Mönchengladbach Jugendfußball: Einsatz für die Zukunft

Mönchengladbach · In den Vereinen arbeiten viele Ehrenamtler unermüdlich für den Nachwuchs. Ein Jugendleiter berichtet.

Rund 30 Stunden pro Woche steckt René Paulzen in die Arbeit für seinen Verein. "Eigentlich bin ich immer am Platz", sagt der selbstständige Schreinermeister, der sich im Clubheim gerade eine Verschnaufpause gönnt. "Und wenn René mal nicht da ist, dann klingelt sein Telefon", scherzt der Vereinswirt hinter dem Tresen.

Paulzen ist Jugendleiter beim SC Hardt, einem Fußballverein in Mönchengladbach. Zwölf Jungen- und drei Mädchenmannschaften betreut er in ehrenamtlicher Arbeit. Die B-Jugend trainiert Paulzen selbst, er schaut sich die Spiele der anderen Mannschaften an und führt Trainer- und Spielergespräche, wenn es irgendwelche Probleme gibt. Irgendwas zu tun ist immer.

Drei Hardter Junioren-Mannschaften spielen zurzeit in der Leistungsklasse. Für ihren Erfolg brauchen sie, aber auch die anderen Teams anständiges Material: Bälle, Trainingsanzüge, Trikots, Arztkoffer. Auch die Schiedsrichter bei den Heimspielen müssen aus der Kasse des SC Hardt bezahlt werden. Doch der Kampf um Geldgeber ist hart. Zwei Großsponsoren überweisen jedes Jahr einen festen Betrag für die Hardter Jugend. Das ist eine große Hilfe, reicht allerdings nicht für alle Mannschaften aus.

Was fehlt, muss von den Trainern in mühevoller Arbeit organisiert werden. "Früher war es noch einfach, von einer Firma einen Satz Trikots zu bekommen. Heute ist das aufgrund der wirtschaftlichen Situation vieler Unternehmen schwieriger", sagt Paulzen. Immer häufiger müssten die Eltern der Spieler die Kleidung selber bezahlen.

Paulzen wünscht sich, dass mehr Unternehmer den sozialen Aspekt eines lokalen Sport-Sponsorings zu schätzen lernen. "Als Jugendsponsor muss man nicht nur den Werbeaspekt sehen, sondern wissen, dass man ganz vielen Kindern hilft, Fußball spielen zu können."

Neben den klammen Kassen sind auch die Unterrichtszeiten der Jugendspieler für den Verein problematisch. "Früher konnte der Nachwuchs um 15 Uhr trainieren. Heute sind die Jungs bis 17 Uhr in der Schule", sagt Paulzen. Also müssen alle Trainingszeiten in den Abend verschoben werden. "Das bedeutet für die Senioren, dass sie immer später beginnen müssen." So legt beispielsweise die dritte Mannschaft in Hardt erst um 20.30 Uhr los. Der Verein hat sich damit arrangiert. "Die Senioren unterstützen uns so gut sie können."

Denn auch sie haben etwas von der guten Jugendarbeit, die Paulzen und die anderen Jugendtrainer in den vergangenen sieben Jahren auf die Beine gestellt haben. Gerade erst ist ein Eigengewächs von der A-Jugend in die erste Mannschaft aufgerückt, die in der Bezirksliga spielt. "Wir wollen, dass in den kommenden Jahren unsere Hardter Jungs die erste Mannschaft stellen und nicht mehr so viele Spieler aus anderen Vereinen angeworben werden müssen", erklärt Paulzen das Ziel.

An Nachwuchs mangelt es gerade vor allem im unteren Bereich, bei den Bambinis (unter sieben Jahre) und der F-Jugend (sieben bis neun Jahre). Doch der Verein hat sich etwas einfallen lassen, um den Anmeldungsrückgang zu stoppen. Einmal im Jahr veranstaltet er auf seinem Gelände am Hardter Wald den "Kindergärten-Cup". So will der SC Hardt schon bei den ganz Kleinen die Begeisterung für den Fußball wecken.

Den Eltern kann Paulzen eine Mitgliedschaft ihrer Kinder in einem Sportverein nur empfehlen. "Ein Team ist immer nur so stark wie sein schwächstes Mitglied. Die Kinder lernen bei uns, dass man niemanden zurücklässt und wie man in einer Gruppe vernünftig agiert." Leider stehe bei vielen Eltern nicht der Spaß und das soziale Miteinander der Kinder im Vordergrund, sondern die sportliche Leistung. "Die Eltern stellen oft viel zu hohe Ansprüche. So vermitteln sie ihren Kindern eine falsche Einstellung zum Spiel."

(RP)
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