Handball-EM Janke startet in elf Tagen von null auf hundert

Zagreb · Maximilian Janke vom Bundesligisten DHfK Leipzig wurde erst an Neujahr ins EM-Team von Trainer Prokop berufen. Dass er am Samstag dabei ist, wenn die Nationalmannschaft in Zagreb gegen Montenegro (17.15 Uhr/ZDF) erfolgreich in die Vorrunde starten will, überraschte nicht nur ihn.

 Maximilian Janke im Testspiel gegen Island.

Maximilian Janke im Testspiel gegen Island.

Foto: dpa, wst

Als sich seine Mitspieler im Training mit dem großen Ball aufwärmen, absolviert Maximilian Janke abseits einige Übungen zur Stärkung seiner Muskeln und zur Stabilisierung des Körpers. "Es stimmt zwar, dass ich nicht so gerne Fußball spiele. Aber ich glaube, unser Mannschaftsarzt wäre auch nicht gerade begeistert", sagt der Profi des Handball-Bundesligisten DHfK Leipzig. Eine Adduktorenverletzung hatte den 24-Jährigen im Dezember gestoppt. Dass er heute dabei ist, wenn die Nationalmannschaft in Zagreb gegen Montenegro (17.15 Uhr/ZDF) erfolgreich in die EM-Vorrunde starten will, überraschte nicht nur ihn. "Ich kann nicht sagen, dass sich ein Traum erfüllt hat, denn über so etwas habe ich nicht groß nachgedacht. Ich war auf das Tagesgeschäft konzentriert und habe gedacht, vielleicht kommt es irgendwann", erzählt der 1,96-m-Mann.

Irgendwann, das war der Neujahrstag. Da rief Bundestrainer Christian Prokop an. Am nächsten Tag war Janke in Stuttgart beim Lehrgangsauftakt. Er gehörte erstmals zur Nationalmannschaft, war dann bei den beiden Spielen gegen Island dabei und erzielte sein erstes Länderspieltor. In elf Tagen von null auf hundert - ein Senkrechtstart, der Janke aber nicht abheben lässt. "Wenn ich Einsatzzeiten bekomme, will ich mich vernünftig präsentieren", sagt er bescheiden und glücklich, denn "es hing ja in der Schwebe, dass ich zu dem Zeitpunkt überhaupt fit bin". Bundestrainer Prokop kennt Janke aus seiner Zeit als Trainer in Leipzig. "Max ist ein kompletter Spieler, der oft unterschätzt wird. Er ist gut in der Abwehr, egal, ob er im Innenblock oder auf der Halbposition eingesetzt wird. Er agiert klug im Angriff und ist zweikampfstark - alles Qualitäten, die für eine Mannschaft entscheidend sein können", erklärt der 39-Jährige. Nach seiner Zwangspause fühlt sich Janke noch nicht wieder ganz am Limit. "Mit meiner Abwehrleistung bin ich noch nicht ganz zufrieden", sagt der Rückraumspieler, dessen Hände auch im Alltag gebraucht werden. "Ich wohne alleine, da habe ich keine andere Wahl."

In seiner Freizeit liest er gerne Bücher. "Ich hatte gerade meine Klassiker-Phase, habe Jack London gelesen. Sonst interessieren mich historische Romane", betont der in Pfaffenhofen geborene Janke. Handball war schon immer sein Ding. "Es ist tatsächlich so, dass ich in anderen Sportarten nicht so bewandert bin. Mein Vater hat mir irgendwann mal, als ich sechs Jahre alt war, erzählt, dass er Handball gespielt hat, und da ging es los. Dann schaffte einer aus der Region den Sprung aufs Sportinternat nach Magdeburg, als ich acht oder neun war. Da wollte ich hinterher. Dann lief das so weiter und weiter und gipfelte hier. Und das ist ganz nett."

In absehbarer Zeit will Janke ein Fernstudium aufnehmen. In Magdeburg begann er mit Maschinenbau, in Leipzig startete er mit Gebäude-, Umwelt- und Energietechnik, doch in beiden Fällen war es dann so, "wie ich Handball interpretiert habe", nicht mehr vereinbar. Und diese Sportart will er noch möglichst lange ausüben. Deshalb hört er jetzt stärker auf seinen Körper. "Jeder, der mal länger verletzt war, weiß, wie wichtig der Körper ist", sagt Janke, "denn zuschauen macht irgendwann echt keinen Spaß mehr."

(RP)
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