Handballer verstößt gegen Anti-Doping-Richtlinien "Schussel" Kraus an seinem Karrieretiefpunkt

Göppingen · Mit einer gehörigen Portion Schusseligkeit zum schweren Karriere-Knick: Michael Kraus, Handball-Weltmeister von 2007 und Publikumsliebling in Göppingen, hat sich mit seinem Verstoß gegen die Anti-Doping-Richtlinien aufs Abstellgleis manövriert. Nicht nur seine Karriere in der Nationalmannschaft ist in akuter Gefahr.

 Michael Kraus war bei den Doping-Kontrollen nicht gewissenhaft genug.

Michael Kraus war bei den Doping-Kontrollen nicht gewissenhaft genug.

Foto: dpa, crj nic

"Er weiß, dass er an sich arbeiten muss. Mimi ist ein liebenswerter Chaot, der die Sachen aber in den Griff kriegen muss", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning dem SID, hält dem gefallenen Star aber eine Hintertür für die Rückkehr in die Nationalmannschaft offen: "Ich kann nur appellieren, mit Augenmaß zu entscheiden und Schusseligkeit nicht mit dem Ende einer Karriere in Verbindung zu bringen. Sofern der neue Bundestrainer auf ihn setzt, wird es keine Einschränkungen geben."

Doch die anstehende wahrscheinlich mehrmonatige Sperre durch die Anti-Doping-Kommission des DHB kommt laut aktuellen Statuten einem Berufsverbot für den Weltmeister von 2007 gleich. Der mittlerweile 30 Jahre alte Rückraumspieler dürfte nicht einmal am Trainingsbetrieb in Göppingen teilnehmen und müsste sich in Eigenregie fit halten.

Frisch Auf Göppingen gerät durch die Sorglosigkeit seines Spielmachers in eine schwierige Situation. "Es ist in der Tat so, dass eine ganze Existenz dran hängt", sagte Gerd Hofele dem SID. Der Geschäftsführer verspürt eine Verantwortung für seinen viel kritisierten Profi, muss aber auch den Mechanismen des Geschäfts Rechnung tragen. Sollte Kraus für längere Zeit nicht zur Verfügung stehen, muss der Klub die Lücke schließen. "Für die Mannschaft ist das eine schwierige Sache, er ist ein Mosaikstein von Trainer Magnus Andersson", sagte Hofele.

Innerhalb von 18 Monaten hatte es Kraus drei Mal versäumt, seinen Aufenthaltsort anzugeben, um bei unangekündigten Dopingkontrollen erreichbar zu sein. Sein Verstoß gegen Artikel 2.4. des Codes der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) und gegen das Anti-Doping-Reglement des DHB dürfte Kraus teuer zu stehen kommen. Ein derartiger Verstoß wird ähnlich wie ein Dopingfall bewertet, obwohl seine Proben in der Vergangenheit laut Angaben des DHB und seines Klubs stets negativ ausgefallen waren.

Kraus selbst hielt sich am Tag nach der bitteren Nachricht bedeckt. "Er ist natürlich niedergeschlagen", sagte Hanning, "er kann die Sachlage einschätzen und weiß, dass es für ihn erhebliche Konsequenzen haben wird." Sowohl der DHB-Vize als auch Hofele hoffen jedoch, dass der Fehltritt nur ein weiteres Kapital in Kraus' bewegter Karriere darstellt und der begabte Sonnyboy endlich aus seinen Fehlern lernt.

Verletzungen, Formkrisen, Disziplinlosigkeiten - Kraus hat viele Höhen und noch mehr Tiefen hinter sich. Dem rasanten Aufstieg bis hin zum WM-Titel 2007, an dem er mit seinen kaltschnäuzigen Auftritten maßgeblichen Anteil hatte, folgte der sportliche Absturz. Im April durfte Kraus nach drei Jahren erstmals wieder für die Nationalmannschaft auflaufen. Doch seine Schusseligkeit befördert ihn nun wieder auf die Tribüne.

(sid)
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