Leichtathletik Deutschland ohne Diamond League

Düsseldorf · Die lukrativste Meeting-Serie der Leichtathletik verzichtet seit 2010 auf einen deutschen Standort. Wieso eigentlich? Und ist das überhaupt schlimm?

Wenn die Diamond League am 5. Mai in Doha, Katar, in ihre achte Saison startet, macht die lukrativste Meetingserie der Leichtathletik einen Bogen um Deutschland. Wie immer, seitdem der Weltverband IAAF seine neue Premium-Tournee 2010 ins Leben rief. Auf vier Kontinenten verteilen sich diesmal die 14 Stationen, zehn Stopps gibt es allein in Europa - aber Deutschland mit seiner Leichtathletiktradition und Wirtschaftskraft steht außen vor. Woran liegt das?

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) sagt: "Das hat ausschließlich finanzielle Gründe. Mit der Aufnahme sind sehr hohe Verpflichtungen verbunden. Die kann im Moment keine deutsche Veranstaltung aufbringen." Wer Diamond-League-Standort werden will, muss sich komplett dem Diktat des Weltverbandes unterwerfen. Die IAAF gibt die Disziplinen vor, nimmt Einfluss auf das Starterfeld und schreibt den Rahmen der TV-Übertragung im jeweiligen Gastgeberland vor. Meeting-Organisatoren müssen zudem Preisgelder von mindestens rund 370.000 Euro erwirtschaften. Hinzukommen die Startgelder.

In anderen Ländern werde ein Großteil des Etats der Meetings durch Zuschüsse vom Staat oder der Tourismusorganisation gedeckt, heißt es weiter vom DLV. In Deutschland "muss die Veranstaltung alle Kosten durch Zuschauereinnahmen, TV-Rechte und Sponsoren selbst erwirtschaften". Solange die Vorgaben der IAAF nicht gelockert würden, gebe es damit kaum Chancen auf ein deutsches Diamond-League-Meeting. "Die Option, dass der DLV selbst als Veranstalter aufträte, wäre unverantwortlich, weil dies die Finanzkraft des Verbandes deutlich übersteigen würde."

Und was sagt die IAAF dazu, dass Deutschland ein weißer Fleck auf ihrer Diamond-League-Landkarte ist? "2009 gab es Gespräche zwischen dem Berliner Istaf-Meeting und den Initiatoren der neuen Serie. Ein Grund, warum man damals nicht zusammenkam, war die fehlende Übertragungsgarantie des deutschen Fernsehens", sagt Petr Stastny, Koordinator und Finanzchef der Diamond League. Die Tür für einen Interessenten aus Deutschland sei aber immer offen. Allerdings stehe die nächste Überprüfung der Serie und ihrer Standorte erst für die Saison 2020 an. Bis mindestes dahin umkurvt die Liga also Deutschland weiter.

Das deutsche Meeting, dass am ehesten für eine Aufnahme infrage käme, ist das Istaf im Berliner Olympiastadion, das bis 2009 Bestandteil der Vorgängerserie Golden League war. Doch Istaf-Direktor Martin Seeber macht deutlich, dass er auch ohne Diamond-League-Status ruhig schläft. "Man würde uns auch gerne dabei haben. Und wenn wir wissen würden, dass es uns einen großen Vorteil brächte, Diamond-League-Meeting zu sein, würden wir das auch machen", sagt er.

Aber für ihn überwiegen die Vorteile im jetzigen Status Quo: eigene Auswahl von Disziplinen, Athleten und Termin. Berlin ist Teil der 15-teiligen World-Challenge-Serie, eine Stufe unterhalb der Diamond League. Aus Seebers Sicht gilt: Das Istaf funktioniert als Istaf, als das Meeting der deutschen Leichtathletik. Und nicht als Teil einer internationalen Serie. 2016 kamen 44.500 Zuschauer. Das Fernsehen übertrug live. Seeber will für die Zukunft nichts ausschließen ("Wir sind immer offen."), aber seine Planung geht erstmal nur bis 2018.

Da ist übrigens die Europameisterschaft in Berlin. Und die ist ja nun auch ein namhaftes Meeting. Ganz ohne Diamond im Namen.

(klü)
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