Doping-Doku "sensationslüstern und verwirrend" IAAF weist Vorwürfe entschieden zurück

Düsseldorf · Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat die aktuellen Vorwürfe über Versäumnisse im Kampf gegen Doping "entschieden" zurückgewiesen und seinerseits die Urheber der ARD-Dokumentation "Geheimsache Doping" scharf angegriffen.

Die skurrilsten Ausreden der Doping-Sünder
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Foto: AFP

"Die veröffentlichten Vorwürfe sind sensationslüstern und verwirrend", teilte die IAAF am Dienstag mit: "Die Ergebnisse, auf die sich hier bezogen wird, sind keine positiven Tests. Tatsächlich räumen auch die ARD und die Sunday Times ein, dass ihre Auswertung der Daten kein Dopingbeweis ist." ARD-Redakteur Hajo Seppelt wiederum erklärte, die IAAF habe ihn bei der Arbeit behindert.

Der Verband beteuert, er habe die Veröffentlichungen ernst genommen, sie gründlich geprüft und sei nun zu diesem Ergebnis gelangt. Die Daten, auf denen die Berichte beruhten, stammten demnach nicht aus "geheimen" Dokumenten, die IAAF habe sie im Gegenteil im Rahmen einer detaillierten Analyse im Jahr 2011 veröffentlicht.

"Die ARD und die Sunday Times wollen womöglich vorgeben, dass sie eine 'Sensationsnachricht' verbreitet haben, ihre Untersuchungen liegen aber vier Jahre hinter denen der IAAF", hieß es in der Mitteilung weiter.

Berichte darüber, dass die IAAF nicht willens sei, die verdächtigen Blutwerte genauer zu untersuchen, seien "schlicht falsch, enttäuschend und basierend auf Fehlinformationen". Im Gegenteil habe die IAAF ihre Datenbank internationaler Athleten verwendet, um "zielgerichtete Trainingskontrollen" durchzuführen. Die IAAF operiere innerhalb des vorgegebenen Rahmens der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), und in diesem Rahmen sei Verdacht allein noch kein Beweis für Doping.

Zudem verurteile die IAAF die Veröffentlichung "privater und vertraulicher medizinischer Daten" und behalte sich das Recht vor, "alle nötigen Schritte zu unternehmen, um die Rechte der IAAF und ihrer Athleten zu schützen".

Seppelt hatte erst am Dienstag einen unangemessenen Umgang der IAAF mit den Verdachtsfällen moniert. "Wir haben auch vor diesem Film wieder ein Schreiben der Anwälte der IAAF bekommen. Wir sollten unterschreiben, dass wir bestimmte Informationen nicht öffentlich machen. Das ist der völlig falsche Weg", sagte Seppelt im Gespräch mit dem Internetportal "Spox".

"Anstatt dass die IAAF darüber nachdenkt, ob sie das Gespräch sucht, ob sie für mehr Transparenz sorgt, verschanzt sie sich", sagte Seppelt: "Wir haben monatelang versucht, Fernsehinterviews mit dem Präsidenten zu bekommen. Die sind nie zustande gekommen."

Der Journalist glaubt nicht daran, dass die IAAF an einer wirklichen Aufklärung interessiert ist. "So lange die Dopingbekämpfung in der Hand derjenigen liegt, die eigentlich den Sport promoten und Geld verdienen wollen, so lange besteht ein klarer Interessenkonflikt", sagte er: "Und der ist nicht lösbar."

ARD-Redakteur Seppelt und sein Team hatten in der am Wochenende ausgestrahlten Dokumentation "Geheimsache Doping, im Schattenreich der Leichtathletik" unter anderem erneute Vorwürfe gegen Russland sowie gegen Kenia erhoben. Zudem werteten Experten eine Datenbank des Weltverbandes IAAF mit 12.000 Blutwerten aus und kamen dabei zu dem Schluss, dass es bei einem Siebtel der Proben Hinweise auf Dopingvergehen gebe.

Es sei davon auszugehen, dass jede dritte Medaille bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen in Ausdauerdisziplinen, wo es um Blutdoping geht, im Zeitraum zwischen 2001 und 2012 von Athleten gewonnen wurde, die mit Doping zu tun hatten.

(sid)
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