Champions League Druck auf die Handball-Bundesliga wächst

Düsseldorf · Die Topklubs aus Frankreich, Ungarn, Mazedonien und Polen rüsten für die Champions League mächtig auf.

Der THW Kiel gewinnt letztes Gruppenspiel der Champions League
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Kiel gewinnt letztes Gruppenspiel der Champions League

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Frank Bohmann sieht die Entwicklung recht gelassen. "Die Champions League ist ja keine deutsche Meisterschaft", sagt der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga. Beim Blick zurück könnte man aber fast den Eindruck gewinnen. Seit das sogenannte Final 4 in Köln stattfindet, nutzten der THW Kiel (2010, 2012), der HSV Hamburg (2013) sowie die SG Flensburg-Handewitt (2014) den Heimvorteil und sicherten sich die Trophäe. Allein der FC Barcelona (2011) störte die Erfolgsserie.

Wenn heute in Wien das Viertelfinale ausgelost wird, dann ist nur noch ein deutscher Klub dabei. Zum elften Mal in Folge steht der THW Kiel in der Runde der letzten acht. In den beiden vergangenen Jahren waren es jeweils drei. Diesmal scheiterte Vizemeister Rhein-Neckar Löwen im Achtelfinale überraschend durch zwei Niederlagen am ungarischen "Vize" Pick Szeged. Flensburg hatte Kiel vor einem Jahr im Finale der Königsklasse besiegt, nun aber war das Team, das während der gesamten Saison zahlreiche Ausfälle verkraften musste, in beiden Spielen chancenlos.

Gerne bezeichnet sich die Bundesliga als stärkste Spielklasse der Welt - und übertreibt damit nicht. Hier können es sich selbst Spitzenteams nicht leisten, mal locker gegen Klubs aus den unteren Tabellenregionen anzutreten. Das Risiko einer Niederlage wäre sonst groß. In den anderen europäischen Ligen dominieren ein, zwei Vereine die Meisterschaft. Doch aus diesem Kreis droht der Bundesliga zunehmend Gefahr.

Vor wenigen Jahren kämpften spanische und deutsche Klubs um die Vorherrschaft in Europa. In Spanien fehlt nun aber Geld. Viele Spieler und Trainer verließen das Land. Nur der vom Fußball unterstützte FC Barcelona spielt noch eine Rolle. Allerdings eine gewichtige. Dank massiver finanzieller Unterstützung planen die Topteams aus Frankreich, Ungarn, Polen und Mazedonien den Angriff auf den europäischen Thron. Anders als die Bundesligisten finanzieren sie sich nicht überwiegend durch den Liga-Betrieb, sondern hängen am Tropf schwerreicher Mäzene oder öffentlicher Gelder. Da kann selbst Kiel kaum mithalten.

Die Handballer von Paris St. Germain werden wie die Fußball spielenden Kollegen von Scheichs aus Katar gesponsert. Thierry Omeyer, Daniel Narcisse, Mikkel Hansen und Igor Vori sind nur einige der vielen Nationalspieler. In der kommenden Saison soll Nikola Karabatic in seine Heimat zurückkehren. Für zwei Millionen Euro müsste der Welthandballer aus dem bis 2017 datierten Vertrag in Barcelona freigekauft werden. Als Trainer ist Noka Serdarusic im Gespräch, der Karabatic einst nach Kiel holte und die Rolle des Ersatzvaters übernahm.

Polens Meister Kielce wird vom Energieunternehmen Tauron finanziert. Trainiert wird das Team seit Januar 2014 von Talant Dushebajew. Der Spanier war einige Zeit arbeitslos, nachdem Atletico Madrid (zuvor Ciudad Real) pleite war. Der russische Multimillionär Sergej Samsonenko hat 2012 sein Herz für die Handballer von Vardar Skopje entdeckt. Jüngster Coup war die Verpflichtung von Torhüter Arpad Sterbik (FC Barcelona), der seit Saisonbeginn beim mazedonischen Meister spielt. Skopje ist wie Paris, Szeged und RK Zagreb ein möglicher Gegner der Kieler im Viertelfinale. Hoch gehandelt wird Ungarns Champion Veszprem. Regional- und Stadtregierung finanzieren die Mannschaft, zu der auch der ehemalige Kieler Christian Zeitz gehört.

Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann bleibt entspannt. "Warten wir ab, wer Ende Mai in Köln feiert", sagt er, fügt allerdings hinzu: "Auch ein Final 4 ohne Bundesligist ist denkbar."

(RP)
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