Interview mit ARD-Moderator Sven Lorig "Sven, musst du jetzt sterben?"

Hilden · Sven Lorig läuft und läuft und läuft. Der ARD-Moderator aus Hilden bekommt so seinen Kopf frei, vergleicht seine Trainingsrunden mit dem Effekt einer Waschmaschine. Wir haben mit ihm über seine Leidenschaft für das Laufen gesprochen.

 Sven Lorig bei seinem Hobby.

Sven Lorig bei seinem Hobby.

Foto: Andreas Krebs

Lorig hat ein Buch über seine Art von Entspannung geschrieben: In "Lässig Laufen" beschreibt der 46-Jährige seinen Weg zur Marathonbestzeit von 3:12:20 Stunden. Wir haben ihn zu einem Interview auf seiner Hausstrecke getroffen - und sind mit ihm durch den Wald in Hilden gelaufen. Da sich Läufer untereinander generell nicht siezen, hat unser Redakteur Tobias Dupke auch Sven Lorig für diesen Text geduzt.

Wie bist du zum Laufen gekommen?

Lorig Ich habe früher Fußball und Eishockey gespielt und getanzt. Ich konnte mir nie vorstellen, ohne Puck oder Ball zu laufen. Und dann habe ich das Kochen für mich entdeckt und wog plötzlich über 100 Kilo. Ich war erschrocken und meinte, dass auch meine Frau etwas dicker geworden wäre. Dann habe ich ihr eine Pulsuhr geschenkt. Sie hat die Uhr genutzt, und dann habe auch ich sie mal ausprobiert. Als ich zum ersten Mal ein paar Minuten unterwegs war, dachte ich, die Uhr muss kaputt sein - sie zeigte so hohe Werte an, dass ich entsetzt war. Durch diese Geschichte bin ich zum Laufen gekommen. Ich war zunächst einmal die Woche unterwegs und kam mir großartig vor.

Also hast du klein angefangen?

Lorig Richtig. Das ist auch der Tipp, den ich allen geben kann: Nicht gleich drei- oder viermal die Woche trainieren, sondern ganz langsam und entspannt beginnen, vielleicht ein-bis zweimal die Woche. Sonst verliert man ganz schnell die Motivation und kriegt den Hintern nicht mehr hoch. Das Thema Marathon steht am Anfang noch nicht auf der Agenda, das ist eher etwas für erfahrenere Läufer. Die Trainingspläne für die 42,195 Kilometer sind zwar in der Regel auf zwölf Wochen ausgelegt - aber das ist ja nur die Spitze. Vorher müssen die Läufer schon ein bis zwei Jahre trainiert haben, damit sie die Distanz schaffen.

Wann bist du denn den ersten Marathon gelaufen?

Lorig Erst nach ein paar Jahren. Ein Freund meinte, das müsste man als Mann mal machen. Ich hatte keine Ahnung, auf was ich mich da einlasse. Wir wollten die vier Stunden knacken und haben im Training vieles falsch gemacht. Ich bin mit 4:05 Stunden ins Ziel gekommen - und nicht in Würde. Ich bin total eingegangen. Meine Schwiegermutter hat mich gesehen und gefragt: Sven, musst du jetzt sterben?

Was hast du im Training falsch gemacht?

Lorig Ich habe beispielsweise die langen Sonntagsläufe hin und wieder ausgelassen. Ich dachte, ich laufe ja schon am Wettkampftag lange genug. Außerdem bin ich sie zu schnell angegangen und habe mir etwas zu essen mitgenommen. Hintergrund dieser langen Einheiten ist aber, den Körper daran zu gewöhnen, dass sich die Kohlenhydratspeicher komplett leeren. Wenn man dann aber während der drei Stunden seinen Speicher immer wieder füllt, bringt das nichts.

Welche Unterstützung hattest du während Deiner Vorbereitung? Gab es einen Trainer?

Lorig Nein, ich habe zwar einen ärztlichen Check im Vorfeld gemacht, das ist total wichtig, aber sonst hatte ich keinen Trainer. Null Ahnung. Ich dachte immer, Laufen sei ein Solo-Sport für Einzelkämpfer. Erst nach meinem ersten Marathon bin ich zum Vereinssport gekommen und habe gemerkt, dass Laufen auch ein ganz toller Mannschaftssport ist. Im Team erreicht man viel mehr und ist motivierter. Jeder zieht jeden mit. Man hat auch keine Ausrede mehr, ein Training sausen zu lassen.

Du hast dich von 4:05 auf 3:12 Stunden verbessert.

Lorig Tempo bekommt man leider nur durch Tempotraining. Ich bereite mich mit Intervalltraining auf die Läufe vor.

Und wie gehst du in den Wettkampftag ?

Lorig Am schlimmsten ist der Tag vorher. Dann nagen die ersten Zweifel an mir: Oh Gott, du hast nicht genug getan. Warum tust du dir das eigentlich an? Ich kann schlecht schlafen. Am Morgen überwiegt dann aber die Vorfreude.

Wie geht es dir danach?

Lorig Schlecht. Ich versuche immer noch auszulaufen, habe aber eigentlich keine Kraft mehr. Am nächsten Tag kann ich die Treppe nicht mehr runtergehen. Wenn ich in einer Sendung dann länger rumstehen muss, und das ist mir schon häufiger passiert, ist das ganz tödlich. Das Ganze dauert etwa eine Woche. In der Zeit möchte ich gerne liegen und Spaghetti Carbonara essen. Ich mache dann auch eine Laufpause. Auch in der Vorbereitung sind Pausen wichtig. Ich trainiere immer drei Wochen und mache eine Woche Laufpause.

(RP)
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