Handball-WM Deutschland zieht als Gruppensieger ins Achtelfinale ein

Doha · Den Pflichtsieg gegen Außenseiter Saudi-Arabien hakten die deutschen Handballer sofort ab, unmittelbar nach dem Abpfiff richtete sich die Konzentration auf das WM-Achtelfinale gegen Ägypten. "Das ist eine unorthodoxe Mannschaft mit einem wurfgewaltigen Rückraum", stellte Rechtsaußen Johannes Sellin nach dem 36:19 (18:8)-Kantersieg gegen Saudi-Arabien mit Blick auf die Partie gegen die Afrikaner am Montag (16.30 Uhr/Live-Ticker) fest.

Handball-WM 2015: Deutschland schlägt Saudi-Arabien mit 36:19
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DHB-Team gewinnt 36:19 gegen Saudi-Arabien

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Als Sieger der Gruppe D geht die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) aber mit einem riesigen Selbstvertrauen in die erste K.o.-Runde. "So wie die Vorrunde gelaufen ist, kann es weitergehen. Wir dürfen aber nicht nachlassen", sagte Linksaußen Matthias Musche. Der WM-Debütant glänzte gegen Saudi-Arabien ebenso wie Sellin mit elf Treffern und wurde als Spieler des Spiels ausgezeichnet.

"Das ist ein cooler Zusatz. Es war aber eine große Ehre für mich, dass ich überhaupt dabei sein durfte", sagte der Magdeburger Musche, der von Bundestrainer Dagur Sigurdsson erst wenige Stunden vor Spielbeginn für den Rückraumlinken Fabian Böhm (HBW Balingen-Weilstetten) ins Aufgebot berufen worden war. "Matthias Musche gibt uns die Möglichkeit, dass wir Uwe Gensheimer ein wenig entlasten können", begründete der Isländer seine Entscheidung.

Gegen Ägypten wird aber Kapitän Gensheimer, der ebenso wie die Leistungsträger Steffen Weinhold und Patrick Wiencek gegen das in allen Belangen unterlegene Team Saudi-Arabiens komplett geschont wurde, wieder auf dem Feld stehen. "Ägypten ist kein Wunschgegner. Sie werden von vielen Zuschauern unterstützt. Es gibt jetzt keine Garantie, dass man weiter gewinnt. Es ist nun wie im Pokalmodus", sagte Sigurdsson und kündigte ein umfangreiches Videostudium des nächsten Gegners an.

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Unterschätzen darf die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB), die nur dank einer Wildcard des Weltverbandes IHF an der WM teilnehmen darf, den Tabellenvierten der Gruppe C auf keinen Fall, immerhin trotzten die Ägypter in der Vorrunde den starken Schweden einen Punkt ab. "Es wird nicht einfach", warnte daher auch Heiner Brand. Der ehemalige Weltmeistercoach schätzt die Aufgabe aber "als lösbar" ein.

Michael Kraus twitterte ein "Gruppensieger-Selfie" aus der Kabine:

Gruppensieger-Selfie! @uwegensheimer @patrickgroetzki @fabianboehm2 jensengarth erikschmidt25… http://t.co/23g106md3y

Gegen die Halbprofis aus Saudi-Arabien wurde die DHB-Auswahl ihrer Favoritenrolle auch mit den Kräften aus der zweiten Reihe von Beginn an gerecht. Sellin schloss einen der zahlreichen Tempogegenstöße schon nach sieben Minuten zum 6:1 ab. Auch in der Folge hatte der WM-Fünfte keine Probleme mit dem krassen Außenseiter, einzig die Chancenverwertung gab in einigen Situationen Anlass zur Kritik.

Gegen die kompakte und körperlich deutlich überlegene deutsche 6:0-Abwehr fand Saudi-Arabien kaum ein Mittel - nach 23 Minuten hatte der WM-19. gerade einmal fünf Treffer erzielt. Die Frage nach dem Sieger stellte sich zu diesem Zeitpunkt schon längst nicht mehr. Daher sorgten die deutschen Spieler mit dem einen oder anderen Trickwurf frühzeitig für Unterhaltung der 2200 Zuschauer in einer Partie, vor der eine Gedenkminute für den verstorbenen saudi-arabischen König Abdullah abgehalten wurde.

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"Das war eine entspannte erste Halbzeit. Die Spieler, die bislang noch nicht so viel zum Einsatz gekommen sind, haben ihre Sache gut gemacht. Wir sind zufrieden", lautete das Halbzeitfazit von DHB-Präsident Bernhard Bauer.

Auch nach dem Wechsel hatte der Weltmeister von 2007 zwar keine ernsthaften Probleme, doch als Saudi-Arabien von 10:21 mit drei Toren in Folge auf 13:21 (39.) verkürzte, nahm Sigurdsson eine Auszeit. "Wir machen jetzt zu viele Fehler und haben nicht genug Konzentration", sagte der Coach. In der Schlussphase wurde das deutsche Spiel aber wieder besser und das Ergebnis standesgemäß.

Durch den vierten Sieg im fünften Spiel krönte das deutsche Team seine starke Vorrunde. In der Heimat wird die Fan-Gemeinde derweil immer größer. "Mittlerweile bin ich ein bisschen Fan geworden", hatte Fußball-Bundestrainer Joachim Löw erklärt und für den weiteren Turnierverlauf viel Glück gewünscht.

(sid)
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