Kugelstoßer sucht Olympia-Form Storl meldet sich in Halle zurück

Köln · Der Kugel-Koloss greift wieder an: David Storl startet bei den Halleschen Werfertagen in eine Saison, die mit Olympia-Gold in Rio ihren Höhepunkt finden soll. Nach der Knie-OP im Winter strotzt der Sachse vor Tatendrang.

David Storl: Kugel-Koloss und Titel-Sammler
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Das ist David Storl

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Foto: dpa, Bernd Thissen

Ein kurzes Durchpusten, ein herzhafter Grunzer, dann schnellt ein Gebirge aus Eisen in die Höhe. "185 Kilo, neue Bankdrück-Bestleistung", kommentiert David Storl seinen Trainings-Kraftakt grinsend. Deutschlands Kugelstoß-Koloss setzt vor seinem Start ins Unternehmen Olympia-Gold zumindest in Sachen Power neue Maßstäbe. Am Samstag feiert der zweimalige Weltmeister in Halle nach quälend langer Pause sein Comeback - es ist noch ein Stoß ins Ungewisse.

"Das ist mein erster Start nach acht Monaten Wettkampfpause. Ich bin gespannt, was da wohl rauskommen wird. Ich werde entspannt bleiben und die Stimmung genießen", sagt der 25 Jahre alte Sachse, der nach dem Diamond-League-Finale im vergangenen September im Brüssel am chronisch schmerzenden linken Knie operiert worden war.

Obwohl Storl kaum einmal in Wettkampf oder Training sein komplettes Leistungsvermögen abrufen konnte, legte er eine starke Saison 2015 hin: In Lausanne steigerte er seine Bestleistung auf 22,20 m - so weit hatte seit fast 30 Jahren kein Deutscher gestoßen. Und bei der WM in Peking reichte es trotz eines arg holprigen Wettkampfes nach zuvor zwei Titeln immerhin zu Silber.

Der Gedanke daran, was mit konsequenter Fitness und schmerzfreiem Knie möglich wäre, ließ Storl keine Ruhe. "23 Meter hat er in seiner Karriere drauf", sagte Trainer Sven Lang. Das wäre in Weltrekordnähe. Der einzig logische Schluss: Hallen-Saison abblasen, Knie aufschneiden, das Beste hoffen. Und Stand Mai 2016 haben der Eingriff und die Nachsorge bei Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt die gröbsten Probleme beseitigt.

"Es ist ein Auf und Ab. Es gibt sehr gute Tage, aber es gibt auch beschissene Tage", sagte Storl im März, als noch 40 Prozent Kraft im Knie fehlten. Mittlerweile kann er sogar wieder schwere Kniebeugen machen, das Power-Defizit ist nach einem harten Trainingslager in Südafrika fast aufgeholt. Und technisch gehört Storl ohnehin zu den Besten. Das Stoßen verlernt er nicht.

"Er hat technisch und athletisch ein sehr hohes Grundniveau, braucht deshalb nicht lange, um Anschluss zu finden", sagt Coach Lang, der seinen Musterschüler absolut im Zeitplan sieht, um am 18. August in Rio mit dem Olympiasieg den letzten in seiner Karriere noch fehlenden großen Freiluft-Titel zur erringen.

Für Zuversicht sorgt dabei, dass auch die große US-Konkurrenz, die sonst im Frühjahr traditionell mit Topweiten glänzt, auch noch keine Wunderdinge vollbracht hat: Der große Rivale und Weltmeister Joe Kovacs führt die Weltrangliste mit 21,47 m an - eine Marke, die Storl schon in Halle knacken dürfte.

Soweit ist Sven Langs größeres Sorgenkind noch nicht: Christina Schwanitz, Kugel-Weltmeisterin von Peking und Deutschlands Sportlerin des Jahres, hatte sich ebenfalls am Knie operieren lassen. Halle kommt für die Rio-Favoritin noch zu früh.

(sid)
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