Handball-EM Das erste "Endspiel" gegen Schweden wird zum Stresstest

Breslau · Ihren EM-Fehlstart trotz guter Leistung gegen Spanien (29:32) hatten die deutschen Handballer schnell abgehakt. Bei einer Folge Dschungelcamp suchte die Rasselbande von Bundestrainer Dagur Sigurdsson ein bisschen Zerstreuung und legte ihren Fokus voll auf die nächste schwere Aufgabe.

Handball-EM: Deutschland startet mit unnötiger Schlappe gegen Spanien
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Deutschland startet mit unnötiger Schlappe

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"Jetzt kommen die Spiele, die wir gewinnen müssen", sagte Teammanager Oliver Roggisch und deklarierte die Partie am Montag (20.30 Uhr/Live-Ticker) gegen Rekord-Europameister Schweden zum "ersten kleinen Endspiel". Die Wikinger hatten zum Auftakt Slowenien 23:21 besiegt.

Tatsächlich dürfte das Duell mit den Skandinaviern zum ersten Stresstest für die mit 14 EM-Debütanten gespickte DHB-Auswahl werden. Wenn der WM-Siebte bei der EM noch eine Rolle spielen möchte, ist ein Sieg fast schon Pflicht.

Sigurdsson lässt der steigende Druck jedoch kalt. Der Isländer gab sich am Sonntag gewohnt unaufgeregt - die über weite Strecke starke Vorstellung gegen Spanien sorgte für Zuversicht.

"Wir können stolz sein auf unseren Kampfgeist und wie wir gespielt haben", sagte Sigurdsson: "Jetzt müssen wir unseren ganzen Fokus auf das nächste Spiel gegen Schweden legen - und weitermachen." Mit einem Erfolg gegen die Wikinger wäre das Erreichen der Hauptrunde, für die sich die ersten drei Teams der Gruppe qualifizieren, zum Greifen nah.

Dafür gilt es aber die Formschwankungen aus dem Auftakt gegen Spanien abzustellen. Nach einem frechen Start (9:7-Führung) verlor die deutsche Mannschaft kurzzeitig völlig den Faden und lag elf Minuten und etliche unnötige Ballverluste später plötzlich mit 11:18 zurück. "Es wäre der Tod für uns, wenn wir die Bälle vorne wieder so wegschmeißen und die Schweden damit zu Gegenstößen einladen", warnte Kapitän Steffen Weinhold, betonte aber: "Wenn wir unsere Fehler aus dem Spanien-Spiel abstellen, bin ich sehr zuversichtlich."

Unerfahrenheit die größte Schwäche

In besagter Phase zeigte sich die größte Schwäche des jüngsten aller EM-Teams: die Unerfahrenheit. Die ausgebufften spanischen Stars nutzten jeden Fehler der deutschen Mannschaft gnadenlos aus und zogen in kürzester Zeit davon. "Solche Fehler wären uns wahrscheinlich nicht passiert, wenn wir alle 30 Jahre alt wären und 150 Länderspiele hätten", sagte Kreisläufer Erik Schmidt, der mit vier Treffern zu den positiven Überraschungen des EM-Auftakts zählte.

Auch Senkrechtstarter Christian Dissinger erwischte mit sechs Treffern am Samstag einen richtig guten Start ins Turnier - und nahm so auch ein "gutes Gefühl" für die weiteren Spiele mit. "Wir waren gegen einen der Top-Favoriten nicht viel schlechter, auf dieser Leistung können wir aufbauen", sagte der Kieler Rückraumspieler. Der im zweiten Abschnitt starke Keeper Andreas Wolff versprach: "Ich gehe fest davon aus, dass wir die nächsten beiden Spiele gewinnen werden."

Schweden hat jedenfalls reichlich Respekt vor dem deutschen Team. "Sie haben saustarke Spieler", sagte Kapitän Tobias Karlsson und prognostizierte ein "enges Spiel": "Deutschland ist stärker als Slowenien, muss aber unbedingt gewinnen."

Die Diskussionen um seine verbotene Kapitänsbinde in den Regenbogenfarben erklärte der Abwehrchef der SG Flensburg-Handewitt unterdessen für beendet. "Ich habe damit die Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt und werde mich weiter für Toleranz einsetzen", sagte Karlsson, "jetzt zählt für mich aber erstmal nur der Sport".

(sid)
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