Leichtathletik Inklusion braucht Klarheit

Meinung · Der Gedanke ist reizvoll, er sorgt aber für gereizte Atmosphäre. Behinderte und nichtbehinderte Sportler in einem Wettstreit - das klingt gut und scheint in unsere Zeit zu passen. Doch so einfach ist es nicht.

Markus Rehm, der unterschenkelamputierte Weitspringer, flog bei den zurückliegenden Deutschen Meisterschaften am weitesten. In Ulm gewann er 2014 den Titel, nun in Nürnberg "nur" den Wettkampf. Meister ist der U23-Europameister Fabian Heinle. Er sprang 8,03 Meter - acht Zentimeter weniger als der Rivale aus Leverkusen.

Rehm ist ein Athlet der Extraklasse. Bei den Behinderten ohne Konkurrenz. Doch wie ist seine Leistung zu bewerten im Vergleich mit den Nichtbehinderten? Im November legten sechs Springer Protest gegen den Sieg von Rehm ein. Der Rechtsausschuss des Leichtathletik-Verbandes lehnte ihn ab. Allerdings hat der DLV sein Regelwerk nach Ulm ergänzt und darin eine getrennte Wertung festgelegt. Ohne wissenschaftliche Gutachten ist nicht einzuschätzen, ob und wenn ja, wie sehr Rehm von einer etwaigen Katapultwirkung der rund 8000 Euro teuren Prothese profitiert. Zwischen 300.000 und 400.000 Euro kostet die Analyse.

Am Rande der WM in Peking Ende August will der DLV den Weltverband darüber abstimmen lassen, ob international gemeinsame Wettkämpfe von Behinderten und Nichtbehinderten stattfinden sollen. Rehm und seine Rivalen sind Weitspringer. Sie haben die selbe Passion, deren Verwirklichung scheint aber verschieden zu sein. Zusammen springen, getrennt gewertet werden - das ist der Weg, der Inklusion lebt, aber auch beiden Seiten gerecht wird. Denn Zweifel sind keine Basis.

(RP)
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