Bei der WM trifft die Auswahl des Deutschen Handballbundes, die nur durch eine Wildcard Zugang zum Turnier bekam, heute (16.30 Uhr/Live-Ticker) auf Gastgeber Katar. Für Baur, der als Spielgestalter den WM- und EM-Titel holte und Olympiasilber gewann, ist das Halbfinale machbar. "Vom Handballerischen her gesehen, haben wir im Viertelfinale den leichtesten Gegner", sagt der Trainer des Schweizer Champions-League-Teilnehmers Schaffhausen. Die Qualität in der deutschen Mannschaft sei höher. Dennoch könnte das Spiel zur schwersten Aufgabe werden. Etwa dann, wenn es die Schiedsrichter besonders gut mit den Gastgeber meinen. Am besten eine Begegnung wie im Achtelfinale gegen Ägypten (23:16), als früh in der zweiten Halbzeit der Sieg feststand.

Die Weltspitze sei zusammengerückt, betont Baur. Entscheidend sei dann die Tagesform, denn "in den K.o.-Spielen bekommst du keine zweite Chance. Wenn wir zehnmal gegen Frankreich spielen, gewinnen wir vielleicht dreimal, gegen Kroatien viermal. Aber gegen Katar müssen wir siebenmal siegen". Gegen die Weltauswahl, in der nur vier im Land geborene Spieler stehen, ist Deutschland der Favorit. Daran hat Bundestrainer Dagur Sigurdsson großen Anteil. "Er strahlt eine große Ruhe aus. Jede Entscheidung, die er getroffen hat, ist aufgegangen. Das steigert das Selbstvertrauen. Die Spieler glauben ihm ja jetzt alles. Aber dieses Gefühl muss man sich erst erarbeiten", sagt Baur.

Welch großen Einfluss auf den Verlauf eines Spieles ein Torhüter haben kann, zeigte sich im Achtelfinale. Carsten Lichtlein hielt überragend und brachte die Ägypter schier zur Verzweiflung. Auch die Kataris haben zwei Torleute, die zu den Besten ihrer Zunft gehören: Ex-Bundesligaprofi Goran Stojanovic, der in Montenegro geboren wurde, und der in Bosnien aufgewachsene Danijel Saric, vor nicht allzu langer Zeit noch Stütze des FC Barcelona. Neun Profis haben noch nicht lange einen katarischen Pass. Dazu zählen auch die stärksten Rückraumspieler: Zarko Markovic (Montenegro) und Rafael Capote (Kuba).

"Ich will dem Land helfen, bestmöglich abzuschneiden", sagt Bertrand Roine. Der Franzose kam vor zweieinhalb Jahren in den Wüstenstaat, fühlt sich aber nicht als Katari. Trainer Valero Rivera holte mit Spanien den WM-Titel 2013. Seit 16 Monaten arbeitet er mit der Weltauswahl des Gastgebers (sechs Europäer, zwei Nordafrikaner, ein Kubaner). Sie hat sich Respekt verschafft. Den hat sich aber auch Gegner Deutschland erarbeitet. "Die Spieler beeindrucken durch ein extrem positives Auftreten. Sie sind mutig. Sie zeigen, dass sie zurecht bei der WM sind", sagt Baur. Und ihr Weg soll heute Abend noch nicht zu Ende sein.