Handball-WM Wildcard als große Chance

Düsseldorf · Durch die Hintertür kam die deutsche Mannschaft zur WM 2015 in Katar. Das Achtelfinale ist das Minimalziel.

Deutschland verliert Play-off-Hinspiel in Polen
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Deutschland verliert Play-off-Hinspiel in Polen

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Nun spielen australische Handballer ja doch in Katar. Es ist aber nicht die Nationalmannschaft, die in Doha dabei ist. Die Sydney University, aktueller Landesmeister, nimmt zum dritten Mal in Folge an der Klub-WM (7. bis 14. September) teil. Gewonnen hat die Mannschaft noch keines ihrer neun Gruppenspiele, und auch diesmal wird es für die Amateure wohl nicht reichen. Die Favoriten auf die Siegprämie von 400.000 Dollar (280.000 Euro) sind Titelverteidiger FC Barcelona und der Champions-League-Sieger Flensburg-Handewitt.

Als vor zwei Tagen in Doha die Vorrunden-Gruppen für die Männer-WM im Januar 2015 ausgelost wurden, fehlte aber ein Vertreter Australiens, obwohl dessen Mannschaft sich in der Qualifikation gegen Neuseeland durchgesetzt hatte. Bernhard Bauer, Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB), war dabei, wenngleich sein Team in den Play-off-Spielen an Polen gescheitert war. Der Schwabe wurde herzlich begrüßt.

Der DHB war zurück im Kreis der Weltbesten, da der Weltverband (IHF) seine Satzungen studierte und den Weg fand, die sportlich und wirtschaftlich unbedeutenden Australier gegen die wirtschaftlich wichtigen, sportlich noch um Anschluss an die Weltspitze kämpfenden Deutschen zu ersetzen.

Zehn Mitglieder muss ein Kontinentalverband haben, um von der IHF anerkannt zu werden. Ozeanien kommt derzeit auf neun, weil Länder wie Tahiti, Neukaledonien und die Nordmarianischen Inseln noch auf ihre offizielle Aufnahme warten. Dass dies zuletzt keine Rolle spielte und Australien seit 1999 bei der WM mitspielen durfte, war egal.

Auch dass es üblich war, frei werdende Plätze nicht direkt an Länder, sondern an die Kontinentalverbände zu vergeben, wurde ignoriert. In diesem Fall hätte Island, das Klage eingereicht hat, das WM-Ticket erhalten. So aber wurde vom Weltverband die Wildcard an den DHB vergeben, denn eine deutsche Mannschaft sorgt für TV-Quoten, macht eine WM für Sponsoren attraktiver.

Gut 2000 Euro hat jeder der australischen Spieler, die alle einen Beruf haben oder studieren, in den WM-Traum investiert. Er wird unerfüllt bleiben. Beim DHB hofft man, dass die Spieler den Gang durch die Hintertür nutzen, um wieder ins Rampenlicht zu treten. "Unsere Mannschaft muss beweisen, dass sie zu den Weltbesten gehört", sagte DHB-Chef Bauer nach der Auslosung. Dänemark (WM-Zweiter 2013, EM-Zweiter 2014), Polen und Russland sind anspruchsvolle Aufgaben, die aber zu lösen sind. Panamerika-Champion Argentinien und Bahrain (Asien-Zweiter) ergänzen die Gruppe, aus der vier Mannschaften ins Achtelfinale einziehen, in dem die Gegner aus der Gruppe C kommen (Frankreich, Schweden, Tschechien, Algerien oder Ägypten). "Ich bin überzeugt, dass wir diese Chance beim Schopfe packen", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning.

"Jedes Los ist für uns ein Traumlos", sagte Bauer, "denn wir sind dankbar für die Chance, an der WM teilnehmen zu dürfen." Wer für Martin Heuberger, dessen Vertrag als Bundestrainer nach dem sportlichen Scheitern nicht verlängert worden war, die Auswahl vorbereiten wird, ist weiterhin offen. "Wir sind im Zeitplan. Der erste Lehrgang steht erst im September an", betonte Bauer. Vizepräsident Hanning führte und führt noch viele Gespräche und ist dabei, eine Kandidatenliste aufzustellen. "Qualität geht vor Schnelligkeit", sagt Bauer.

(RP)
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