Windsor Koch schwimmt nach Diät zum WM-Gold

Windsor · Nach dem WM-Gold beim vermeintlichen Einschwimmen richtete Marco Koch im Becken mit gestreckten Zeigefingern den Blick nach oben. Der Sieg über seine Nebenstrecke 100 Meter Brust verblüffte den Darmstädter, die Konkurrenz und Trainer. "Ich hatte das Rennen eigentlich schön fürs Aufwärmen genommen. Wir hatten sogar überlegt abzumelden, um mich für morgen zu schonen und jetzt gewinne ich. Witzig, hätte ich nicht gedacht", sagte Koch im kanadischen Windsor über den zweiten WM-Titel eines deutschen Brustschwimmers auf der Kurzbahn. 1995 hatte Mark Warnecke über die 100 Meter gewonnen.

In 56,77 Sekunden ließ Koch der Konkurrenz auf der letzten 25-Meter-Bahn keine Chance und schlug vor dem höher eingeschätzten Russen Wladimir Morosow (57,00) und dem Italiener Fabio Scozzoli (57,04) an. Seinen drei Wochen alten deutschen Rekord verfehlte der 26-Jährige nur um zwei Hundertstelsekunden. Bei der Siegerehrung plauderte Koch entspannt mit Morosow, ausufernder Jubel ist eh nicht sein Ding. "Natürlich freue ich mich, aber es ist irgendwie anders", kommentierte er den Coup.

Über seine Spezialstrecke 200 Meter Brust bestritt Koch gestern den Vorlauf. Daher verbat sich eine große Siegesfeier. "Schnell ins Bett", war die Abendplanung. "Die Form ist da, hoffe, dass ich in die Nähe meiner Zeit von den Deutschen Meisterschaften schwimmen kann." Am 20. November hatte er in 2:00,44 Minuten einen Weltrekord geschwommen. Auf dem Papier ist Koch Topfavorit: Die Meldezeiten der Konkurrenz sind mindestens zwei Sekunden langsamer. "In dieser Form traue ich ihm alles zu", sagte Chefbundestrainer Henning Lambertz.

Nach dem enttäuschenden siebten Rang bei Olympia hatte Koch eine schon länger geplante Diät durchgezogen und innerhalb weniger Wochen erstaunliche 13 Kilogramm abgenommen. "Dass er das so gut verarbeitet hat, ist super", sagte Kochs Heimtrainer Alexander Kreisel.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort