Krakau Handballer vergolden Wintermärchen

Krakau · Eine starke Abwehr und der überragende Torhüter Wolff sind die Basis für den 24:17-Sieg im EM-Finale gegen Spanien.

Die neuen Europameister stürmten nach Spielschluss mit Siegesschreien auf ihren unglaublichen Torhüter Andreas Wolff zu, wenig später reckte dann Team-Oldie Carsten Lichtlein die EM-Trophäe im schwarz-rot-goldenen Konfettiregen in die Höhe. Als eine der größten Sensationen der EM-Geschichte durch das 24:17 (10:6) im Finale gegen Spanien in Krakau perfekt war, gab es bei den deutschen Handballern kein Halten mehr. Die EM-Helden sangen nach ihrem vergoldeten Wintermärchen stolz erst "We are the champions", dann ließen sie voller Inbrunst die deutsche Nationalhymne folgen. Bundestrainer Dagur Sigurdsson umarmte sichtlich gerührt jeden seiner Spieler, danach tanzte das jüngste aller EM-Teams wild im Kreis.

"Das ist ein überragendes Gefühl. Das war eine großartige Leistung der gesamten Mannschaft. Wir haben ein tolles Team. Das müssen wir jetzt einfach genießen", sagte Sigurdsson. Wolff sprach von einer "grandiosen Leistung". Seinen riesigen Anteil am nicht für möglich gehaltenen Erfolg wollte der Schlussmann der HSG Wetzlar nicht überbewerten: "Wir haben eine tolle Abwehr gespielt".

Neben Wolff und einer herausragenden Abwehr war auch Kai Häfner mit seinen sieben Toren maßgeblich am zweiten EM-Gold nach 2004 und dem größten Erfolg des Deutschen Handballbunden (DHB) seit dem Titelgewinn bei der Heim-WM 2007 beteiligt. Zusätzlicher Lohn für das jüngste Team aller EM-Teilnehmer ist das Ticket für die Olympischen Spiele in Rio.

"Das war eine unglaubliche Leistung, gerade in der Abwehr. Dagur Sigurdsson hat den Löwenanteil an diesem Titel", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Wolff parierte am Ende sensationelle 48 Prozent der auf seinen Kasten abgefeuerten Würfe. Weniger Gegentore hat noch keine Mannschaft in einem EM-Finale zugelassen. "Das ist alles schwer zu erklären. Andi Wolf war Weltklasse. Ich bin wahnsinnig stolz auf die Mannschaft, den Trainer, auf alle. Die Jungs sind der absolute Wahnsinn", sagte Teammanager Oliver Roggisch nach dem siebten Turniersieg in Serie nach der Auftaktniederlage gegen die routinierten Iberer (29:32), die weiter auf ihren ersten EM-Titel warten müssen.

Die DHB-Auswahl zeigte keine Nerven in ihrem ersten großen Finale. Die aggressive 6:0-Deckung um die Abwehrchefs Finn Lemke und Hendrik Pekeler bot eine bärenstarke Leistung. Immer wieder wurden die Wurfversuche geblockt, die Anspiele an Top-Kreisläufer Julen Aguinagalde unterbunden. Hinter der Abwehr trieb Wolff die spanischen Stars mit Paraden am Fließband zur Verzweiflung.

Beflügelt von der herausragenden Abwehr traf Häfner, der schon den Halbfinal-Thriller gegen Norwegen (34:33 n. Verl.) fünf Sekunden vor Schluss entschieden hatte, mit seinem dritten Tor zum 4:1 (8.). Den favorisierten Spaniern gelang das erste Tor aus dem Feld erst in der zwölften Minute. Die deutschen Spieler feuerten sich nach den zahlreichen gelungenen Abwehraktionen immer wieder lautstark an. Auf der spanischen Bank machte sich zunehmend Ratlosigkeit breit.

Im Tor der Spanier bot Arpad Sterbik zwar eine starke Leistung, dennoch führte das deutsche Team zur Halbzeit mit 10:6. "Wir wollen es mehr als sie", sagte Uwe Gensheimer. Der Kapitän verfolgte ebenso wie die weiteren Verletzten Steffen Weinhold und Christian Dissinger das Spiel im Deutschland-Trikot auf der Tribüne.

Nach dem Wechsel das gleiche Bild: Die deutschen Spieler kämpften um jeden Ball, warfen sich in die Würfe der Spanier, und dahinter vereitelte Wolff mit einer unglaublichen Ruhe auch die besten Chancen. Das Selbstvertrauen der spanischen Angreifer sank immer weiter. Die deutschen Fans waren beim 16:9 (44.) schon in Feierstimmung. Spätestens mit dem 20:13 von Pekeler (52.) war das Spiel entschieden. Die deutschen Spieler konnten im Gefühl des sicheren Sieges die letzten Minuten genießen, die Ersatzspieler tanzten vor Freude schon zwei Minuten vor Schluss an der Seitenlinie.

Nach der Siegerehrung startete die Spieler in eine lange Partynacht. Nach dem Rückflug wird sich der neue Europameister zudem heute beim großen Fanfest in Berlin feiern lassen.

(SID)
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