Handball-Bundesliga startet Kein Weg führt an Krösus Kiel vorbei

Hamburg · Analog zu den Fußballern des FC Bayern geht der THW Kiel als haushoher Favorit in die neue Saison. Für die Rolle des ärgsten Widersachers kommen in diesem Jahr wohl nur zwei Teams infrage.

THW Kiel gewinnt souverän gegen Füchse Berlin
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Neue Stars, mehr Geld und ein grenzenloses Selbstbewusstsein: Während viele Bundesligisten den Gürtel in der kommenden Spielzeit enger schnallen müssen, drängt Handball-Rekordmeister THW Kiel in neue Sphären. Bei sämtlichen Umfragen liegt das Star-Ensemble von Trainer Alfred Gislason meilenweit vorn. Die Konkurrenz ist unterdessen mehr mit sich selbst beschäftigt als mit einer bevorstehenden Zebra-Jagd.

"Klar sind wir der Titelfavorit, da stehen wir zu", sagte Gislason, ohne mit der Wimper zu zucken: "Wir sind der THW Kiel und wollen jedes Spiel gewinnen. Wir werden alles dafür tun, um wieder deutscher Meister zu werden."

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Foto: dpa, skh fpt

Die anderen 18 Bundesliga-Klubs haben dem nicht viel entgegen zu setzen. Alle befragten Trainer und Spieler tippen auf den Kieler Serienchampion, der seine Muskeln gerade beim imponierenden Supercup-Erfolg gegen Pokalsieger Füchse Berlin (24:18) spielen ließ. Selbst Champions-League-Sieger SG Flensburg-Handewitt und Vizemeister Rhein-Neckar Löwen werden maximal Außenseiterchancen eingeräumt.

Das verwundert kaum. So hat der THW seinen Etat nach der Last-Minute-Meisterschaft im Mai noch einmal um eine halbe Million auf 9,5 Millionen Euro erhöht und sich mit dem kroatischen Welthandballer Domagoj Duvnjak, dem spanischen EM-Torschützenkönig Joan Canellas (beide HSV Hamburg) und dem deutschen Nationalspieler Steffen Weinhold (SG Flensburg-Handewitt) spektakulär verstärkt. Die vierte Meisterschaft in Folge und die zehnte in elf Jahren scheint da schon programmiert.

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Foto: dpa, arn lof

Neben den Kielern stehen vor allem die Löwen mit ihrem neuen Trainer Nikolaj Jacobsen im Fokus. Nur wenige Wochen nach der um die Winzigkeit von zwei Toren verpassten Meisterschaft herrschte beim badischen Klub über weite Strecken der Vorbereitung aber helle Aufruhr - an einen erneuten Titelkampf war aufgrund des Theaters um die 2015 bevorstehenden Abgänge von Geschäftsführer Thorsten Storm und Keeper Niklas Landin (beide nach Kiel) lange Zeit nicht zu denken.

"Wir tun gut daran, wenn wir stets nur von Spiel zu Spiel denken", sagte Oliver Roggisch, der im Sommer vom Handballfeld ins Team-Management der Löwen wechselte. Und auch Coach Jacobsen hält den Ball flach: "Favorit sind sicher nicht wir", sagte der Däne, weiß aber auch um die Heimstärke seines neuen Arbeitgebers.

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Foto: dpa, ah fdt

Nach 17 Monaten ohne Niederlage in der heimischen Arena strotzt das Team um Kapitän Uwe Gensheimer vor Selbstvertrauen - das bittere Gefühl der knapp verpassten Meisterschaft gibt zusätzliche Motivation. "Die Aufgabe der alten Spieler ist es, den neuen zu verdeutlichen, wie groß der Schmerz war und dass wir das nicht mehr erleben wollen", sagte Gensheimer.

Zweiter Herausforderer dürften die Flensburger sein. Doch nach dem medialen Getöse um SG-Coach Ljubomir Vranjes als neuem Bundestrainer und dem Abgang erfahrener Spieler wie Kreisläufer Michael Knudsen, Keeper Sören Rasmussen und Linkshänder Weinhold ist die Meisterschaft in weiter Ferne. "Wir stehen vor einem Neuanfang und müssen etwas Geduld haben", sagte Vranjes: "Ein Titel ist eine sehr lange Reise." Wie die anderen Top-Klubs steht Flensburg vor einem hammerharten Programm: Bis zum Jahresende muss die SG 34 Pflichtspiele bestreiten.

Hinter den "Top 3" der Liga tummeln sich die üblichen Verdächtigen. Neben Pokalsieger Füchse Berlin, dem SC Magdeburg und der MT Melsungen blickt die Handball-Szene gespannt zum HSV Hamburg, wo der Neuanfang nur wenige Wochen nach der Last-Minute-Rettung voll im Gange ist. "Wir sind zum ersten Mal in der Situation, dass wir mal die sind, die überraschen können", frohlockt HSV-Keeper Johannes Bitter. Mit der Meisterschaft dürften die Hanseaten diesmal aber nichts zu tun haben.

(sid)
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