WM in Katar DHB-Team will Handball-Euphorie entfachen

Doha · Die deutschen Handballer haben sich vor dem WM-Auftakt gegen Polen eine Oase der Zuversicht geschaffen. Der Druck in der Heimat wächst.

 Nach dem WM-Verzicht der öffentlich-rechtlichen Sender werden alle Spiele der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) vom Bezahlsender Sky übertragen.

Nach dem WM-Verzicht der öffentlich-rechtlichen Sender werden alle Spiele der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) vom Bezahlsender Sky übertragen.

Foto: dpa, ua nic

Bundestrainer Dagur Sigurdsson tüftelte im paradiesisch-anmutenden Teamhotel am Strand von Doha noch über der richtigen Siegtaktik, die Spieler um Kapitän Uwe Gensheimer suchten Zerstreuung beim Wildwasserfahren im "Klein-Venedig" der Wüste: Vor dem WM-Auftakt gegen den Turnier-Geheimfavoriten Polen herrschte bei den deutschen Handballern eine Mischung aus Lockerheit und Konzentration.

"Wir sind bereit", sagte Sigurdsson vor der mit Spannung erwarteten Partie am Freitag (17.00 Uhr/Sky). Das Team sei gut drauf und heiß auf das Turnier. "Wenn unsere Abwehr funktioniert und die Torhüterleistungen stimmen, ist alles möglich", sagte der Isländer.

Die deutschen Vorrunden-Gegner im Porträt
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Gleichzeitig warnte er aber davor, die starke WM-Vorbereitung mit den Siegen gegen Island und Tschechien überzubewerten. "Die Trainingsspiele waren gut und wir sind optimistisch, aber jetzt fängt alles bei null an." Das polnische Team mit dem deutschen Trainer Michael Biegler sei "sehr stark und einer der Kandidaten für ganz oben".

Vize-Weltmeister Dänemark, Russland, Panamerikameister Argentinien und Saudi-Arabien sind die weiteren Vorrundengegner der deutschen Mannschaft. Die ersten vier Teams jeder Gruppe qualifizieren sich für das Achtelfinale - das erklärte Minimalziel des Deutschen Handballbundes (DHB).

Mit welchem Kader Sigurdsson in sein erstes Turnierspiel als Coach des deutschen Teams ins WM-Abenteuer startet, wollte er noch nicht verraten. "Ich weiß es. Aber selbst die Mannschaft wird die Aufstellung erst kurz vor dem Spiel erfahren", sagte 41-Jährige.

Größtes Rätsel der Startformation ist die Torwartfrage: Beginnt der in den vergangenen Jahren als Stammkeeper gesetzte Silvio Heinevetter oder Routinier Carsten Lichtlein? Sogar eine Nominierung von Youngster Andreas Wolff ist nicht ausgeschlossen.

Kapitän Gensheimer und Co. vergnügten sich derweil in der "Villaggio Shopping-Mall", einer überdachten und voll klimatisierten Erlebniswelt, in der selbst Achterbahn- und Wasserbahnfahrten möglich sind. "Einfach riesig", sagte Gensheimer zur willkommenden Abwechslung, richtete den Fokus aber dann schnell auf die Schlüsselpartie am Freitag.

"Wir freuen uns unheimlich auf den Start. Das Polen-Spiel kann zum Dosenöffner für das Turnier werden und uns Schwung geben", sagte der Linksaußen. Die beiden Niederlagen in den WM-Play-offs gegen das Nachbarland im Sommer sind nicht vergessen. "Wir haben noch eine Rechnung offen", sagte Kreisläufer Patrick Wiencek.

Während sich das deutsche Team in Doha eine Oase der Zuversicht geschaffen hat, wächst in der Heimat die Erwartungshaltung. So haben sich kurz vor dem Turnierbeginn erstmals die Spitzenfunktionäre der Handball-Bundesliga (HBL) zu Wort gemeldet. Das erklärte Ziel Achtelfinale halten sie für zu bescheiden und fordern den Einzug in die Runde der letzten Acht.

"Das Ergebnis dieser Weltmeisterschaft wird wegweisend für den deutschen Handball sein", sagte HBL-Präsident Uwe Schwenker dem SID: "Deswegen ist es an der Zeit, dass sich unser Nationalteam mit einer guten Platzierung zurückmeldet. Darunter verstehe ich, dass in Katar das Viertelfinale erreicht wird."

HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann rechnet angesichts der bevorstehenden Frauen-WM 2017 und Männer-WM 2019 in Deutschland mit einer "steigenden Aufmerksamkeit für unseren Sport. Dazu muss das Nationalteam in Katar ab Freitag einen Beitrag leisten."

Das Team setzt derweil auf eine breite Unterstützung in Deutschland - obwohl das Turnier nicht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen sein wird. "Ich hoffe, dass sich die Leute zu Public Viewings zusammenrotten und die Spiele in Sport-Bars gucken", sagte Gensheimer: "Wir wollen eine kleine Handball-Euphorie entfachen."

Ein erster Schritt dazu wäre ein Auftaktsieg am Freitag gegen Polen.

(sid)
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