Rückenwind für die WM-Quali Bitter und Kraus feiern glanzvolles Comeback

Lingen/ems · Die deutschen Handballer haben beim Doppelsieg gegen den Olympiavierten Ungarn reichlich Selbstvertrauen getankt. Vor allem die gelungene Rückkehr von Johannes Bitter und Michael Kraus macht Mut für die schweren WM-Play-offs gegen Polen.

 Johannes Bitter stand gegen Ungarn zum ersten Mal seit dem 27. Januar 2011 im deutschen Tor.

Johannes Bitter stand gegen Ungarn zum ersten Mal seit dem 27. Januar 2011 im deutschen Tor.

Foto: dpa, crj nic

Michael Kraus genoss nach seinem glanzvollen Comeback noch das Bad in der Menge, da hob Johannes Bitter bereits mahnend den Zeigefinger. "Das war eine schöne Trainingseinheit, aber das wird gegen Polen deutlich härter werden. Da dürfen wir uns keine Nachlässigkeiten erlauben und müssen noch eine Schippe drauflegen", sagte Bitter nach dem gelungenen Härtetest gegen den Olympiavierten Ungarn.

Bei der Rückkehr der beiden Weltmeister von 2007 präsentierten sich die deutschen Handballer so stark wie lange nicht mehr. Zwei Monate vor der schweren WM-Qualifikation gegen Polen erinnerte die Mannschaft von Bundestrainer Martin Heuberger mit ihrem gelungenen Tempospiel phasenweise sogar an die starken Auftritte bei der WM 2013, als Deutschland Fünfter wurde. Und doch wollte keiner im deutschen Lager die beiden Testspielsiege (28:24 und 31:24) überbewerten.

"Wichtig ist, dass eine Mannschaft zusammenwächst und Selbstvertrauen mitgenommen wird. Man sieht, dass jeder für den anderen kämpft und dass bei jedem Tor alle auf der Bank aufspringen und sich richtig freuen. Das spricht eine ganz besondere Sprache und sollte unser Trumpf sein", sagte der schlachtenerprobte Bitter.

Deutschland holt sich Selbstvertrauen

Kraus hob die psychologische Bedeutung des Doppelsiegs hervor. "Neues Selbstbewusstsein ist zurzeit das Wichtigste. Das braucht diese junge Mannschaft mehr als alles andere. Die Spiele gegen Polen werden nämlich eine große Kopfsache", sagte Kraus, der in seinen ersten beiden Länderspielen seit dem 8. Juni 2011 zu den Besten gehörte und jeweils vier Tore erzielte.

Auch Bitter trumpfte bei seinem Comeback groß auf. Der Schlussmann des HSV Hamburg war der erhoffte Stabilisator der Defensive und avancierte im zweiten Spiel mit etlichen Paraden zum Matchwinner. Dabei stand Bitter, der am Vortag aufgrund von Rückenbeschwerden nicht zum Einsatz gekommen war, zum ersten Mal seit dem 27. Januar 2011 im deutschen Tor.

Heuberger sprach von "zwei sehr guten Tests mit Blick auf die Polen-Spiele" und zeigte sich mit seinen Rückkehrern zufrieden: "Sie haben das gezeigt, was ich von ihnen erwartet habe. Jogi hat seine Sache hinter der 6:0-Abwehr sehr gut gemacht. Und Mimi hat seine Dynamik mit reingebracht, sehr diszipliniert gespielt und auch Verantwortung übernommen."

Routiniers sollen die Nationalmannschaft zur WM führen

Am Auftrag der beiden Routiniers ließ Heuberger keine Zweifel aufkommen: Bitter und Kraus sollen die deutsche Nationalmannschaft zur WM führen. Das Hinspiel gegen Polen findet am 7. Juni in Danzig statt, die Entscheidung fällt eine Woche später am 14. Juni in Magdeburg.

Weitere personelle Überraschungen im Hinblick auf die Quali-Spiele schloss Heuberger aber aus. "Wenn verletzungsmäßig nichts mehr passiert, habe ich den Kader für die Quali-Spiele so weit zusammen", sagte Heuberger und beendete damit die Gerüchte um eine mögliche Reaktivierung von Ex-Kapitän Pascal Hens. Und auch die Einbürgerung des serbischen Rückraumstars Petar Djordjic vom HSV Hamburg sei für den Juni "kein Thema".

"Handball-Chaot" Kraus (Frankfurter Allgemeine Zeitung) nutzte dagegen seine wohl letzte Chance, im Nationalteam Fuß zu fassen, und gab flugs seine Bewerbung für kommende Aufgaben ab. "Ich würde mich freuen, wenn ich auch nach der WM-Qualifikation weiter den Bundesadler auf der Brust tragen dürfte", sagte Kraus. Keeper Bitter bekräftigte dagegen seine Rückkehr auf Zeit. "Nach den Play-off-Spielen ist definitiv Schluss", sagte der 31-Jährige.

(sid)
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