Erinnerungen an die Heim-WM 2007 Deutschland ist wieder im Handball-Fieber

Breslau/Düsseldorf · Die Ausfälle der Rückraumspieler Steffen Weinhold und Christian Dissinger tun weh, doch vor dem Endspiel um den Einzug ins EM-Halbfinale heute in Breslau gegen Favorit Dänemark strotzt die deutsche Auswahl vor Zuversicht.

Deutschland siegt im Thriller gegen Russland
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Foto: dpa, jkm mr

Ein bisschen erinnert die Situation an den Januar 2007. Auch damals wussten nur wenige in Deutschland, dass ein Handball-Großturnier stattfand — und das sogar im eigenen Land. Innerhalb von 14 Tagen wurde dann eine Nation vom Handballvirus infiziert. Spieler wie Pascal Hens, Henning Fritz, Markus Baur, Torsten Jansen, Florian Kehrmann, Holger Glandorf und Michael Kraus sowie ihr schon weitaus bekannter Trainer und Schnauzbartträger Heiner Brand waren Tagesgespräch. 16,17 Millionen sahen in der ARD den Sieg im WM-Finale in Köln gegen Polen. Der Marktanteil betrug fantastische 58,3 Prozent.

Neun Jahre später wächst erneut von Spiel zu Spiel die Zahl der Anhänger landauf, landab. Nach der EM wird der Handball schnell wieder zu einem regionalen Ereignis werden mit Klubs, die zum Beispiel in Kiel, Flensburg, Mannheim oder Gummersbach ihre Fans haben. Dennoch: Das Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson begeistert. Den Handballkrimi am Sonntag gegen Russland sahen im Schnitt 6,04 Millionen (Marktanteil: 19,7 Prozent). Werte, die heute (18.15 Uhr/Live-Ticker) in der Partie gegen den Topfavoriten Dänemark überboten werden dürften.

Trotz des Ausfalls ihrer torgefährlichsten Rückraumspieler Steffen Weinhold und Christian Dissinger - die Kieler erlitten am Sonntag beim 30:29 gegen Russland Muskelverletzungen - wollen die deutschen Profis gegen das dänische Team mit seinen zehn Bundesliga-Legionären ihre Chance suchen. Vier Siege in Folge nach dem 29:32 zum Auftakt gegen Spanien haben selbstbewusst gemacht. Die Art, mit der im Vorfeld der Titelkämpfe die Ausfälle von vier Stammspielern weggesteckt und nun auch die jüngsten beiden Verletzungen angenommen wurde, imponiert. "In unserer Mannschaft kann jeder jeden vertreten", sagte Rune Dahmke, in Polen der Ersatzmann für Weltklasse-Linksaußen Uwe Gensheimer. "Es ist ein Spiel, in dem alles möglich ist", betonte Weinhold-Vertreter Steffen Häfner, der wie Julius Kühn am Montagabend erstmals wieder mit der Auswahl trainierte.

Auf die Neuen hält Sigurdsson große Stücke. "Kühn ist ein Shooter und ein sehr großes Talent. Ich bin ein Fan von ihm. Häfner ist spielerisch sehr stark. Er hat eine gute Waffe, das heißt, er kann aus dem Rückraum sehr gut werfen. Und er ist sehr gut drauf", sagte der Isländer. Seit 17 Monaten trainiert Sigurdsson das Nationalteam und kann eine imponierende Bilanz aufweisen: 23 Siege, zwei Remis, fünf Niederlagen. Er hat vieles richtig gemacht und etliche junge Spieler eingebaut. Obwohl aus der Stamm-Sechs bei der WM in Katar (Platz sieben) jetzt nur Kreisläufer Henrik Pekeler übrig ist, gehört das deutsche Aufgebot zu den positiven Überraschungen dieser EM. "Die Jungs haben einfach keine Angst. Das ist das große Plus", betonte Bob Hanning, der als Vizepräsident beim Deutschen Handballbund (DHB) für den Leistungssport zuständig ist.

Handball-WM 2007: Der deutsche Weg zum Titel
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Häfner und Kühn haben noch nicht wie die anderen Spieler fünf Partien in den Knochen. Zwei Tage konnten sich die Deutschen ohne Wettkampfstress vorbereiten. Die Dänen, die Weltklassespieler auf jeder Position haben, waren gestern Abend noch gegen Schweden (28:28) gefordert. Die Abwehr muss stehen, dazu müssen die Torhüter Andreas Wolff oder Carsten Lichtlein einen Sahnetag erwischen, dann kann die in jedem EM-Spiel in ihrer kämpferischen Einstellung überzeugende DHB-Auswahl für eine Überraschung sorgen. "Gegen dieses Team spielt niemand gern", bemerkte Paul Drux. Der Rückraumspieler aus Berlin, bei der WM noch einer der überragenden deutschen Spieler, arbeitet sich nach seiner Schulteroperation im Juli wieder in den Handball-Alltag zurück.

(RP)
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