Verband rudert zurück DHB bewirbt sich nun doch für Handball-WM 2019

Hamburg · Der Weg für eine deutsche Bewerbung um die Ausrichtung der Handball-WM 2019 ist frei. Nach tagelangem Streit hat das aktuelle DHB-Präsidium die Pläne seiner Nachfolger gebilligt - eine weitere Blamage bleibt der Sportart erspart.

Das ist Martin Heuberger
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Bob Hanning war einfach nur erleichtert. Und auch in der Ligazentrale in Dortmund atmete man ganz tief durch. Weil das aktuelle Präsidium des Deutschen Handball-Bundes (DHB) in letzter Sekunde einlenkte und die Pläne seiner Nachfolger für eine Heim-WM 2019 billigte, bleibt der Sportart eine weitere Blamage erspart. Das Image des deutschen Handballs, das wissen alle Beteiligten, hat dennoch weiteren Schaden genommen.

"Ich bin froh, dass der Handball nun wieder im Vordergrund steht. Ich halte eine Bewerbung um die Ausrichtung der WM 2019 für die Entwicklung unserer Sportart für unabdingbar und für das Ziel Olympiasieg elementar. Nun geht es darum, alle Kräfte zu bündeln", sagte Hanning dem SID. Der künftige DHB-Vizepräsident reagierte damit auf die Nachricht vom aktuellen Verbandspräsident Ulrich Strombach, der am Donnerstagmittag bekannt gab, die in der vergangenen Woche beim Weltverband IHF eingereichte Absichtserklärung für eine deutsche WM-Bewerbung nicht wie angekündigt zurückzuziehen.

Hanning wusste, dass er mit einem blauen Auge davongekommen war. Der Füchse-Geschäftsführer hatte zuvor zusammen mit Strombachs designiertem Nachfolger Bernhard Bauer den Zorn des Verbandes auf sich gezogen, weil sie das aktuelle Präsidium bei den WM-Plänen übergangen hatten. Daraufhin drohte Strombach öffentlich, die Bewerbung zurückzunehmen. Erst im letzten Moment machte der 69 Jahre alte Jurist einen Rückzieher.

"Wir wollen mit dem alten Präsidium behilflich sein, dass unsere Nachfolger noch auf diesen Zug aufspringen können", sagte Strombach via DHB-Mitteilung und sprach bei der WM-Bewerbung von einer "außerordentlichen Chance". Er hatte sich mit Bauer am Mittwoch ausgesöhnt und damit die Weichen für eine Kandidatur gestellt.

"Na bitte. Es geht doch"

"Wir haben in guter Absicht gehandelt. Dass wir das derzeitige Präsidium nicht über unser Vorhaben unterrichtet haben, war jedoch ein Fehler", sagte Bauer. Er sei froh, mit Strombach "einen gemeinsamen Weg" gefunden zu haben. "Na bitte. Es geht doch. Einfach mal miteinander reden ...", twitterte Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar.

Verbunden mit dem Schulterschluss ist nun der Vorstoß des DHB, bei der IHF eine Fristverlängerung für die Abgabe des Grundkonzepts der Bewerbung zu erreichen. Dieser soll vom 2. September auf einen Termin zum Ende des Monats verschoben werden, da das neue Präsidium erst am 21. September gewählt wird. Über die Vergabe der WM wird dann am 28. Oktober in Doha entschieden.

Patric Strub, Sportdirektor der IHF, signalisierte gegenüber dem SID bereits am Dienstag, dass das Ansinnen auf eine Verschiebung "gute Chancen" habe. Ein Rückzug hätte dagegen das Aus aller Hoffnungen auf ein erneutes Wintermärchen wie 2007 zerstoben - damals wurde Deutschland im eigenen Land Weltmeister.

Die Handball-Bundesliga (HBL) reagierte mit großer Erleichterung auf die neue Nachrichtenlage. "Die Liga steht voll hinter dieser Entscheidung", sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann dem SID: "Und falls wir das Turnier am Ende tatsächlich austragen sollten, werden wir uns mit ganzer Kraft einbringen - bei der Vermarktung und Organisation, beim Vertrieb und in der Kommunikation." Die Posse der letzten Tage bezeichnete er als "peinliches Theater".

Völlig spurlos wird das Hickhack um die WM-Bewerbung jedoch kaum am deutschen Handball vorbeigegangen sein. Denn nicht nur international dürfte der Eindruck entstanden sein, dass die Deutschen zerstritten sind und nicht wissen, was sie wollen. Nach dem blamablen Scheitern der deutschen Männer in der EM-Quali vor knapp vier Wochen steht der mitgliederstärkste Verband weiter geschwächt da.

(sid)
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