Riesiger Etat und Weltklasse-Kader Supermacht Paris flößt dem Welthandball Angst ein

Hamburg/Paris · Neue Macht im Welthandball: Nach dem Wechsel von Superstar Nikola Karabatic zu Paris St. Germain fürchten die deutschen Topklubs den mit katarischen Millionen aufgemotzten Scheichklub.

Nikola Karabatic im Porträt
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Das ist Nikola Karabatic

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Foto: afp, st/le

Monster-Etat, Weltklasse-Kader — und nun kommt auch noch Nikola Karabatic: Nach dem spektakulären Transfer des Superstars zu Paris St. Germain blickt die Handball-Welt argwöhnisch in das Land des Weltmeisters. Mithilfe katarischer Öl-Millionen wollen die neureichen Franzosen endlich die Champions League gewinnen.

"Ich bin sehr stolz, ein Teil dieses neuen und sehr aufregenden Abenteuers zu sein", sagte Karabatic nach der Unterschrift unter seinen Vier-Jahres-Vertrag: "Paris ist ein Klub von hoher Qualität, wo ich sehr enge Freunde und meinen kleinen Bruder Luka habe."

An der Seine wirbelt der frühere Kieler in Zukunft mit Dänen-Shooter Mikkel Hansen und seinen Weltmeister-Kollegen Daniel Narcisse und Thierry Omeyer — allesamt ehemalige Welthandballer. Eine solche Ansammlung von Superstars hat es im Klubhandball noch nicht gegeben, einem Vergleich mit Real Madrids einst galaktischer Fußball-Mannschaft um Zinedine Zidane, Ronaldo, Luis Figo und David Beckham von Real Madrid hält das Pariser Team locker stand.

"Wenn man sieht, was sich in Paris versammelt, ist das der große Favorit auf die Champions League in den nächsten zwei Jahren", sagte Kiels Trainer Alfred Gislason unlängst. Da könne kein Klub der Welt mithalten. Und Dierk Schmäschke, Geschäftsführer des letzten deutschen Champions-League-Sieger SG Flensburg-Handewitt, schimpfte zuletzt im Nachrichtenmagazin Spiegel: "Die hauen die Preise im Markt völlig kaputt."

Scheich-Millionen aus Katar

Schon in der abgelaufenen Saison lag der Etat des Pariser Starensembles dank der katarischen Investoren bei über 15 Millionen — und damit beim Anderthalbfachen des deutschen Finanzkrösus Kiel. Mit der Verpflichtung der beiden Karabatic-Brüder und Trainerlegende Noka Serdarusic, die den THW Kiel zwischen 1993 und 2008 zu elf deutschen Meisterschaften führten, dürfte das Budget nochmal in die Höhe schnellen. Allein die Ablösesumme für Karabatic betrug dem Vernehmen nach rund zwei Millionen Euro — für den Handballsport ist auch das, natürlich, ein Rekord.

Mit Karabatic glauben die katarischen Scheichs, sich nun endgültig das Versprechen auf eine glanzvolle Zukunft gesichert zu haben. Kein Spieler im Welthandball weiß derart gut, wie Erfolg geht, wie das französische Kraftpaket. Die Equipe Tricolore führte Karabatic zu drei WM-Titeln (2009, 2011 und 2015), drei Europameisterschaften (2006, 2010 und 2014) und zwei Goldmedaillen bei Olympischen Spielen (2008 und 2012), zudem gewann er die Champions League — die wertvollste Vereinstrophäe der Welt ist das große Ziel von Paris — mit drei unterschiedlichen Klubs. Zuletzt vor wenigen Wochen mit dem FC Barcelona.

"So ist das Geschäft"

"Mit der Verpflichtung von Nikola hat sich Paris mit seinen eigentlich handballfremden finanziellen Möglichkeiten endgültig zum Top-Favoriten der Champions League gemausert", sagte THW-Geschäftsführer Thorsten Storm: "So ist das Geschäft, aber auch das muss man sportlich sehen."

Für Karabatic selbst, den der Spiegel kürzlich den Ibrahimovic des Handballs nannte, ist die Rückkehr in die Heimat aber auch ein Neuanfang. Nach Bekanntwerden der Wettaffäre um eine Spielmanipulation mit seinem damaligen Team Montpellier HB flüchtete er vor zwei Jahren zum FC Barcelona, mit dem er in zwei Jahren zwölf Titel gewann - zum Abschluss vor einigen Wochen die Champions League.

Seitens der französischen Liga hat Karabatic jedenfalls keine weitere sportliche Strafe zu befürchten. Nachdem er vom Gericht Ende vergangener Woche zu einer Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro verurteilt worden war, sei, so heißt es, die Sache für den Verband mit der damaligen Sperre (6 Spiele) endgültig geklärt.

(sid)
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