Handball-WM Rückkehrer Kraus gibt Viertelfinale als Minimalziel aus

Fan-Liebling Michael Kraus gilt vor der WM in Katar als Hoffnungsträger des deutschen Handballs. Vor seinem Comeback am Wochenende gab der Ex-Weltmeister große Ziele aus.

Michael Kraus hat gute Chancen auf die WM.

Michael Kraus hat gute Chancen auf die WM.

Foto: dpa, jew tmk

Er scherzte mit seinen Teamkollegen, suchte die Nähe von Bundestrainer Dagur Sigurdsson - und riskierte gleich wieder seine berühmt-berüchtigte kesse Lippe: Michael Kraus war bei seiner Rückkehr in den Kreis der deutschen Handball-Nationalmannschaft sofort in seinem Element.

"Wir werden in jedes Spiel gehen, als ob es ein Finalspiel wäre. Und dann sollte das Viertelfinale unser Minimalziel sein", sagte Kraus dem SID am Mittwoch in Stuttgart, wo sich das deutsche Team zurzeit den letzten Feinschliff für die Weltmeisterschaft in Katar (15. Januar bis 1. Februar) holt. Die Mannschaft sei zwar jung, das müsse aber kein Nachteil sein. "Wenn wir gut ins Turnier starten, ist vieles möglich", so Kraus.

Die Hoffnungen ruhen auf Kraus

Gut vier Monate nach seinem Freispruch vom Vorwurf eines Dopingkontrollverstoßes gilt der Weltmeister von 2007, der von Sigurdsson am Dienstag vollkommen überraschend nachnominiert worden war, plötzlich wieder als großer Hoffnungsträger. In den beiden WM-Generalproben gegen Tschechien am Freitag (20.15 Uhr/Sport1) in Stuttgart und am Samstag (16.45 Uhr/ARD) in Mannheim wird Kraus sein Comeback feiern.

Wenn alles glatt läuft, soll der Spielmacher der zuletzt schwächelnden DHB-Offensive auch bei der WM die nötige Durchschlagskraft verleihen. Bundestrainer Sigurdsson ging jedenfalls direkt auf Kuschelkurs. "Es spricht sehr, sehr viel für ihn", sagte der Isländer: "Er passt sehr gut in diese Truppe. Er kann uns auf Rückraum links und in der Mitte weiterhelfen. Jetzt müssen wir schauen, ob er fit ist." Noch sei nicht entschieden, welche 18 Spieler am kommenden Dienstag mit nach Katar fliegen werden.

Kraus genoss die warmen Worte nach seiner erstmaligen Berufung durch Sigurdsson sichtlich. Der 118-malige Nationalspieler möchte nach überstandenen Oberschenkelproblemen unbedingt dabei sein, wenn das deutsche Team gen Persischen Golf aufbricht. "Das ist mein großes Ziel. Ich bin hier nicht nur angereist, um die Jungs zu sehen und ein paar Trainingseinheiten zu machen", sagte Kraus, der das Nationaltrikot zuletzt im vergangenen Sommer bei den beiden Niederlagen in den WM-Play-offs gegen Polen trug. In den verbleibenden Einheiten gehe es nun darum, die Spielzüge zu lernen: "Die haben einige neue Namen, und da lerne ich gerade ziemlich viel auswendig."

Die Personalie Kraus birgt allerdings auch reichlich Brisanz. Zwar war sein Name im 28 Spieler umfassenden WM-Kader aufgetaucht, doch kurz vor Weihnachten fand der zu Kapriolen neigende Mittelmann in Sigurdssons vorläufigem Aufgebot für den Jahreshöhepunkt keine Berücksichtigung mehr. Die Spiele in Reykjavik gegen Gastgeber Island (31:24, 24:25) verfolgte Kraus nur aus der Heimat. Nach der ersten Niederlage im sechsten Spiel unter seiner Regie machte Sigurdsson nun die Rolle rückwärts.

Zuletzt deutete Kraus, der als Spieler bereits drei Weltmeisterschaften erlebte, in der Bundesliga an, dass die großen Hoffnungen in ihn nicht unbegründet sind. Der zwischen Genie und Wahnsinn pendelnde Regisseur gab dem Spiel von Frisch Auf Göppingen wichtige Impulse, zeigte sich jederzeit torgefährlich und lieferte mit seinen zwölf Treffern gegen den SC Magdeburg am letzten Bundesliga-Spieltag vor der Winterpause beste Argumente für eine WM-Nominierung.

"An einem guten Tag kann er jeden Gegner in Schwierigkeiten bringen", sagte Weltmeister-Trainer Heiner Brand einst - darauf hofft nun auch Sigurdsson.

(sid)
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