Handball-EM 2016 Die deutschen Europameister in der Einzelkritik
Die deutschen Handballer haben eine überragende EM gespielt und mit ihren Auftritten einen Hype in der Heimat ausgelöst. Die Turnier-Leistungen der einzelnen Spieler und von Bundestrainer Dagur Sigurdsson in der Einzelkritik.
Dagur Sigurdsson (42, Bundestrainer): Klare Ansprache, souveränes Auftreten, perfektes taktisches Konzept: Der Isländer schenkte dem jungen Team sein volles Vertrauen und behielt auch in kritischen Situationen stets kühlen Kopf. Sein Anteil am Wintermärchen ist garnicht hoch genug einzuschätzen. - Note: 1
Andreas Wolff (24, Torhüter): Der Keeper von der HSG Wetzlar sprach vom ersten Tag an vom EM-Titel - und untermauerte sein forsches Auftreten abseits des Feldes mit unglaublichen Auftritten im Tor. Die Berufung ins All-Star-Team sagt alles über DEN Senkrechtstarter des Turniers. Mit 48 Prozent gehaltener Bälle lieferte Wolff ausgerechnet im Finale sein Meisterstück. - Note: 1
Carsten Lichtlein (35, Torhüter): Der Team-Oldie startete erstmals als Nummer eins in ein Turnier, wurde dann abgelöst - und machte trotzdem einen guten Job. Als es im Krimi gegen Russland (30:29) drauf ankam, war der Ersatzkapitän da. Hielt zudem fünf Siebenmeter. - Note: 2-
Finn Lemke (23, Abwehrchef): Lemke überragte nicht bloß mit seiner Körpergröße (2,10 Meter). Der neue Abwehrchef hielt das deutsche Defensiv-Bollwerk tadellos zusammen und überzeugte mit zwölf Blocks und sechs Steals als bester Verteidiger des Turniers. - Note: 1
Rune Dahmke (22, Linksaußen): Der Trickwurf-Spezialist spielte unbekümmert auf und vertrat den verletzten Kapitän Uwe Gensheimer mit frechen Auftritten. Sein Highlight erlebte der pfeilschnelle Kieler, als er 19 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit des Halbfinal-Krimis gegen Norwegen eiskalt zum Ausgleich verwandelte. Auch im Finale gehörte Dahmke zu den Besten. - Note: 2+
Niclas Pieczkowski (26, Linksaußen und Spielmacher): Durch die Ausfälle von Gensheimer und Michael Allendorf spielte der etatmäßige Spielmacher in Polen auch als Backup für Dahmke. Spielte aber meist nur eine Nebenrolle. - Note: ohne Bewertung
Steffen Fäth (25, Rückraum links): Mit 30 Treffern avancierte Fäth zum besten Feldtorschützen im deutschen Team. Er übernahm nach den vielen Verletzungen noch mehr Verantwortung und lag mit 29 Torvorlagen auch in dieser Statistik teamintern vorn. - Note: 1-
Julius Kühn (22, Rückraum links): Kam nach der Dissinger-Verletzung quasi von der Couch auf die Platte - und rockte das Turnier. Im Halbfinale gegen Norwegen, seinem vierten Länderspiel, schweißte er in der zweiten Halbzeit fünf Bälle ziemlich emotionslos im Kasten des Gegners ein. - Note: 2+
Christian Dissinger (24, Rückraum links): Erwischte einen guten Start ins Turnier, tauchte dann etwas ab und zeigte beim Russland-Krimi (30:29) sein stärkstes Spiel - dann stoppte ihn eine Adduktoren-Verletzung. - Note: 2
Simon Ernst (21, Rückraum links): Ernst trat bei der EM kaum in Erscheinung - bis zu den turbulenten Schlusssekunden gegen Norwegen. Ausgestattet mit dem gelben Leibchen, rannte der Youngster im Überschwang der Gefühle schon aufs Spielfeld, bevor die Partie offiziell beendet war. Die Skandinavier legten noch am Abend Protest ein, und Ernst durchlebte schlaflose Stunden. - Note: ohne Bewertung
Martin Strobel (29, Spielmacher): Regisseur Strobel war neben Lichtlein der einzige deutsche Spieler mit EM-Erfahrung - das machte sich positiv bemerkbar. Mit seiner Schnelligkeit und seinem Spielverständnis gab er dem deutschen Spiel Ruhe und Struktur. - Note: 2
Fabian Wiede (21, Rückraum rechts): Wiede trug nach der Verletzung von Kapitän Steffen Weinhold eine große Verantwortung. Vor allem beim wichtigen Sieg gegen Dänemark (25:23) bestach er mit seiner ungeheuren Nervenstärke und war mit fünf Treffern maßgeblich beteiligt. - Note: 2+
Kai Häfner (26, Rückraum rechts): Vom heimischen Sofa zum gefeierten EM-Helden: Der Linkshänder lieferte mit dem furiosen Halbfinale gegen Norwegen (drei Tore in der Verlängerung) eine der großen Geschichten dieser EM. Höhepunkt der Häfner-Show war das Siegtor fünf Sekunden vor dem Ende. Nicht zuletzt 7 (!) Tore im Finale sprechen für sich. - Note: 1
Steffen Weinhold (29, Rückraum rechts): Spielte bis zu seinem tragischen EM-Aus ein bärenstarkes Turnier. Der Kapitän ging als leuchtendes Vorbild voran, warf sich in jeden Zweikampf und erzielte in den entscheidenden Phasen wichtige Tore. Unterstützte das Team auch nach seinem Ausscheiden nach Kräften. Note: 1
Tobias Reichmann (27, Rechtsaußen): Der deutsche Polen-Experte (in Kielce unter Vertrag) spielte das Turnier seines Lebens. Ob als "Iceman" von der Siebenmeterlinie (26 Treffer bei 29 Würfen) oder als Sprungwunder von außen: Auf Reichmann war immer Verlass. Machte den Ausfall Patrick Groetzki vergessen und wurde mit der Berufung ins All-Star-Team belohnt. Zudem zweitbester Torschütze (46 Treffer) des Turniers. - Note: 1
Johannes Sellin (25, Rechtsaußen): Der Backup für Reichmann kam kaum zum Zug. - Note: Keine Bewertung
Hendrik Pekeler (24, Kreisläufer): Der kongeniale Partner von Abwehrchef Finn Lemke spielte in der deutschen Deckungszentrale eine ganz starke EM. Auch vorne machte er einen ausgezeichneten Job. - Note: 1
Jannik Kohlbacher (20, Kreisläufer): Das Küken im Team überraschte schon mit seiner Nominierung. Mit seinem tiefen Körperschwerpunkt war er eine wunderbare Alternative für die beiden langen Kreisläufer Pekeler und Schmidt. - Note: 2
Erik Schmidt (23, Kreisläufer): Ob im Mittelblock in der Zentrale, auf der defensiven Halbposition oder vorne am Kreis: Schmidt war die Allzweckwaffe von Bundestrainer Sigurdsson. Im Hauptrunden-Krimi gegen Russland (30:29) glänzte er mit sechs Treffern als humorloser Vollstrecker. - Note: 2+