WM in Katar Sigurdsson lässt deutsche Handballträume reifen

Düsseldorf/Doha · Mit dem Bundestrainer aus Island ist das Männerteam wieder auf Erfolgskurs. Am heutigen Dienstag wartet der WM-Zweite Dänemark auf das deutsche Team.

Dagur Sigurdsson: Ein Porträt in Bildern
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Das ist Dagur Sigurdsson

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Foto: dpa, arn lof

Dagur Sigurdsson ist kein Mann vieler Worte. Doch was er sagt, kommt bei den deutschen Handballspielern an. Seit 1. September 2014 arbeitet der Isländer neben seinem Trainerjob beim Bundesligisten Berlin auch als Bundestrainer. Ab Juli wird sich der dann 42-Jährige auf das Nationalteam konzentrieren, das er in die Weltspitze zurückführen soll.

Im Januar 2008, als mit der in letzter Sekunde besiegelten 25:26-Niederlage gegen Dänemark das EM-Finale verpasst wurde, erreichte zuletzt eine Männerauswahl bei einem Großturnier den Einzug in die Runde der letzten vier. Bei den Olympischen Spielen 2012 und der EM 2014 stand die Lokomotive des Handballs sogar auf dem Abstellgleis. Und bei der WM in Katar sind die Bundesligaspieler derzeit auch nur dabei, weil der Weltverband (IHF) die Australier aus- und die Deutschen per Wildcard einlud.

Das Geschenk haben die Akteure um Kapitän Uwe Gensheimer bislang perfekt genutzt. Nach Siegen gegen Polen (29:26) und Russland (27:26) wartet am heutigen Dienstag (19 Uhr/Live-Ticker) in den dänischen Profis, die 2012 den EM-Titel holten und erst in den Finals der WM 2013 und EM 2014 scheiterten, die nächste Herausforderung. "Wir sind Außenseiter, aber mal sehen, was passiert", sagt Gensheimer. Selbstbewusstsein klingt durch. Die Mannschaft hat es sich erarbeitet. "Wir kriegen langsam Respekt", sagt Sigurdsson. Und daran hat er maßgeblichen Anteil.

"Neue Gesichter, neues Team und neuer Geist. Der geht aus von Dagurs Kopf und strahlt in die Mannschaft aus", lobt der deutsche Verbandspräsident Bernhard Bauer den Isländer. Als es um die Nachfolge von Martin Heuberger ging, setzte sich Sigurdsson auch deshalb durch, weil er junge Handballer entwickeln und starkmachen kann. Das hat er in Berlin gezeigt. "Wenn ich zwei Spieler auf ähnlichem Level habe, nehme ich immer den jüngeren", erläutert der Isländer, der es als Regisseur im Rückraum auf 215 Länderspiele brachte, seine Sichtweise, auch Disziplin und Emotionalität sind für ihn wichtige Voraussetzungen. Sein damaliger Trainer war Gudmundur Gudmundsson, der nun die Dänen betreut und mit dem er die Leidenschaft für das Angeln teilt.

Acht Siege, ein Remis und eine Niederlage - die Erfolge erleichtern Sigurdsson die Arbeit. Denn Erfolge sind der beste Helfer, um Spieler mitzuziehen und sie zu überzeugen. Da fährt man auch schon mal für ein paar Tage in eine alte Keksfabrik in Reykjavik, die Sigurdsson mit Freunden vor einigen Jahren in ein einfaches Hotel umbauen ließ. Mehrbettzimmer, Gemeinschaftsbad und -küche schweißten die Truppe weiter zusammen, wie auch die Auftritte in den beiden Testspielen gegen den Gastgeber.

"Er hat viele richtige Entscheidungen getroffen", lobt DHB-Chef Bauer den Mann an der Seitenlinie. Und der profitiert dabei auch von der Erfahrung, die er in Stresssituationen sammelte, denen er im Klub-alltag ausgesetzt ist. Sechs WM-Neulinge hat er in seinem 18er-Kader, und keiner von ihnen soll nur als Zuschauer dabei sein. "Die Jungs müssen jetzt ihre Einsatzzeiten bekommen", sagt Sigurdsson. Er soll Talente fördern, aber möglichst auch Ergebnisse liefern. Eine Herausforderung, die spätestens bei der WM 2019 mit einem Medaillengewinn belohnt werden soll.

(RP)
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