Handball-WM Deutschland schnuppert nach "gefühltem Sieg" am Achtelfinale

Bundestrainer Dagur Sigurdsson platzte fast vor Stolz, die Verbandsspitze um Präsident Bernhard Bauer und Vize Bob Hanning war nach dem erneuten Krimi von Katar voll des Lobes für die deutschen Handballer: "Unglaublich, was hier abläuft. Unsere Mannschaft hat fantastisch gekämpft und mit einer unfassbaren Energieleistung einen Punkt geholt", sagte Hanning nach dem 30:30 (16:16) gegen Vizeweltmeister Dänemark.

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Deutschland holt Punkt im Krimi gegen Dänemark

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Durch das verpasste Happy End trotz einer Drei-Tore-Führung neun Minuten vor dem Ende steht die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) zwar noch nicht ganz sicher im WM-Achtelfinale, doch die bärenstarke Leistung gegen die favorisierten Dänen macht Lust auf mehr. "Jetzt haben wir den Gruppensieg in eigener Hand", sagte Hanning dem SID.

Der Weltmeister von 2007 führt mit 5:1 Punkten die Gruppe D weiterhin an - mit zwei Siegen gegen Argentinien am Donnerstag und gegen Außenseiter Saudi-Arabien am Samstag (beide 17 Uhr/Live-Ticker) wären Platz eins und ein vermeintlich leichterer Gegner im Achtelfinale sicher. Sigurdsson sprach daher "von einem gefühlten Sieg" und lobte seine Jungs, "die ganz toll gekämpft haben".

Weinhold wieder überragend

Bester Werfer der DHB-Auswahl, die nur dank einer Wildcard des Weltverbandes IHF an der WM teilnehmen darf, war Steffen Weinhold mit acht Toren. "Wir hätten aber auch gerne gewonnen, ein Sieg war möglich", sagte der Rückraumspieler vom THW Kiel, der als bester Akteur des Spiels geehrt wurde. Bauer gratulierte derweil Weinhold und der Mannschaft zu einem "sensationellen Spiel".

"Der Kader und die Erfahrung sprechen für Dänemark", hatte Kapitän Uwe Gensheimer vor der Partie in der Lusail Multipurpose Hall erklärt. Daher hatte sich Sigurdsson für das Duell mit seinem Lehrmeister Gudmundur Gudmundsson eine besondere taktische Maßnahme einfallen lassen. Der Isländer ließ die deutsche Abwehr sehr offensiv in einer 4:2- oder 5:1-Formation agieren, Patrick Groetzki deckte dabei den ehemaligen Welthandballer Mikkel Hansen zunächst kurz.

Diese Maßnahmen fruchteten in der Anfangsphase, als die DHB-Auswahl den EM-Zweiten zu Fehlern provozierte und Groetzki einen Tempogegenstoß zur 3:1-Führung abschloss (5.). In der Folge fanden die mit acht Bundesliga-Legionären angetretenen Dänen in der deutschen Abwehr aber auch immer wieder Lücken. Hansen schaffte es dabei öfters, sich Groetzkis Sonderbewachung zu entziehen.

Der WM-Fünfte fand vor seinerseits im eigenen Angriffsspiel angetrieben von Spielmacher Martin Strobel immer wieder gute Lösungen, die Anspiele auf die Kreisläuder Patrick Wiencek oder Hendrik Pekeler stellten die dänische Deckung immer wieder vor Probleme. Zudem strahlte der deutsche Rückraum im ersten Durchgang deutlich mehr Torgefahr aus als zuletzt gegen Russland.

So entwickelte sich vor 3500 Zuschauern eine ausgeglichene Begegnung, keiner Mannschaft gelang es in den ersten 30 Minuten, sich abzusetzen. "Hut ab vor der Leistung unserer Mannschaft. Sie hat bislang auf Augenhöhe mit dem Vizeweltmeister gespielt und die Dänen vor große Probleme gestellt", sagte Bauer dem SID in der Halbzeitpause.

Doppelter Torwart-Wechsel

Nach der Wechsel brachte Sigurdsson im Tor den Berliner Silvio Heinevetter für Carsten Lichtlein. Der Routinier aus Gummersbach hatte im ersten Durchgang 24 Prozent der auf seinen Kasten abgefeuerten Würfe pariert - ein mäßiger Wert.

Der Torhüter-Tausch machte sich zunächst bezahlt, Heinevetter lief heiß und hielt fünf der ersten zehn Bälle. Das deutsche Angriffsspiel war zudem weiterhin druckvoll, selbst in eigener Unterzahl wurden klare Chancen kreiert. Gensheimer sorgte für die erste Drei-Tore-Führung (24:21/45.).

Doch Dänemark blieb dran, agierte besonders in Überzahl effektiv, während die DHB-Auswahl von leichten Toren im Tempogegenstoß profitierte. Der bärenstarke Weinhold traf zum 27:24 (51.), doch die Dänen glichen zum 28:28 (55.) aus. Lichtlein kam wieder für den nachlassenden Heinevetter, aber die letzten 90 Sekunden agierte das deutsche Team in Unterzahl. Doch clever rettete die deutsche Mannschaft zumindest den Punkt über die Zeit.

(sid)
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