die Norweger legten wieder vor. 19 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit rettete Dahmke sein Team in die Verlängerung. Häfner sorgte mit zwei Toren in Folge für die erste Führung (30:29/64.) seit der 47. Minute und er entschied die Partie.

(sid/dpa)
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