Entscheidung wohl im Februar Prokops Zukunft als Bundestrainer hängt am seidenen Faden

Die Zukunft von Handball-Bundestrainer Christian Prokop wird zeitnah entschieden. Während die Liga nach der EM-Pause wieder loslegt, steht die Analyse beim DHB kurz vor dem Abschluss. Ob der 39-Jährige sein Amt behält, ist fraglich.

Das ist Christian Prokop
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Foto: dpa, frg nic

Darf er bleiben oder muss er gehen? Die Zukunft von Christian Prokop als Handball-Bundestrainer hängt am seidenen Faden. Während die Bundesliga zwei Wochen nach dem ernüchternden Hauptrunden-Aus der Nationalmannschaft bei der EM wieder loslegt, ist die verbandsinterne Analyse weit fortgeschritten. Noch in diesem Monat darf mit einer Entscheidung gerechnet werden.

"Wir haben die Erwartung, dass wir unsere Analyse im Februar abgeschlossen haben werden", sagte Axel Kromer, Vorstand Sport beim Deutschen Handballbund (DHB), dem SID: "Wir arbeiten im Team daran, die richtigen Schlüsse zu ziehen und Folgehandlungen daraus abzuleiten." Eine Tendenz, ob Prokop die Handballer auf die Heim-WM im kommenden Jahr vorbereiten darf, nannte er nicht. Das nächste Länderspiel steigt am 4. April in Leipzig gegen Serbien.

Die Stimmung im Team ist gespalten

Im Mittelpunkt der Gespräche, die Kromer in verantwortlicher Position mit dem Trainerteam und Nationalspielern sowie im Präsidium des DHB führt, steht das Verhältnis von Trainer und Mannschaft. In Kroatien soll es atmosphärische Störungen zwischen Prokop und dem Team gegeben haben. So hatte die anfängliche Nicht-Nominierung von Abwehrchef Finn Lemke innerhalb des Teams für Wirbel gesorgt, zudem war hinter vorgehaltener Hand von gestörter Kommunikation mit den Spielern und Beratungsresistenz die Rede gewesen.

Die Stimmung im Team ist nach SID-Informationen gespalten. Während einige Spieler die Personalie Prokop sehr kritisch betrachten, gibt es auch klare Befürworter des Sachsen, der beim DHB noch einen Vertrag bis 2022 besitzt. "Es macht überhaupt keinen Sinn, einen Zwischenstand zu kommunizieren", sagte Kromer: "Wir sind froh, dass wir zurzeit die Ruhe haben, um die Dinge ungestört analysieren zu können."

Hinter den Kulissen wird eifrig diskutiert

Die Ruhe kommt den DHB-Bossen gelegen. Nachdem es in den Tagen nach dem EM-Debakel einen wahren Tsunami an Kritik und Meinungsäußerungen aus der Szene gegeben hatte, war es in der Öffentlichkeit zuletzt still geworden in der Bundestrainer-Frage.

Doch hinter verschlossenen Türen wird eifrig diskutiert, ob Prokop, der erst im Frühjahr 2017 ins Amt gehievt worden war und für den der DHB eine halbe Million Euro Ablöse an den SC DHfK Leipzig bezahlt hatte, noch der richtige Mann im wichtigsten Amt des deutschen Handballs ist. Eine Tendenz pro oder contra Prokop drang bislang nicht nach außen. Auch innerhalb der mächtigen Liga ist das Meinungsbild diffus.

Entscheidend wird die Frage sein, ob das Verhältnis zwischen Trainer und der Mannschaft noch zu kitten ist. Prokop hat daran keinen Zweifel: "Ich möchte diese Aufgabe weitermachen. Ich traue es uns auch gemeinsam zu", hatte der 39-Jährige zuletzt bei Sky Sport News HD gesagt: "Aber natürlich muss man ehrlich sein: Nach diesem EM-Auftritt liegt es nicht mehr in meiner Hand."

(sid)
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