DHB-Team schlägt Russland Handballer bei der EM nicht zu stoppen

Breslau · Das Team von Bundestrainer Sigurdsson besiegt Russland mit 30:29. Damit hat die DHB-Auswahl am Mittwoch gegen Dänemark die Chance, sich fürs Halbfinale zu qualifizieren und um eine Medaille zu spielen.

Deutschland siegt im Thriller gegen Russland
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Foto: dpa, jkm mr

Torhüter Carsten Lichtlein setzte völlig losgelöst zu einem Lauf durch die Jahrhunderthalle an, Bundestrainer Dagur Sigurdsson hüpfte an der Seitenlinie freudestrahlend auf und ab, ehe er von Lichtlein umarmt wurde. Nach einem weiteren Krimi haben die deutschen Handballer bei der EM in Polen den Einzug ins Halbfinale vor Augen. Ihren Emotionen ließen sie nach dem 30:29 (17:16)-Erfolg gegen Russland freien Lauf. "Das war ein unglaubliches Gefühl beim Abpfiff. Wir sind einfach nur ausgerastet. Als ich gesehen habe, dass der isländische Eisblock auch so jubelt, gab es kein Halten mehr", sagte Lichtlein. Der Gummersbacher wurde für den zuletzt stark haltenden Andreas Wolff eingewechselt (24. Minute) und zeigte, weshalb er vor dem Turnier als Nummer eins im deutschen Tor galt.

Sigurdsson musste nach den dramatischen Schlusssekunden erst einmal tief durchatmen. "Das war eine Schlacht. Kompliment an die Jungs. ", sagte er nach dem vierten Sieg in Folge. Die jüngste aller 16 EM-Mannschaften darf sich auf ein "Endspiel ums Halbfinale" am Mittwoch (18.15 Uhr/ARD) gegen den Dänemark freuen. Der EM-Zweite besiegte Spanien nach einem 11:14-Pausenrückstand mit 27:23 und kassierte in den ersten 23 Minuten nach der Pause nur vier Treffer!

DHB-Team siegt mühelos gegen Ungarn
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Foto: dpa, dw hm

Der Einsatz von Kapitän Steffen Weinhold (Oberschenkel) und Christian Dissinger (Rücken), mit sieben Toren der erfolgreichste deutsche Werfer gegen Russland, ist aufgrund von Blessuren fraglich. "Es sieht schlecht aus", sagte Sigurdsson. Mindestens Platz sechs ist demTeam sicher, eine vor dem Turnier kaum für möglich gehaltene Ausbeute. Doch nun ist sogar eine Medaille in Reichweite. Zuletzt stand eine DHB-Auswahl bei der EM 2008 in Norwegen im Halbfinale. Damals gab es eine unglückliche 25:26-Niederlage gegen den späteren Europameister Dänemark.

Im Gegensatz zur Gala zum Hauptrundenauftakt gegen den Olympia-Vierten Ungarn (29:19) erwischte der WM-Siebte einen schlechten Start. Nach einigen überhasteten Aktionen im Angriff und Unaufmerksamkeiten in der Abwehr hieß es 0:3 (3. Min.). Doch die Siegesserie hat viel Selbstvertrauen verliehen. Das deutsche Team kämpfte sich zurück und ließ sich auch von einer der zahlreichen Fehlentscheidungen der Schiedsrichter nicht beirren. Beim Stand von 5:7 hatte ein Wurf von Rune Dahmke die Linie knapp überschritten, doch die Portugiesen ließen weiterspielen. "Da waren komische Entscheidungen dabei", sagte Sigurdsson.

Das deutsche Angriffsspiel wurde aber variabler, die Anspiele auf Kreisläufer Erik Schmidt (6 Tore) funktionierten immer besser. Im Rückraum war auf die wurfgewaltigen Dissinger und Steffen Fäth Verlass. Schmidt sorgte beim 10:10 für den Ausgleich. Die zuletzt so bärenstarke Defensive um Abwehrchef Finn Lemke hatte aber weiterhin einige Probleme mit den trickreichen Gegenspielern.

"Die Russen spielen sehr effektiv im Angriff. Wir haben nicht optimal gespielt und führen trotzdem. Jetzt holen wir uns die zwei Punkte", kündigte Wolff vor Beginn der zweiten Halbzeit an. Sigurdsson stellte seine Abwehr von einer 6:0- auf eine 5:1-Deckung um. Dahinter vertraute er Lichtlein, der in den vergangenen Spielen im Schatten von Wolff stand. Die Maßnahmen zahlten sich zunächst aus.

Im Angriff machte Dissinger sein bestes EM-Spiel. Nach zwei Toren des Rechtshänders und einem Gegenstoßtor von Dahmke zog das DHB-Team erstmals auf vier Tore davon zum 23:19 (40.). Doch auch eine 25:20-Führung (45.) bedeutete noch nicht die Entscheidung. Russland glich nach sehr umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen zum 26:26 (52.) aus. Auch nach dem 30:27 (58.) blieb es spannend, doch die DHB-Auswahl hatte das bessere Ende für sich und träumt jetzt sogar vom ganz großen Wurf.

(sid/RP)
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