Handball-Präsident Bauer rüffelt Hanning "Ich erwarte von Bob, dass er seine Teamfähigkeit verbessert"

Berlin · Präsident Bernhard Bauer wirft seinem Vize Bob Hanning öffentlich Egoismus vor - in der Führungsspitze des Deutschen Handballbundes (DHB) ist ein Streit entbrannt, der sich leicht zum Flächenbrand ausdehnen könnte.

 Bob Hanning erntet Kritik vom DHB-Präsidenten.

Bob Hanning erntet Kritik vom DHB-Präsidenten.

Foto: dpa, hei soe mac nie

"Ich erwarte von Bob, dass er seine Teamfähigkeit verbessert", sagte Bauer der Sport Bild: "Wenn es so weitergeht, dann können wir die Ziele, die wir für den deutschen Handball haben, nicht erreichen."

Länger schon trennt ein tiefer Graben den DHB-Boss und seinen für den Leistungssport zuständigen Stellvertreter. Nach SID-Informationen gab es bereits bei der WM in Doha einen Krisengipfel zwischen Bauer und Hanning, an dem außerdem Liga-Präsident Uwe Schwenker als Mediator sowie DHB-Generalsekretär Mark Schober teilnahmen. Bauer war unter anderem auch verärgert darüber, dass Hanning während der WM ohne interne Abstimmung beim ZDF-Sportstudio zu Gast war.

Auslöser des nun öffentlich entbrannten Streits ist vor allem die Tatsache, dass Hanning dem früheren Nationalspieler Stefan Kretzschmar den Posten des Frauen-Bundestrainers angeboten und sich damit angeblich im Alleingang über die Arbeit der Trainerfindungskommission beim DHB hinweggesetzt hatte. Kretzschmar hatte anschließend öffentlich verkündet, er habe zwar über das Angebot nachgedacht, es aber letztlich aus einem Bauchgefühl heraus abgelehnt.

Tatsache ist, dass der DHB und damit vor allem Hanning bei der Suche nach einem Bundestrainer für seine Frauen-Nationalmannschaft nicht gerade zielsicher zu Werke geht. Anfragen gab es nach SID-Informationen auch bei dem früheren Welthandballer Daniel Stephan sowie bei Christian Schwarzer und seinem Weltmeisterkollegen Markus Baur - Letzterer soll seine Bereitschaft für den Fall signalisiert haben, falls er weiterhin den Schweizer Männer-Erstligisten Kadetten Schaffhausen trainieren dürfe.

Die Mehrzahl der Trainer in der Handball Bundesliga Frauen (HBF) bemängelt, dass dem DHB seine Frauen bestenfalls egal seien. Anders sei nicht zu erklären, dass wenige Wochen vor dem nächsten Lehrgang der Nationalmannschaft im März und im Hinblick auf die wichtigen WM-Play-offs im Juni gegen Rekord-Weltmeister Russland noch immer kein Nachfolger für den nach der enttäuschenden EM entlassenen Heine Jensen gefunden sei. Mittlerweile gelten unter anderem der Däne Martin Albertsen, Trainer des Frauen-Bundesligisten SG BBM Bietigheim, und der frühere Nationalspieler Aaron Ziercke, Coach des Männer-Zweitligisten Empor Rostock, als erste Anwärter auf den Posten.

Dirk Leun, Trainer des Bundesliga-Tabellenführers Buxtehuder SV, und Renate Wolf, im 18. Jahr Cheftrainerin von Bayer Leverkusen, haben aus unterschiedlichen Gründen auf das Amt verzichtet. Herbert Müller, der Macher des viermaligen deutschen Meisters Thüringer HC, wurde gar nicht erst gefragt. Vermutlich, so wurde auf der Facebook-Seite des THC gemutmaßt, sei er dem DHB zu unbequem: "Der Herbert sagt, wenn ihm was nicht passt. Das mag Bob, der Baumeister, nicht."

(sid)
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