Handball-WM Deutschland im Schongang ins Achtelfinale

Rouen · Beim 38:24 gegen Saudi-Arabien hat das DHB-Team wie erwartet wenig Mühe. Heute geht es gegen Weißrussland.

Handball-WM: Deutsches Schützenfest gegen Saudi-Arabien
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DHB-Team feiert Schützenfest gegen Saudi-Arabien

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Foto: dpa, mut lof

Hassan Alkhadrwai gab alles. Er täuschte einen Wurf an, machte einen Schritt nach rechts und sah - den Brustkorb von Finn Lemke. Deutschlands Abwehrchef, 210 Zentimeter lang, gegen Saudi-Arabiens Spielgestalter, der gerade mal 174 Zentimeter als Körpergröße im Ausweis stehen hat. Es war ein ungleiches Duell. Wie die Partie bei der WM-Vorrunde in Rouen. Nach dem 27:23 gegen Ungarn und dem 35:14 gegen Chile ließ die Mannschaft von Bundestrainer Dagur Sigurdsson auch beim 38:24 (17:11) nichts anbrennen. Schon vor den Spielen gegen Weißrussland (heute) und am Freitag (jeweils 17.45 Uhr/handball.dkb.de) beim Duell um den Gruppensieg gegen Kroatien steht die Achtelfinal-Teilnahme fest.

"Sie haben es verdient, hier dabei zu sein und die Chance zu bekommen, gegen stärkere Gegner zu spielen. Aber wir dürfen gegen solche Außenseiter nicht mit Demut antreten, sondern müssen voll auf Sieg spielen", hatte Dagur Sigurdsson gefordert. Das taten seine Spieler auch, wenngleich sie nicht die kompletten 60 Spielminuten mit vollem Herzblut an die Sache gingen. "Das war eine gute Regenerationseinheit, noch nicht einmal ein hartes Training", urteilte DHB-Vizepräsident Bob Hanning.

Am Sieg des Europameisters bestand nie ein Zweifel. Auch die vom ehemaligen Bundesligaprofi Nenad Klajic gewählte Defensivformation stellte die deutschen Spieler vor keine Probleme. Der ehemalige Bundesligaprofi, der vor der Jahrtausendwende sechs Jahre in Großwallstadt spielte, ließ mehrmals in der Abwehr extrem offensiv spielen - und öffnete damit nur Lücken, die Steffen Fäth (6 Tore), Kai Häfner, Patrick Groetzki (je 5) und Niclas Pieczkowski (4) am eifrigsten nutzten.

Auf der einen Seite die deutschen Profis, mit erheblich mehr Erfahrung und körperlich im Vorteil, auf der anderen Seite ein Gegner, der im Angriff viel versuchte und nur einen Spieler in seinen Reihen hatte, der größer war als der kleinste deutsche Spieler: Torhüter Nawaf Almutairi (1,90 Meter). Er hielt in der ersten Halbzeit gut, wurde aber von seinem Vertreter Manaf Alsaeed nach der Pause in den Schatten gestellt. Und das lag nicht nur daran, dass der 40-Jährige immerhin 137 Kilogramm auf die Waage bringt, sondern daran, dass er etliche Chancen zunichtemachte. Vor allem Rechtsaußen Tobias Reichmann kann ein Lied davon singen.

Einen kleinen Schreckmoment erlebte die deutsche Mannschaft kurz vor Schluss: Torhüter Andreas Wolff, der nach rund 20 Minuten den Berliner Silvio Heinevetter abgelöst hatte, wehrte einen Tempogenstoß ab, blieb dann aber auf dem Boden liegen. Der Kieler hatte Schmerzen, griff sich an die Hüfte, wurde ausgewechselt und erhielt auf der Auswechselbank sofort einen Eisbeutel. Eine Stunde nach Spielende dann die offizielle Diagnose: Prellung des Gesäßmuskels, Einsatz heute gegen Weißrussland nicht gefährdet.

"Es macht schon mehr Lust, gegen stärkere Gegner zu spielen", betonte Kreisläufer Patrick Wiencek. Der in Duisburg geborene Profi des THW Kiel erhielt wie seine Teamkollegen viele Pausen. Kräfte sparen für die beiden letzten Gruppenspiele war die Devise. Ab sofort wird wieder "normaler europäischer" Handball gespielt, wird die Abwehr mehr gefordert werden, "in der wir ja nur mit den Hacken am Sechs-Meter-Kreis standen", wie der Gummersbacher Julius Kühn erzählte.

Ob man aus dieser Partie etwas mitnehmen könne, wurde Bundestrainer Sigurdsson gefragt. "Man hakt es ab", lautete die vielsagende Antwort des Isländers. Er wird noch maximal sechsmal die deutsche Mannschaft trainieren, ehe er das japanische Team übernimmt.

(RP)
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