Handballer will zum FC Barcelona Jicha bittet THW Kiel um Freigabe — aus Finanznot

Düsseldorf/Kiel · Rückraumspieler Filip Jicha hat den Handball-Meister THW Kiel um einen Transfer zum FC Barcelona gebeten. Der Tscheche begründet seinen Wechselwunsch mit finanziellen Nöten, ausgelöst durch einen windigen Berater.

 Filip Jicha will zum FC Barcelona wechseln, obwohl er sich in Kiel sehr wohlfühlt.

Filip Jicha will zum FC Barcelona wechseln, obwohl er sich in Kiel sehr wohlfühlt.

Foto: dpa, reh jai

Im Interview mit den "Kieler Nachrichten" sagte der Weltklassespieler, der beim THW noch einen Vertrag bis 2016 mit Option auf eine einjährige Verlängerung besitzt, auf die Frage, wie hoch die Wahrscheinlichkeit sei, dass er künftig weiter für Kiel spiele: "Das weiß ich nicht. Ich kann nur sagen, dass ich den Verein gebeten habe, mich an den FC Barcelona zu verkaufen. Ich habe im Moment nur schlaflose Nächte. In die Situation, den Verein zu verlassen, den ich so liebe, wollte ich nie kommen. Ich wollte hier meine Karriere beenden. Aber jetzt kann ich den THW nur bitten, mich sofort zu verkaufen, um mir so zu helfen."

"Als ich 2006 aus der Schweiz zum TBV Lemgo wechselte, habe ich mich auf einen Finanzberater verlassen und wie viele andere Bundesliga-Profis viel Geld in Immobilien investiert. Ich war jung, naiv und sprach kaum Deutsch. Erst vier Jahre später habe ich erfahren, dass sich daraus ein Problem für mich entwickelt hatte. Ich bin in eine tiefe Falle getappt", erklärte der 33-Jährige.

Jicha sagt, dass er jeden Monat rund 40 Prozent seines Gehalts für die Altlasten ausgeben muss. "Ein Vertrag bis 2019 beim FC Barcelona gäbe mir die nötige Sicherheit, zumal in Spanien das Gehalt auch im Krankheitsfall gezahlt wird", sagte der 2,01 Meter große Tscheche.

Die Katalanen locken den Rückraumakteur mit einem Vier-Jahres-Vertrag. THW-Manager Thorsten Storm bestätigte unlängst, dass es eine Anfrage aus Spanien gebe. Aus finanzieller Sicht seien vier Jahre in Barcelona mit fünf Jahren in Kiel gleichzusetzen. "Als Sportler muss ich bleiben, als Familienvater habe ich dagegen fast schon die Pflicht, nach Barcelona zu gehen", sagte Jicha.

Ob Jichas finanziellen Sorgen damit gelöst wären? "Auf jeden Fall wäre es eine sehr große Hilfe. Bei den aktuellen Vertragsbedingungen sind vier Jahre Barcelona mit fünf in Kiel zu vergleichen. Ich habe mich entschieden, ganz offen über meine Situation zu sprechen. Das ist mir nicht leicht gefallen. Ich habe mich dafür geschämt, in welche Situation ich geraten bin. Aber bei den Menschen, die so sehr hinter dem THW Kiel stehen, soll nicht der Eindruck entstehen, ich sei ein Judas, dem es nur ums Geld geht", ergänzte Jicha.

Er könne sich jedoch auch einen langfristigen Verbleib in Kiel vorstellen: "Es gibt theoretisch die Option, langfristig in Kiel zu bleiben. Ich kann aber auch die Verantwortlichen verstehen, die sich zuerst sicher sein wollen, dass ich wieder zu alter Stärke finden kann. Ich dagegen bin mir sicher, dass ich bis 2019 auf einem sehr hohen Niveau spielen kann."

Der 33 Jahre alte Jicha spielt seit 2007 für den THW Kiel und besitzt noch einen Kontrakt bis 2016 mit Option auf eine einjährige Verlängerung. Kiels Trainer Alfred Gislason will auf den Welthandballer des Jahres 2010 nicht verzichten. "Er ist fest bei uns eingeplant", hatte der Isländer bereits vor Tagen gesagt.

Jicha gewann mit dem THW zweimal die Champions League und sechsmal den deutschen Meistertitel. In Barcelona soll Jicha den früheren THW-Profi Nikola Karabatic ersetzen, der zu Paris St. Germain wechselt.

(can)
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