Handball-Verbandsliga Zuschauer sollen Syrer beleidigt haben

Düsseldorf · Ein Handballspieler der TuS Treudeutsch Lank 07 aus Meerbusch soll am vergangenen Wochenende in der Verbandsliga bei der HSG Vennikel/Rumeln/Kaldenhausen rassistisch beleidigt worden sein.

 Mohammad Al-Bonie kam 2015 als Flüchtling nach Deutschland. Er hatte sich schnell dem TuS Treudeutsch angeschlossen.

Mohammad Al-Bonie kam 2015 als Flüchtling nach Deutschland. Er hatte sich schnell dem TuS Treudeutsch angeschlossen.

Foto: falk janning

Rassismus-Vorwürfe in der Handball-Verbandsliga: Ein Spieler der TuS Treudeutsch Lank 07 aus Meerbusch soll am vergangenen Wochenende bei der HSG Vennikel/Rumeln/Kaldenhausen rassistisch beleidigt und ausgepfiffen worden sein.

Mohammad Al-Bonie ist 2015 als syrischer Flüchtling nach Deutschland gekommen. Kurz danach ist er Mitglied der TuS Treudeutsch Lank 07 in Meerbusch geworden. Innerhalb seiner Mannschaft ist seine Herkunft kein großes Thema. Bei einigen Anhängern der HSG Vennikel/Rumeln/Kaldenhausen offenbar schon. Während und nach einer Partie in der Verbandsliga soll Al-Bonie rassistisch beleidigt worden sein.

Lanks Trainer Mario Lenders erhebt schwere Vorwürfe: "Wenn Mo am Ball war, gab es von Teilen des Publikums gezielte Pfiffe gegen ihn und Rufe wie ,Du wirst niemals Deutscher sein.'" Mit dem gegnerischen Team habe es keinerlei Probleme gegeben, "einige Zuschauer haben aber nun definitiv eine Grenze überschritten", sagt der Trainer.

Die HSG Vennikel/Rumeln/Kaldenhausen (HSG VeRuKa) weist die Vorwürfe entschieden zurück: "Es hat diese Rufe definitiv nicht gegeben, wir werden gegen die Lanker Vorwürfe vorgehen", sagt Gabi Rouland, Kassenwartin bei der HSG VeRuKa. Paolo Sabella, Vorsitzender des Rumelner Turnvereins, sagt hingegen: "Wir werden den Vorwürfen natürlich nachgehen. Wir distanzieren uns selbstverständlich von rechtsradikalem Gedankengut", sagt er. "Wir versuchen, die Abläufe so gut es geht zu rekonstruieren. Wenn wir merken, da ist etwas dran, dann versuchen wir natürlich auch zu handeln. Es gibt aber keine Aufzeichnung des Spiels. Dementsprechend wird es nicht leicht sein, mögliche Personen auf der Tribüne ausfindig zu machen." Man werde zeitnah innerhalb des Vereins über das weitere Vorgehen beraten und auch das Gespräch mit Treudeutsch Lank suchen. Auf Facebook veröffentlichte der Verein eine Stellungnahme. Darin ist unter anderem die Rede davon, dass die HSG sich in unterschiedlichen Projekten für die Integration von Flüchtlingen eingesetzt habe.

Philipp Menkenhagen, der Kapitän von TD Lank 07, unterstützt die Aussagen seines Trainers. "Unser Spieler, der während des Spiels vor dem entsprechenden Tribünenabschnitt gespielt hat, hat die Rufe deutlich gehört", sagt Menkenhagen. "Nach dem Spiel gingen die Beleidigungen weiter, ich habe es selbst mitgekommen", sagt er. Aus Wut sei er jedoch direkt in die Kabine gegangen. Mohammad Al-Bonie war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Auch der Schiedsrichter der Begegnung, Tino Kappler, war nicht zu erreichen. Er war zusammen mit Friedhelm Hölken als Unparteiischer angesetzt. Hölken war verhindert, so dass sein Kollege das Spiel alleine leiten musste. Hölken habe aber mit seinem Kollegen über die Vorwürfe gesprochen. "Ihm ist nichts ausgefallen, es hat sich auch keiner bei ihm beschwert", sagt Hölken. Er bestätigt allerdings aus Erfahrung, dass ein Teil der Duisburger Fans problematisch sei: "Wir hatten als Schiedsrichter auch schon Probleme. Einige Zuschauer sind nicht zimperlich in ihrer Wortwahl. Auch wir wurden beleidigt."

Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, wäre es nicht der erste Rassismus-Vorfall, der sich dieses Jahr im NRW-Handball ereignet hätte. Im Januar wurde in der ostwestfälischen Verbandsliga bei der Partie zwischen der HSG Porta Westfalica und der HSG Harsewinkel ein Spieler der Gäste rassistisch beleidigt. Nachdem er wegen einer Tätlichkeit auf die Tribüne verwiesen wurde, empfingen ihn dort einige Fans der Heimmannschaft mit Affengeräuschen. Der westfälische Handball-Verband verurteilte Porta Westfalica unter anderem zu einer Ordnungsstrafe im dreistelligen Euro-Bereich.

Laut Dieter Stroband, dem Präsident des Westdeutschen Handball-Verbandes (WHV), komme es im Handball nur selten zu rassistischen Vorfällen. "Sie würden von uns auch auf gar keinen Fall geduldet. Wir würden entschieden dagegen vorgehen", sagt er. "Rassismus ist ein absolutes No-go im Sport." Von Verbandsseite aus gebe es aber derzeit kein spezielles Projekt gegen Rassismus. "Wir sehen keinen akuten Handlungsbedarf."

Beim Landessportbund ist man besorgt über solche Nachrichten. "Der Sport steht für Offenheit, respektvollen Umgang miteinander und nachhaltige, gelebte Integration", sagt LSB-Präsident Walter Schneeloch. "Unsere Vereine bieten mit ihrer hohen Flächendeckung sowie ihrem großen Anteil an Kindern und Jugendlichen vielfältige Möglichkeiten, ein Klima der Offenheit, der Toleranz und des Respekts zu schaffen. Der LSB wendet sich entschieden gegen Intoleranz, Rassismus und Rechtsextremismus."

(RP)
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