Oberhausen Klitschko — eine WM-Geschichte in Bildern

Oberhausen · Heute (22.10 Uhr/RTL) steigt der Ukrainer zum 25. Mal im Kampf um den Titel im Box-Schwergewicht in den Ring.

Irgendwann hat es Wladimir Klitschko aufgegeben, seine Kontrahenten mit Vorschusslorbeeren zu überschütten. Man hat es ihm eh nicht mehr geglaubt. Mittlerweile beschränkt er sich bei der Erwähnung des nächsten Gegners im Ring auf das Wesentlichste. So hat er es auch im Fall von Alex Leapai gehalten. Der Australier mit Wurzeln in Samoa sei ein wirklich harter Brocken. Aber, befindet er, Leapai würde sich nur auf seine Kraft verlassen und taktisch nicht viel entgegenzusetzen haben. An dieser Stelle ist im Prinzip die Geschichte zu Ende erzählt. Denn man muss schon viel Fantasie aufbringen, um an eine Sensation des Herausforderers heute Abend (ab 22.10) in Oberhausen zu glauben. Klitschkos Haussender RTL denkt aber natürlich nicht daran, sich die garantierten Traumquoten entgehen zu lassen. Denn der Ukrainer ist längst vom Berufssportler zum Entertainer umgeschult worden. Und der liefert, was das Publikum erwartet.

Das gilt auch für die Gegner, die in der Regel wenig Bekanntheit, aber dafür wenigstens eine rührende Geschichte mitbringen. "Wenn ich mit Klitschko im Ring stehe, will ich alle meine Fehler der Vergangenheit gut - und meine Familie stolz machen. Das ist ein Versprechen", sagt Alex Leapai dementsprechend staatstragend. Mit seinen "Fehlern" meint er eine neun Jahre zurückliegende Haftstrafe wegen schwerer Körperverletzung. Er hatte in einem Nachtklub gewütet - sein Onkel war zuvor aus dem Etablissement herausgeworfen worden. Danach geriet er nach eigenem Bekunden in "einem Whirpool aus Alkohol und Drogen". Jetzt will er der erste australische Schwergewichts-Weltmeister werden. Seine Prognose für heute Abend: "Einer wird K.o. gehen - ich nicht". So oder ähnlich haben sich auch die meisten anderen Herausforderer von Klitschko verkauft - nur die wenigsten konnten annähernd halten, was sie zuvor lautstark versprochen hatten.

Klitschko ist nur in seinen Anfangsjahren richtig ins Straucheln gekommen. Nach diversen Niederlagen spottete man in der Branche über sein Glaskinn, also dem Makel, viel zu anfällig für Wirkungstreffer zu sein. In diese Zeit fallen auch die beiden einzigen Niederlagen in 24 WM-Kämpfen gegen Corrie Sanders (2003) und Lamon Brewster (2004). "Ich fühle mich derzeit besser denn je", sagt Klitschko. "Mir macht mein Job Spaß. Ich merke, dass ich noch einige gute Jahre in den Fäusten habe."

Ein möglicher Kandidat für ein Duell mit ihm hat sich in diesen Tagen hartnäckig in Erinnerung gerufen. Shannon Briggs, 42-jähriger US-Amerikaner, hat gestern beim Wiegen erneut für einen Eklat gesorgt, sofern man seine Pöbeleien darunter zählen möchte. Klitschko will nichts von einem möglichen Kampf gegen Briggs, den bereits Bruder Vitali vermöbelt hatte, wissen. Noch nicht.

(RP)
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