Abwesenheit bei Wunderlich-Trauerfeier Brand kontert Kritik von Stenzel

Hamburg · Die heftige Attacke von Vlado Stenzel gegen das Präsidium des Deutschen Handballbundes (DHB) wird für den ehemaligen Bundestrainer immer mehr zum Bumerang. Statt am Tag nach den Rücktrittsforderungen gegen die Verbandsspitze um Präsident Ulrich Strombach und DHB-Manager Heiner Brand Unterstützung zu ernten, hagelte es Kritik an Stenzels Äußerungen. Während der DHB eher kontrolliert zur Gegenoffensive überging, platzte Bob Hanning der Kragen.

 Vlado Stenzel bei der Trauerfeier für Erhard Wunderlich.

Vlado Stenzel bei der Trauerfeier für Erhard Wunderlich.

"Das ist unglaublicher Nonsens und vollkommen überzogen", sagte der Manager der Füchse Berlin im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID): "Wenn Heiner Brand im Urlaub ist, dann ist er im Urlaub. Das ist sein gutes Recht. Es ist seine Entscheidung, er braucht sich dafür nicht öffentlich zu rechtfertigen."

Auch Frank Bohmann, Geschäftsfüher der Handball-Bundesliga (HBL), hält die Rücktrittsforderungen für überzogen. "Das ist populistisch", sagte der Liga-Boss dem SID und ergänzte: "Natürlich muss sich der DHB erneuern, um die großen Herausforderungen der Zukunft anzugehen - und das wird er auch tun. Spätestens bei den Neuwahlen im Herbst nächsten Jahres geht es los."

Hanning geißelte wie Bohmann das Verhalten von Stenzel. Die vom Weltmeister-Trainer geäußerte Forderung nach einer sofortigen Neubesetzung der Verbandsspitze kann er als Vize-Präsident der Liga nicht nachvollziehen: "Mir fehlt jedes Verständnis dafür, den Tod eines Menschen für eigene Schlagzeilen zu nutzen. Er nutzt jede Gelegenheit, sich in die Öffentlichkeit zu drängen."

Stenzel und Ex-Bundestrainer Simon Schobel hatten die DHB-Spitze zuvor heftig attackiert, weil keiner der Funktionäre an der Trauerfeier für Erhard Wunderlich in Augsburg teilgenommen hatte. "Natürlich muss da jemand hin, die Frage stellt sich für mich nicht", sagte Hanning, "aber es sollte jedem selbst überlassen sein, ob er zu einer Beerdigung geht oder nicht."

Zudem erinnerte der 44 Jahre alte Füchse-Boss, der selbst als einer der größten Kritiker des Verbandes gilt, daran, dass Jahrhunderthandballer Wunderlich eine durchaus streitbare Person gewesen sei. Er sei nicht jedermanns Freund gewesen "und auch nicht immer ein Freund des Handballs", betonte Hanning.

Kretzschmar: "Despektierlich und traurig"

Stefan Kretzschmar nannte das DHB-Versäumnis in seiner Kolumne bei Sport1 "despektierlich und traurig". Der Verband habe schon "viele Möglichkeiten versäumt, etwas für unsere Sportart zu tun", sagte der Ex-Nationalspieler: "Aber man wird müde, die Missstände immer wieder anzuprangern."

Von einer Rücktrittsforderung distanzierte er sich. "Es nützt auch nichts, wenn die Leute zurücktreten und wir momentan keine Alternative haben", sagte Kretzschmar. Er setzt auf eine neue Verteilung der Ämter bei den Präsidiumswahlen 2013 und schlägt Hanning, Brand und Andreas Thiel als mögliche Alternativen für die Strombach-Nachfolge vor.

Brand: "Kommunikationsprobleme"

Unabhängig von den Äußerungen Hannings ging Brand, der die deutschen Handballer 2007 zum WM-Titel geführt hatte, am Dienstag in den Angriffsmodus über. "Ich habe es mir abgewöhnt, irgendwelche Gänge von Vlado Stenzel an die Öffentlichkeit, die er so sehr liebt, zu kommentieren. Das ist nicht mein Ding", sagte Brand dem Nachrichtenportal Spox. Über die Tatsache, dass kein DHB-Vertreter bei der Trauerfeier war, sei er ebenfalls nicht erfreut gewesen: "Da hat es wohl Kommunikationsprobleme gegeben."

Präsident Strombach teilte in einer dem SID übermittelten Stellungnahme mit, er habe erst am Dienstagmittag nach der Rückkehr von einer DHB-Dienstreise von dem Termin der Beisetzung erfahren. Zu diesem Zeitpunkt habe er "die schon für Mittwoch anstehenden beruflichen und privaten Termine nicht mehr absagen" können, heißt es in der Mitteilung. Er "bedaure dies sehr" und habe es auch Wunderlichs Frau Pia "in einem Kondolenzbrief mitgeteilt".

(sid)
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