"Handball-Heimat brennt" DHB-Machtkampf spitzt sich zu — kehrt Bauer zurück?

Kiel/Hamburg · Dem deutschen Handball droht die Zerreißprobe: Die Stimmen für ein Comeback des zurückgetretenen DHB-Präsidenten Bernhard Bauer werden lauter, die Kritik an Verbandsvize Bob Hanning wächst.

Der Machtkampf an der Spitze des Deutschen Handballbundes (DHB) spitzt sich zu, der Sportart droht die Zerreißprobe: Während die Rufe nach einer Rückkehr von Ex-Präsident Bernhard Bauer lauter werden, gerät Verbandsvize Bob Hanning zunehmend unter Druck.

So wollen führende Landesverbände auf dem außerordentlichen DHB-Bundestag, der bis September einen neuen Präsidenten wählen muss, offenbar sogenannte Compliance-Regeln durchsetzen, nach denen DHB-Präsidiumsmitglieder fortan keine weiteren Ämter im Handball ausüben dürfen. Dies berichtet der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe. Eine Doppelfunktion, wie sie Hanning zurzeit als Geschäftsführer des Bundesligisten Füchse Berlin ausübt, wäre dann nicht mehr möglich.

"Die Regeln, die bisher nur für den Präsidenten gelten, müssen für das ganze Präsidium bindend sein", sagte Hans Artschwager, Präsident des Handballverbandes Württemberg, dem Nachrichtenmagazin. Die Landesverbände sollen sogar eine direkte Abwahl Hannings erwägen. "Das ist ein nicht unwahrscheinliches Szenario", sagte DHB-Präsidiumsmitglied Georg Clarke vom Bayerischen Handball-Verband dem Spiegel.

Sollte der DHB seine Satzung tatsächlich ändern, wäre Ex-Präsident Bauer nach Informationen des Sport-Informations-Dienstes (SID) zu einer Rückkehr bereit. Das Interesse des Verbandes vorausgesetzt, würde er sich auf dem außerordentlichen Verbandstag, der noch nicht terminiert ist, zur Wiederwahl stellen. "Das wäre ein Segen für den deutschen Handball", sagte Clarke.

Nicht nur die Landesverbände würden ein Comeback Bauers begrüßen. "Ich würde eine Rückkehr klasse finden", sagte Geschäftsführer Thorsten Storm vom deutschen Rekordmeister THW Kiel am Rande des Bundesliga-Spitzenspiels gegen die Rhein-Neckar Löwen (23:23) dem SID und warb für eine einvernehmliche Lösung mit allen Beteiligten: "Man sollte das Ganze im Sinne der Sache klären und nicht immer Persönlichkeiten in den Vordergrund stellen."

Bauer hatte nach andauernden Querelen mit Hanning vor zwei Wochen nach nur 547 Tagen im Amt das Handtuch geworfen und dem mitgliederstärksten Handballverband der Welt damit ein großes Problem beschert. Die Tagesgeschäfte führt seitdem Generalsekretär Mark Schober kommissarisch. In den kommenden Tagen trifft sich das DHB-Präsidium, um über das weitere Vorgehen zu beraten. DHB-Manager Heiner Brand hat als möglicher Kandidat bereits abgesagt.

"Man wird keinen Präsidenten finden, der so stark ist wie Bernhard Bauer", sagte Vlado Stenzel, Weltmeistertrainer von 1978, dem SID: "Das ist unmöglich." Es wäre "perfekt für unsere Sportart, wenn Bauer zurückkehrt. Ich hoffe, dass man ihn seitens des DHB überredet."

Eine erneute Zusammenarbeit Bauers mit Hanning kann sich Stenzel allerdings nicht vorstellen. "Das funktioniert nicht", sagte der 80-Jährige und brachte die momentane Situation auf den Punkt: "Meine Handball-Heimat brennt."

(sid)
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