Sigurdsson neuer Handball-Bundestrainer Kretzschmar übt heftige Kritik an den Füchsen Berlin

Berlin · Neuer Ärger im deutschen Handball: Nach der Bundestrainer-Entscheidung geht der frühere Nationalspieler Stefan Kretzschmar auf DHB-Vize Bob Hanning los.

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Foto: dpa, arn lof

Nur einen Tag nach der Ernennung von Dagur Sigurdsson zum Bundestrainer gibt es neuen Zoff im deutschen Handball. Der ehemalige Nationalspieler Stefan Kretzschmar (41) hat die Verantwortlichen der Füchse Berlin um Geschäftsführer Bob Hanning, der auch das Amt des DHB-Vizepräsidenten bekleidet, heftig kritisiert.

Während die Liga voll hinter der Doppelrolle von Sigurdsson und Hanning steht, geißelt der frühere Weltklasse-Linksaußen das neue Modell als Berliner "Imperium" und äußert sich in seiner Kolumne abfällig über das Auftreten der Füchse-Führung.

"Die Haltung der Füchse, in Person von Bob Hanning und Frank Steffel, geht mir auf den Sack", schrieb Kretzschmar bei Sport1. Er finde es "völlig übertrieben", dass man sich in Berlin "zum Retter des deutschen Handballs aufschwingt", ergänzte er. Die Darstellung, "dass man jetzt auch seinen Trainer opfere, nachdem man schon den Geschäftsführer Hanning für den DHB geopfert habe", gehe ihm einfach auf die Nerven.

Die Füchse sollten sich seiner Meinung nach "glücklich schätzen, zwei so wichtige Positionen im deutschen Handball besetzt zu haben, zumal das schon ein bisschen nach Imperium riecht", ergänzte Kretzschmar.

Hanning reagierte mit völligem Unverständnis auf die erneuten Querschüsse. "Es ist bedauerlich, dass wir den Ansprüchen des Herrn Kretzschmar mal wieder nicht entsprechen können", sagte Hanning dem SID: "Der Deutsche Handballbund und die Liga haben eine gemeinsame Entscheidung getroffen und werden alle Kräfte für den deutschen Handball bündeln."

Bei der Vorstellung von Sigurdsson hatte die Handball-Bundesliga (HBL) dem DHB und auch Hanning ihre volle Unterstützung zugesichert. "Das Präsidium der Handball-Bundesliga steht geschlossen hinter der Entscheidung", sagte HBL-Präsident Uwe Schwenker.

Kretzschmar stößt jedoch Sigurdssons Doppelfunktion als Füchse- und DHB-Coach negativ auf: "Auch wenn es nur um ein Jahr geht und auch wenn Dagur und die Verantwortlichen das Thema herunterspielen:
Der deutsche Handball braucht einen hauptamtlichen Trainer."

Einigkeit herrscht bei allen Parteien dagegen über die Qualitäten Sigurdssons. Kretzschmar bezeichnete den Isländer genauso als "hervorragenden" Trainer wie auch Kiels Chefcoach Alfred Gislason. "Er ist ein guter Trainer und eine gute Wahl für Deutschland. Er wird gute Stimmung in die Mannschaft bringen", sagte Gislason am Rande der Saisoneröffnung der Kieler am Mittwoch.

Sein isländischer Landsmann könne zwar nicht alles umkrempeln, "aber er kann die junge Mannschaft weiter aufbauen". Auch Nationalspieler Steffen Weinhold ist mit der Wahl zufrieden: "Er hat in Berlin aus einer Mittelklasse-Mannschaft ein Top-Team gemacht", sagte er dem SID am Mittwoch.

Sigurdsson war am Dienstag als Nachfolger von Martin Heuberger vorgestellt worden. Zunächst wird der 41 Jahre alte Coach der Füchse Berlin die deutsche Nationalmannschaft für ein Jahr in Doppelfunktion betreuen. Ab 2015 wird Sigurdsson dann komplett zum Verband wechseln.

(sid)
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