Tischtennis Kranker Boll holt Düsseldorf den Titel

Frankfurt/Main · Borussia Düsseldorf wird mit dem 3:0 über Fulda zum 29. Mal Tischtennis-Meister. Auch Timo Boll darf feiern.

Timo Boll – Rekord-Meister, Weltranglisten-Erster, Borussia Düsseldorf
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Das ist Timo Boll

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Foto: dpa/Andreas Arnold

Der hartnäckigste Widersacher an diesem Tag ist eine Sektflasche. Timo Boll nestelt noch an ihrem Verschluss herum, als seine Kollegen von Borussia Düsseldorf sich den Inhalt ihrer Pullen längst gegenseitig um die Ohren spritzen. Sportlich hatte der Rekordmeister im Finale um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Tischtennis weit weniger Probleme. Die Truppe von Trainer Danny Heister schlug den TTC Fulda-Maberzell vor 2500 Zuschauern in der Fraport-Arena locker 3:0. Es ist der 29. Meister- und der 68. Titel insgesamt in der Vereinsgeschichte.

Doch ganz so einfach, wie es sich hinterher liest, stellte sich die Lage kurz vor dem ersten Aufschlag beileibe nicht dar. Nur ein paar Bälle schlug Boll beim Einspielen, ließ sich dann lieber in der Kabine pflegen. "Ich habe nach Ende der WM in Düsseldorf drei Tage krank im Bett verbracht", erklärte der Weltranglisten-Achte nach der Siegerehrung. "Erst kam der Husten, dann Schnupfen und Fieber. Und gestern stellte sich dann auch noch Durchfall ein." Boll versuchte es dennoch, stellte sich dem Duell mit Doppel-Europameister Jonathan Groth aus Dänemark - und gewann mit 3:1 Sätzen. "Die WM hat mich doch körperlich ans Limit gebracht", berichtete der Düsseldorfer. "Aber für ein Finale kann man schon mal auf die Zähne beißen. Ich bin froh, dass es gereicht hat."

Die Konkurrenz weniger. Fuldas Ruwen Filus, der bei seiner großartigen WM-Vorstellung erst im Achtelfinale am späteren Silbermedaillen-Gewinner Fan Zhendong gescheitert war, sah in Bolls Auftaktsieg fast schon die Vorentscheidung. "Wenn du diese Düsseldorfer überhaupt packen willst, musst du sie unter Druck setzen", sagte der deutsche Nationalspieler. "Jonathan war dicht dran, aber als er es nicht packte, sind Wang Xi und ich regelrecht eingebrochen."

Die beiden Maberzeller hatten gegen das wie aufgedreht spielende Düsseldorfer Schweden-Duo keine Chance. Kristian Karlsson spielte seine statistische Überlegenheit (Weltranglistenplatz 32 gegen 101) voll aus und fegte den eingebürgerten Chinesen Wang 3:0 von der Platte. Anschließend machte Karlssons 19-jähriger Landsmann Anton Källberg sein Meisterstück, indem er den im Welt-Ranking 68 Plätze besser platzierten Filus nach begeisternden Ballwechseln 3:1 besiegte. Der Youngster ließ sich nicht einmal davon beeindrucken, dass die Schiedsrichter ihm wegen seiner - kuriosen, in einer kompletten Bundesligasaison aber nie beanstandeten - Aufschlagbewegung zwei Strafpunkte verpassten.

"Ich bin so stolz auf unsere beiden Schweden", sagte Trainer Heister. "Es sollte ein Umbruchjahr für uns sein, denn für Kristian wie für Anton war es das erste deutsche Finale. Und jetzt hat die Saison richtig Spaß gemacht." Als Meister, Pokalsieger und Champions-League-Finalist darf man es ihm glauben.

(jol)
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