Handball-WM Deutschland - Ägypten: "Es wird blaue Flecken geben"

Doha/Düsseldorf · Michael Kraus rechnet heute im WM-Achtelfinale gegen Ägypten mit einem intensiven Fight. Der Dritte der Afrika-Meisterschaft steht in Katar am Ende der Fair-Play-Rangliste. Doch das Team kann auch richtig gut Handball spielen.

Die Ägypter packen zu — das erlebt in dieser Szene der ISländer Robert Gunnarsson, den Ibrahim El Masry fest im Griff hat.

Die Ägypter packen zu — das erlebt in dieser Szene der ISländer Robert Gunnarsson, den Ibrahim El Masry fest im Griff hat.

Foto: dpa

Nur nicht schon zu weit denken. Der Gegner der deutschen Mannschaft im Viertelfinale der Handball-WM wäre die in aller Herren Länder zusammengekaufte Auswahl von Gastgeber Katar. Sie schaltete Österreich nach einem 13:14-Pausenrückstand noch mit 29:27 aus. Im Halbfinale könnte der WM-Dritte Kroatien warten. Doch zunächst müssen die Spieler von Bundestrainer Dagur Sigurdsson am heutigen Montag (16.30 Uhr/Live-Ticker) gegen Ägypten gewinnen. Klingt einfach, ist es aber nicht. "Die spielen etwas wilder, als man es in Europa gewohnt ist. Da müssen wir kühlen Kopf bewahren und unser Ding durchziehen", sagt der Isländer.

Zum Abschluss der Gruppenphase ließ der 41-Jährige seine zweite Garnitur intensiv WM-Luft schnuppern. Gegen Außenseiter Saudi-Arabien war dies kein Risiko. Zwei Spieler nutzten die Chance, trafen beim 36:19-Sieg jeweils elfmal. Beide werden aber heute wieder überwiegend auf der Bank sitzen: Linksaußen Matthias Musche, der Ersatzmann von Kapitän Uwe Gensheimer, hatte am Vorabend bei einem Trip in die Wüste erfahren, dass er für Rückraumspieler Fabian Böhme ins Team rückt. Rechtsaußen Johannes Sellin, der aktuell an Patrick Groetzki nicht vorbeikommt, hatte in den vier Begegnungen zuvor gerade mal 16 Sekunden gespielt - gegen Russland. Er war von Sigurdsson eingewechselt worden, nachdem Gensheimer und Groetzki jeweils einen Siebenmeter verworfen hatten. Sellin traf.

Mit dem Einzug ins Achtelfinale hat die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) die Pflicht erfüllt. Nun gilt es, die mit den unerwartet starken Leistungen entfachte Neugier und Begeisterung in der Heimat weiter zu steigern. "Die gehen in der Abwehr an die Grenze des Erlaubten", sagt Gensheimer mit Blick auf den heutigen Gegner. Und oft auch darüber hinaus. Ägypten, Dritter der Afrikameisterschaft, bildet mit 74 Strafminuten das Schlusslicht in der Fair-Play-Tabelle, in der das DHB-Team unter den 24 Mannschaften mit 58 Strafminuten auf Platz 15 liegt. "Das wird sicher ein paar blaue Flecken geben", betont Spielgestalter Michael Kraus.

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Dagur Sigurdsson und seine Mitstreiter im Trainerteam würden schon die richtige Taktik vorgeben, glaubt DHB-Präsident Bernhard Bauer. Für ihn ist der Isländer ein "genialer Handwerker seines Fachs", der es seit seinem Amtsantritt im September 2014 geschafft hat, eine starke Mannschaft zu formen. Deren Stärke ist es bislang, dass sich die Spieler nicht aus der Ruhe bringen lassen, auch wenn es mal nicht so läuft. "Er gibt uns, allein mit seiner Ausstrahlung, eine gewisse Ruhe, auch in brenzligen Situationen", lobt der Kieler Rückraumspieler Steffen Weinhold den Mann an der Seitenlinie, der noch bis Saisonende auch den Bundesligisten Füchse Berlin betreut. Sigurdsson, der als Jugendlicher auch einige Länderspiele im Fußball absolvierte, weiß, was er will. Und das teilt er seinen Akteuren in kurzen und präzisen Anweisungen mit.

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Foto: dpa, ahe jai

Ägypten hat sich bei der WM bereits Respekt verschafft. Olympiasieger Frankreich tat sich beim 28:24-Sieg schwer, der Olympia-Zweite Schweden musste mit einem 25:25 zufrieden sein, Tschechien verlor mit 24:27 und verpasste das Achtelfinale. Neben der Abwehr gehört der Rückraum zu den Stärken. Erfolgreichster Schütze der Auswahl ist Ahmed Elhamar (23 Tore). Er ist einer von drei Legionären im Team und spielt in Katar bei El Jaish.

(RP)
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