Medienanstalten prüfen Wieder Zittern um Livestream von der Handball-WM

Berlin · Die Live-Berichterstattung von der Handball-WM im Internet durch einen Sponsor schlägt weiter hohe Wellen. Jetzt haben sich die Medienanstalten in den Fall eingeschaltet.

Handball-WM 2017: Das DHB-Aufgebot
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Das DHB-Aufgebot für die WM in Frankreich

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Foto: dpa, gki soe nic

Den deutschen Handball-Fans droht möglicherweise doch noch ein WM-Blackout in letzter Minute: Die Live-Übertragung der WM-Spiele der deutschen Handball-Nationalmannschaft im Internet durch die DKB-Bank ist noch nicht vollständig gesichert. Derzeit prüfen die Medienanstalten, ob für die Berichterstattung eine Sendelizenz notwendig ist. Drei Tage vor dem Auftaktspiel des Europameisters gegen Ungarn am Freitag (17.45 Uhr) in Rouen geht das Zittern um Live-Bilder wieder los.

"Wenn es sich um Rundfunk handelt, braucht man per Gesetz eine Lizenz", sagte Stefanie Reger, Pressesprecherin der Medienanstalten, dem SID und bestätigte einen Bericht der Berliner Zeitung. Wann die Prüfung durch die Dachorganisation der 14 Landesmedienanstalten abgeschlossen wird, ist noch offen. Eine Lizenzerteilung innerhalb von nur wenigen Tagen wäre allerdings ein Ausnahmefall.

DHB überrascht

Der Deutsche Handballbund (DHB) zeigte sich angesichts der neuen Entwicklung überrascht. Die DKB äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht. Hinter den Kulissen wurde jedoch eifrig nach einer Lösung gesucht.

Die Medienanstalt prüft, ob die geplante Berichterstattung der Bank als Rundfunkprogramm anzusehen ist. Dieses zeichnet sich unter anderem durch eine nach einem Sendeplan geordnete Folge von Inhalten aus. Bei der WM gibt es durch den Spielplan feste vorgegebene Sendezeiten. Nach Angaben der "Berliner Zeitung" sei ein Livestream ohne redaktionelle Bearbeitung wohl kein Problem, ein Live-Kommentar, wie ihn die DKB anbieten will, könnte jedoch als "kuratierter Inhalt" angesehen werden. Dafür könnte eine Lizenz erforderlich sein.

Am Montag hatte der Sponsor des DHB angekündigt, einen kommentierten Livestream anzubieten. Die DKB-Übertragung beginne mit dem Einlaufen der Mannschaften und ende kurz nach dem Spiel. "Ein Studio oder Team vor Ort wird es nicht geben", teilte die DKB mit. Markus Götz und Uwe Semrau sollen die HD-Livestreams kommentieren. Sie werden auch das Eröffnungsspiel, die Halbfinals und das Finale begleiten. Weitere Spiele sollen bei handball.dkb.de oder im DKB-YouTube-Kanal mit englischem Originalkommentar abrufbar sein.

Der ehemalige Bundestrainer Heiner Brand bezeichnete in den "Stuttgarter Nachrichten" die Situation als "schlimm" und "sehr bitter". DHB-Vize Hanning warnte jedoch vor einer zu einseitigen Betrachtung des Falls: "Der Weltverband hat für unfassbar viel Geld die Fernsehrechte verkauft. Und wenn wir ganz ehrlich sind, dann müssen wir sagen: Es hat nur ein einziges Land ein Problem - und das ist Deutschland."

Weil sich der Rechteinhaber beIN Sports weder mit öffentlich-rechtlichen noch mit privaten Fernsehsendern in Deutschland einigen konnte, war die DKB kurzfristig eingesprungen. Auch Pay-TV-Sender Sky sowie weitere Streamingdienste hatten die Rechte nicht bekommen.

beIN Sports, eine Tochter des arabischen Nachrichtensenders Al Jazeera, hatte die weltweiten Fernsehrechte an jeweils zwei Weltmeisterschaften der Männer und Frauen einst für die Rekordsumme von rund 80 Millionen Euro erworben. Wie schon 2015 erlaubt beIN Sports auch bei der bevorstehenden WM in Frankreich keine Übertragung auf unverschlüsselten Satellitensendern.

(sid)
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