TV-Diskussion kocht hoch Handballer sorgen weiter nur bei Sky für Furore

Nach den starken WM-Auftritten des DHB-Teams kocht die TV-Debatte wieder hoch. Trotz der Kritik von Politik und Fans wird es vom Wüstenturnier in Katar aber definitiv keine Live-Bilder im öffentlich-rechtlichen Fernsehen geben.

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Frust bei Millionen Fans, harsche Kritik vom Weltverband, und ein flammender Appell des Deutschen Handballbundes (DHB): Nach den starken WM-Auftritten der deutschen Handballer kocht die TV-Debatte wieder hoch. Doch während sich Bezahlsender Sky genüsslich die Hände reibt, bleibt der Bildschirm für die meisten TV-Zuschauer hierzulande schwarz.

"Es wird keine Live-Bilder mehr von dieser WM geben", sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz dem SID am Mittwoch. Gleichzeitig wehrten sich die beiden öffentlich-rechtlichen Sender mit deutlichen Worten gegen Anschuldigungen von Hassan Moustafa. Der Präsident des Handball-Weltverbandes IHF hatte ARD und ZDF vorgeworfen, zu wenig Geld für die Übertragungsrechte geboten zu haben.

"ARD und ZDF haben ein zu niedriges Gebot abgegeben, das noch unter dem der WM 2011 lag", sagte der Ägypter der Sport Bild: "Da wollte der Rechteinhaber beIN Sports mehr. Das ist völlig legitim." Und Moustafa legte nach: "Wenn ARD und ZDF mehr geboten hätten, hätten sie womöglich den Zuschlag bekommen."

Behauptungen, die bei ARD und ZDF für Kopfschütteln und Wut sorgen. "Die Aussage von Herrn Moustafa ist eine Frechheit", ereiferte sich Gruschwitz: "Er selbst hat in der Verhandlungsphase uns gegenüber geäußert, dass das finanzielle Angebot von ARD und ZDF in Ordnung sei." Auch ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky betonte: "Moustafa irrt, wenn er meint, daran sei die Übertragung gescheitert."

Differenzen in Fragen der Satellitenverbreitung hatten zum Scheitern der Gespräche geführt. BeIn hatte eine Abschaltung dieses Übertragungsweges als Vertragsgrundlage gefordert. Dies hätte zum Ausschluss von 17,8 Millionen Haushalten in Deutschland geführt. ARD und ZDF hatten daraufhin am Tag des ersten deutschen WM-Spiels (16. Januar) die Zweitverwertungsrechte erworben und zeigen seitdem kurze Zusammenfassungen der WM-Spiele in ihren Nachrichten- und Sportsendungen.

Beim DHB hat man aufgrund der verfahrenen Situation die Hoffnung auf eine Übertragung im frei empfangbaren Fernsehen inzwischen aufgeben. "Ich halte das für nahezu ausgeschlossen", sagte Verbandsvize Bob Hanning dem SID: "Sky hat die Rechte gekauft und den richtigen Riecher bewiesen. Dazu kann man nur gratulieren. Sie haben auf Zahl gesetzt und es ist Zahl gekommen. Das ist Teil des Spiels."

Dennoch ist Hanning weiter der Meinung, dass zumindest die großen Turniere der deutschen Handballer mittelfristig wieder in das Sendeschema von ARD und ZDF gehören. "Wir müssen uns nach der WM zusammensetzen und gucken, wie kriegt man ein vernünftiges Gesamtpaket, mit dem alle zufrieden sind", sagte der 46-Jährige.

Live-Bilder von den beherzten Auftritten der Mannschaft von Dagur Sigurdsson in Katar mit Siegen gegen Polen (29:26) und Russland (27:26) sowie dem starken 30:30-Unentschieden am Dienstag gegen Vize-Weltmeister Dänemark blieben den meisten Deutschen verwehrt.

Dabei wird es bei der laufenden WM auch bleiben. Der Pay-TV-Sender Sky besitzt alle Übertragungsrechte für Deutschland, und darauf auch nicht verzichten. "Wir haben die Live-Rechte erworben, nachdem von Seiten des Rechtegebers mit den öffentlich-rechtlichen Sendern keine Einigung zustande gekommen ist. Nun freuen wir uns über die Erfolge der Mannschaft und über das große Interesse unserer Abonnenten an den Übertragungen. Überlegungen, an der Struktur der erworbenen Rechte etwas zu ändern, gibt es bei uns nicht", erklärte Sky-Sportvorstand Carsten Schmidt.

Und so bleiben viele Fans so frustriert wie CDU-Politiker Frank Steffel, Obmann des Sportausschusses im Deutschen Bundestag und zudem Präsident des Bundesligisten Füchse Berlin: "Deutschland sorgt im Welthandball für Furore und keiner sieht es!"

(sid)
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