Kolumne Gegenpressing Die Transferperiode dauert zu lange

Meinung | Düsseldorf · Das Geschacher zwischen den Fußballklubs ist zwar unterhaltsam, im Sinne des Sports und der Fans wäre es aber besser, wenn bei Saisonbeginn die Kader komplett wären.

 Martin Beils

Martin Beils

Foto: Phil Ninh

Die "Deutsche Fußball Liga" ist ein hochmodernes Unternehmen. Das erkennt man schon daran, dass sie auf den nach traditionellem Sprachgebrauch vorgeschriebenen Bindestrich in ihrem Namen verzichtet. Das ist wohl schick. Nach dem Abschied von dem aus der Mode gekommenen Schriftzeichen trennt sich die Liga jetzt von weiterem Ballast. Die DFL wirft das Faxgerät auf den Müllhaufen der Fußballgeschichte. Spielerwechsel werden ihr von den Vereinen nicht mehr per Fernkopie mitgeteilt, sondern mit dem Transfer-Online-Registrierungssystem, das auf genialische Weise mit "TOR" abgekürzt wird.

Schade ums Faxgerät. Es hat schließlich eine der schönsten der vielen Storys des Transferwesens hervorgebracht. Das Gerät zickte, als der heutige Schalker Eric Maxim Choupo-Moting im Winter 2011 auf den letzten Drücker vom Unterhaltungsbetrieb Hamburger SV zum Unterhaltungsbetrieb 1. FC Köln wechseln wollte. Die Unterlagen trafen 14 Minuten zu spät bei der gestrengen DFL ein. Der Transfer platzte, und die Bundesliga war um die Geschichte "Choupo-Moting bleibt im Fax stecken" reicher.

Die Episode ist ein schöner Beleg dafür, dass die Engländer die letzten Tage der Wechselperiode ganz zu recht als "silly season" bezeichnen, als alberne Jahreszeit. Die Albernheit drückt sich im Moment durch die Höhe der Ablösesummen aus. Angeblich werden 35 Millionen Euro für den Münchner Mittelklassefußballer Sebastian Rode geboten. Der Wahnsinn kennt keine Grenzen. Gut, dass das Theater am Montagabend vorerst vorbei ist.

Im Sinne des Sports und der Fans wäre es ohnehin besser, die Transferperiode zu beenden, wenn die ersten europäischen Topligen nach der Sommerpause den Spielbetrieb wieder aufnehmen. Wenn es in der Bundesliga losgeht, muss der Kader stehen. Das Argument, dass die Klubs dann keine Chance mehr haben, nachzubessern, falls sich ein Leistungsträger verletzt, verfängt nicht. Denn zu irgendeinem Zeitpunkt muss ja ein Schlussstrich gezogen werden, und die Gefahr, dass kurz danach ein wichtiger Spieler ausfällt, besteht immer.

Ein früheres Ende der Transferperiode wäre den Fans gegenüber fair. Wenn sie sich mit einem neuen Trikot ihres Klubs einkleiden und es mit dem Namen ihres Lieblingsspielers beflocken lassen, sollten sie wissen, dass die Kombination aus Verein und Profi zumindest ein Halbjahr lang Bestand hat. Wer geht heute schon mit einem Bayern-Trikot der Kollektion 2015/16 ins Stadion, auf dessen Rücken "Schweinsteiger" steht? Wäre doch peinlich. Und wer bei einem der populären Managerspiele viel virtuelles Geld für den Nicht-mehr-Wolfsburger Kevin De Bruyne ausgegeben hat, wird sich auch ärgern.

Ihre Meinung? Schreiben Sie dem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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