Handball-EM Die deutsche Mannschaft muss jetzt liefern

Varazdin · Nach den beiden Unentschieden in der Vorrunde bei der Handball-EM steht auch Bundestrainer Christian Prokop in der Hauptrunde unter Druck. Das deutsche Team darf sich keinen Ausrutscher mehr erlauben.

 Bundestrainer Christian Prokop im Gespräch mit seinen Spielern.

Bundestrainer Christian Prokop im Gespräch mit seinen Spielern.

Foto: dpa, skm

Ein bisschen neidisch ist Bob Hanning. "Die Tschechen haben unverschämterweise die Rolle eingenommen, die wir 2016 spielten. Sie kommen hierher und rocken die EM", sagt der Vizepräsident des Deutschen Handballbundes. Respekt spricht aus diesen Worten. Respekt vor der Mannschaft, die die ehemaligen Bundesligaprofis Daniel Kubes und Jan Filipp trainieren. Auf dem Weg in die Hauptrunde besiegte sie Olympiasieger Dänemark mit 28:27, in Ondrej Zrdahala hat sie ihren herausragenden Spieler. Er spielte in der Saison 2011/12 in Dormagen beim Zweitligisten DHC Rheinland.

Die Tschechen sind vor der heutigen Parte in Varazdin (18.15/ZDF) gut drauf. Die Spieler des Titelverteidigers Deutschland suchen den Weg zurück in die Erfolgsspur. "Es gibt keine Alibis mehr. Jetzt muss die Mannschaft liefern. Die PS, die diese Truppe zweifellos hat, müssen auf die Straße gebracht werden", forderte Hanning vor dem Umzug ins 115 Kilometer von Zagreb entfernte Sveti Martim. Dort sind die sechs Teams der Hauptrunde in einem Wellnesshotel untergebracht.

Die beiden 25:25-Unentschieden gegen Slowenien und Mazedonien zeigten, dass die Spieler, die in Kroatien dabei sind, noch nicht zusammengefunden haben. "Jeder muss ein paar Prozentpunkte zulegen, dann werden wir wieder so auftreten, wie wir uns das wünschen", sagt Torhüter Silvio Heinevetter, der gegen Mazedonien elf Sekunden vor Schluss gegen Kreisläufer Stojanche Stoilov eine Niederlage verhinderte.

Keine gute Note für die bisherige Arbeit des Trainers Christian Prokop. Der 39-Jährige, für 500.000 Euro vom Erstligisten Leipzig freigekauft, ist seit April 2017 als Nachfolger von Dagur Sigurdsson im Amt. Der Isländer hatte den deutschen Handball wiederbelebt. Prokop will das Erbe weiterentwickeln und nicht nur verwalten. Nach der durchwachsenen Vorrunde wächst der Druck auf ihn. Und den hat er selbst verstärkt. Dass er nach nur zwei Spielen Abwehrchef Finn Lemke nach Zagreb holte, spricht nicht gegen ihn. Doch der (vorläufige) Verzicht auf die bei den Mitspielern beliebte Führungsfigur hatte Unruhe gebracht.

"Vielleicht tut uns der Umzug gut. Ein neues Umfeld, neuer Elan", sagte Julius Kühn. Der erfolgreichste Feldtorschütze der Bundesliga sucht wie einige seiner Mitspieler seine Form. "Jeder hat seine Verantwortung. Wir müssen uns auf jeder Position verbessern", betont Prokop.

Folgen nun Siege gegen Tschechien, am Sonntag gegen Olympiasieger Dänemark (18.15 Uhr) und am Mittwoch gegen den EM-Zweiten Spanien (20.30) - dann steht die DHB-Auswahl sicher im Halbfinale. Die Abwehr hat sich stabilisiert, im Angriff läuft noch zu viel unrund. "Wenn wir gegen Tschechien verlieren, dann haben wir unsere Ziele nicht erreicht, dann haben Dinge nicht funktioniert", stellte Bob Hanning klar. Er hatte Trainer Prokop, der nicht unumstritten war, gewollt.

Auch für ihn sind es spannende Tage in Kroatien.

(cze)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort