Start der Leichtathletik-WM Außer Bolt kein Star weit und breit

Daegu (RPO). Jamaikas Sprintstar Usain Bolt steht allein im Rampenlicht. Der Leichtathletik fehlt es vor der WM in Daegu an Gesichtern, Glanz und Glamour.

Usain Bolt – der Supersprinter aus Jamaika im Porträt
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Das ist Usain Bolt

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Foto: dpa, mr

Alles Bolt, oder was? Neben Jamaikas Supersprinter Usain Bolt ist kein Platz im Rampenlicht der Leichtathletik. Selbst im Schatten des schnellen Showmans tummeln sich nur wenige Kandidaten, die geeignet scheinen, der am Samstag (27. August) beginnenden WM im südkoreanischen Daegu ihren Stempel aufzudrücken. Der olympischen Kernsportart fehlt es ein Jahr vor den Spielen in London bisher an Gesichtern, Glanz und Glamour.

Bolts direkte Konkurrenz etwa ist verletzt (Tyson Gay), nervenschwach (Asafa Powell) oder beim Dopen erwischt worden (Michael Rodgers, Steve Mullings). Zudem schwächeln die Königinnen der Lüfte, Stabhochprung-Weltrekordlerin Jelena Issinbajewa und Hochsprung-Weltmeisterin Blanka Vlasic ebenso wie 800-m-Weltmeisterin Caster Semenya, der Aufreger von Berlin.

Da bedarf es schon des Blade Runners Oscar Pistorius, der mit seinen Prothesen etwas Glanz in die angestaubte Hütte bringen will. Auf die Jagd nach der 100.000-Dollar-Weltrekordprämie macht sich 800-m-Rekordhalter David Rudisha. Der Kenianer hatte Bolt 2010 schon mal als Welt-Leichtathlet des Jahres abgelöst.

"Es wird keine Rekorde geben"

Insgesamt dürfte es dem 25 Jahre alten Bolt aber trotz einer für seine Verhältnisse mäßigen Saison nicht schwer fallen, nach den Olympischen Spielen 2008 in Peking und der Berliner WM 2009 auch die Tage von Daegu zur großen Bolt-Show zu machen. "Ich denke, ich werde mit Leichtigkeit gewinnen", sagt der dreifache Olympiasieger und Weltmeister: "Wenn ich in meinen Rennrhythmus komme, glaube ich nicht, dass sich jemand mit mir messen kann."

Dass er für den Gewinn der Goldmedaillen über 100 und 200 m an sein Limit, sprich in die Nähe seiner Weltrekorde (9,58 bzw. 19,19) laufen muss, glaubt Bolt nicht. "Es wird hier keine Rekorde geben", prophezeit der Jamaikaner, mit 9,88 Sekunden in dieser Saison nur die Nummer sechs der Welt. Deutlich schneller (9,78) war sein Landsmann Asafa Powell, doch dessen Nerven machten bisher nie mit, wenn es um Gold ging. Und über 200 m ist Bolt mit 19,86 sowieso einsame Spitze.

Von der Spitze weit entfernt ist derzeit noch Stabhochsprung-Queen Jelena Issinbajewa. Die Russin, die mit den Nullnummern in Berlin und bei der Hallen-WM 2010 der Konkurrenz das Feld überlassen hatte, macht den anderen seit ihrem Comeback Mitte Juli wenig Kopfzerbrechen. Selbst die neue deutsche Rekordlerin Martina Strutz (4,78) liegt in der Jahresbestenliste vor der 5, 06-m-Springerin (4,76).

Ebenfalls nicht in Bestform, zudem auch noch angeschlagen ist Blanka Vlasic. Doch die Kroatin gibt sich kämpferisch: "Ich werde zur WM fahren, und ich werde entweder gewinnen oder ich gehe unter. " Der Grund ist ganz einfach: "Ich kann nicht am 3. September vor dem Fernseher sitzen und zusehen, wie jemand anderes gewinnt." Dieser jemand könnte die Russin Anna Tschitscherowa sein, die mit 2,07 Meter überlegen die Bestenliste anführt.

Semenya läuft Form hinterher

Noch größer sind die Sorgen der Südafrikanerin Caster Semenya. Die 800-m-Weltmeisterin, die nach einer schier endlosen Diskussion um ihr Geschlecht weiterhin als Frau starten darf, hatte zuletzt mit Formschwäche, Verletzungen sowie Gerüchten über ihr Gewicht und ein Zerwürfnis mit Coach Michael Seme zu kämpfen.

Das Management der 20-Jährigen sah sich sogar zu einem Statement gezwungen: "Die jüngsten Meldungen, Caster sei nicht bereit, ihren Titel zu verteidigen, stimmen nicht. Auch die Gerüchte über Ärger im Team sind unwahr." Trotzdem ist Semenya mit 1:58,61 nur die Nummer 14 der Jahres-Weltbestenliste.

Keine Chance auf eine Medaille, aber beste Aussichten, bei dieser WM Geschichte zu schreiben, hat ihr Landsmann Oscar Pistorius. Der "Blade Runner", der als erster beinamputierter Leichtathlet die Qualifikation für die Titelkämpfe der Nichtbehinderten geschafft hat, steht über 400 und 4x400 Meter in Südafrikas Team.

"Davon habe ich immer geträumt. Ich will mein Bestes für mein Land geben im Kampf gegen die Elite des Planeten", sagt Pistorius. Vielleicht stiehlt er sogar für einen Wimpernschlag Usain Bolt die Show, bevor dieser wieder alles überstrahlt. Es bleibt halt alles Bolt, oder was?

(SID/rüb)
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