Notlösung für WM gefunden Der totale Blackout bleibt den Handball-Fans erspart

Köln · Lange sah es so aus, als würden die deutschen Handball-Fans bei der WM komplett auf Live-Bilder der Spiele des DHB-Teams verzichten müssen. Nun wurde doch noch eine Lösung gefunden, um die Partien live im Internet zu übertragen.

Deutschland gewinnt WM-Test in Krefeld
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Foto: dpa, mb gfh

Die Deutsche Kreditbank, Titelsponsor der Handball-Bundesliga, erwirbt die Live-Übertragungsrechte vom Rechteinhaber beIN Media Group und zeigt neben den Spielen der deutschen Mannschaft in Frankreich noch weitere ausgesuchte WM-Partien bei handball.dkb.de. Der Livestream wird mit YouTube als technischem Partner umgesetzt.

"Mit dieser Aktion rettet die DKB den deutschen Handball", sagte Bob Hanning, Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB), dem SID: "Ich bin überglücklich, dass wir den Sportfans in Deutschland unsere WM-Spiele nun doch noch live zeigen können. Mein Dank gilt allen, die an dieser Lösung beteiligt waren. Die WM wird ein Handballfest, die Basis für ein erfolgreiches Turnier ist damit gelegt."

DHB-Präsident nennt Rechteinhaber "ein Ärgernis"

Der DHB-Präsident Andreas Michelmann nannte die Entwicklung "wirklich grandios. Wir sind total erleichtert, dass die DKB in letzter Sekunde eine Lösung gefunden hat", sagte Michelmann dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Der DHB habe bereits seit Weihnachten von der Einigung gewusst, diese wurde aber dennoch erst jetzt öffentlich. "Die DKB wollte wohl lieber erst den unterschriebenen Vertrag in Händen halten, bevor sie etwas kommuniziert", sagte Michelmann: "Kein Wunder bei dem Verhandlungspartner." Diesen nannte der DHB-Chef "ein Ärgernis. Die Rechtevergabe darf nicht nur an das finanzielle Ergebnis gekoppelt werden, sondern auch daran, wie viele Menschen erreicht werden."

Im klassischen Fernsehen wird es allerdings keine Live-Bilder von der Weltmeisterschaft geben. Michelmann kritisierte angesichts dieser Tatsache die Politik und zog einen Vergleich zum Fußball. "Stellen Sie sich vor, Deutschland ist Fußball-Weltmeister, und von der anschließenden EM wird kein Spiel übertragen. Ob sich die deutsche Politik da vielleicht bewegt hätte?", sagte der Verbandsboss dem SID: "Und in unserem Fall, in dem die Handball-Nationalmannschaft als Europameister nach Frankreich fährt, hält sich die Politik vornehm zurück."

Komplizierte Rechte-Verhandlungen

Schon vor zwei Jahren war die Situation ähnlich chaotisch. Knapp drei Wochen vor dem ersten Spiel bei der WM in Katar war Sky jedoch eingesprungen, doch der Abonnement-Sender schied dieses Mal aus. "Sky hat sich mehrfach um die WM-Rechte bemüht. Allerdings wurden unsere Angebote stets vom Rechtegeber abgelehnt", sagte ein Sprecher. Die Verhandlungen mit beIN Sports waren äußerst schwierig, einige Anfragen von deutschen Interessenten wurden gar nicht erst beantwortet.

Die Kataris verlangen, das Satellitensignal für das Ausland zu verschlüsseln, weshalb ARD und ZDF schon frühzeitig aus den Verhandlungen ausgestiegen waren. Denn eine Verschlüsselung würde bedeuten, dass alle deutschen Haushalte, die die öffentlich-rechtlichen Sender über Satellit schauen, keine Spiele hätten sehen können.

Die WM in Frankreich beginnt für die deutschen Handballer am 13. Januar mit dem Gruppenspiel gegen Ungarn. Derzeit bereitet sich das Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson im Trainingslager in der Nähe von Dortmund darauf vor, am Montag folgt die WM-Generalprobe gegen Österreich. Als amtierender Europameister zählt Deutschland zu den Favoriten auf den Titelgewinn.

(areh/sid/dpa)
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