Handball Heinevetter führt Füchse zum ersten Pokal-Titel

Hamburg/Düsseldorf · Die Mannschaft des überragenden Torhüters Silvio Heinevetter schockt mit ihrem 22:21-Erfolg im Endspiel die SG Flensburg-Handewitt. Der favorisierte Bundesligarivale verliert zum vierten Mal in Folge ein Finale.

Final Four 13/14, Finale: Füchse Berlin - Flensburg 22:21
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Final Four 13/14, Finale: Füchse Berlin - Flensburg 22:21

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Während Spieler, Funktionäre und Fans der Füchse Berlin ihrer Freude nach dem 22:21-Sieg freien Lauf ließen, war Ljubomir Vranjes am Boden. "Das ist brutal. Ich fühle mich leer und finde keine Worte für das, was passiert ist", sagte der Trainer des Handball-Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt, "es fällt mir schwer zu atmen. Das Herz tut weh." Am Samstag hatte seine Mannschaft mit dem 30:26 gegen den Bundesliga-Zweiten Rhein-Neckar Löwen die vermeintlich schwerste Pokal-Aufgabe gelöst. Nachdem zuletzt dreimal hintereinander der THW Kiel im Endspiel triumphiert hatte, wollten die Flensburger erstmals seit 2005 wieder den Pokal gewinnen. Kiel war im Achtelfinale in eigener Halle an den Rhein-Neckar Löwen gescheitert. Der Weg schien für Flensburg frei.

Doch am Ende feierte der Gegner, der sich tags zuvor mit 30:28 gegen MT Melsungen durchgesetzt hatte. Den Fehlstart (2:7) steckten die Berliner locker weg. Sie gestalteten schnell die Partie ausgeglichen. "Wir wussten, dass wir gewinnen können. Wir wussten auch, in welcher Kabine beim Halbzeitstand von 11:11 die bessere Stimmung herrschte", sagte Silvio Heinevetter. Der Nationaltorhüter war einer der Sieggaranten in einem Team, in dem sich jeder für seinen Nebenmann zerriss. "Die maximale Bereitschaft, um jeden Millimeter des Spielfeldes zu kämpfen, war der Schlüssel zum Sieg", meinte Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning.

Was Einsatz und Leidenschaft betraf, war der Gegner nicht schlechter. Aber die Berliner, die 2007 den Bundesliga-Aufstieg schafften und sich nun bei ihrer ersten Teilnahme am Final 4 den Pokal sicherten, waren den Tick gieriger und auch glücklicher. Neben Heinevetter, der mit seiner zuweilen unorthodoxen Art so manche Chance zunichtemachte, prägten zwei Profis das Spiel, die von 2009 bis 2011 beim FC Barcelona spielten: Konstantin Igropulo und Iker Romero.

Igropulo (wird heute 29) warf neun Tore. "Diese Mannschaft ist einfach unglaublich", sagte der Rückraumspieler, der seit 2012 in Berlin aktiv ist. Vermittler war Romero, der im Sommer nach drei Jahren seine Zeit in Berlin ausklingen lässt. Romero gehört zwar nicht zu den schnellsten und beweglichsten Spielern, demonstrierte aber einmal mehr, wie wertvoll er ist.

Zunächst als Motivator. "Unser weiser Kapitän hat vor dem Spiel gesagt: Heute gibt es nicht 16 Spieler, sondern nur einen — und der heißt Füchse Berlin", erzählte Heinevetter. Zudem war der Spiellenker und Torschütze. Romero hat das Auge und die Erfahrung, um Situationen einzuschätzen und im richtigen Moment eine zielführende Entscheidung zu treffen. In der aufregenden Endphase, als jeder Fehler weh tat, stand er auf dem Feld. Er traf auch zwei Minuten vor dem Ende zum 22:21, er half mit, erfolgreich Zeit zu schinden, nachdem Torhüter Heinevetter den Wurf seines Nationalmannschaftskollegen Holger Glandorf gut eine Minute vor Schluss abgewehrt hatte.

Die Berliner, in dieser dieser Saison vor allem im Rückraum durch Verletzungen immer wieder geschwächt, nutzten ihre Chance. Im Mai können sie als Gastgeber der Finalrunde des EHF-Pokals noch einen weiteren Titel holen.

(RP)
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