Doping-Whistleblowerin Stepanowa bekommt grünes Licht für Leichtathletik-EM

Monaco · Julia Stepanowa darf wieder laufen. Die Russin, die in einer ARD-Dokumentation über flächendeckendes Doping auspackte, bekam vom Leichtathletik-Weltverband die Starterlaubnis für die EM.

 Julia Stepanowa darf bei der EM starten

Julia Stepanowa darf bei der EM starten

Foto: dpa

Whistleblowerin Julia Stepanowa darf bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Amsterdam an den Start gehen. Die Kronzeugin des russischen Doping-Skandals erhielt am Freitag vom Weltverband IAAF die Starterlaubnis für internationale Wettkämpfe unter neutraler Flagge und kann nun auch auf eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio hoffen.

Die IAAF habe die Organisatoren über die Starterlaubnis informiert, teilte der Verband mit. Insgesamt hätten mehr als 80 russische Athleten den Antrag gestellt, unter der Regel 22.1A an den Start gehen zu dürfen.

Bei der EM in der niederländischen Hauptstadt wird die Russin bereits am ersten Wettkampftag im Blickpunkt des Interesses stehen. Um 18.25 Uhr beginnen im Olympiastadion die Vorläufe über 800 Meter der Frauen. Dabei feiert sie drei Tage nach ihrem 30. Geburtstag ihr Comeback als Läuferin unter neutraler Flagge, da Russlands Verband WFLA von der IAAF suspendiert wurde. Es dürfen nur Leichtathleten aus dem Riesenreich teilnehmen, wenn sie außerhalb der Staatsgrenze leben und sich unabhängigen Doping-Kontrollen unterworfen haben.

Auch Julia Stepanowa, die mit ihrem Mann Witali am 3. Dezember 2014 in der ARD-Dokumentation "Geheimsache Doping - Wie Russland seine Sieger macht" auspackte und über ein flächendeckendes Dopingsystem in der russischen Leichtathletik berichteten.

Bestätigt wurde das von ihnen dargestellte Schreckensbild des Dopings durch eine Untersuchungskommission der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, die am 9. November 2015 entsprechende Beweise und Belege in einem 323-seitigen Bericht vorlegte. Daraufhin wurde der russische Verband vier Tage später suspendiert.

Die IAAF verlängerte am 17. Juni die Sperre und verhängte damit auch ein Olympia-Startverbot des Verbandes, öffnete aber zugleich die Hintertür für im Ausland lebende Russen und vor allem für Whistleblowerin Stepanowa, wie die IAAF ausdrücklich betonte. Die Athletin, die in ihrem Land als Verräterin gilt, war nach ihren Enthüllungen geflüchtet und lebt heute mit ihrer Familie in den USA.

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Allerdings musste sich auch die couragierte Läuferin, die selbst von März 2011 wegen Auffälligkeiten in ihrem biologischen Pass und später eingestandenem Blutdoping für zwei Jahre gesperrt war, einer genauen Prüfung vor der Startrecht-Erteilung unterziehen. Auf Grundlage der Wettkampfregel 22.1A der IAAF musste Stepanowa eine Doping-Prüfungskommission überzeugen, in einer relevanten Periode unabhängig und häufig genug getestet worden zu sein.

Was sportlich von der Mittelstreckenläuferin nach so langer Pause zu erwarten sein wird, ist offen. Ihre Bestzeit über 800 Meter von 1:58,99 Minuten liegt sieben Jahre zurück. Ihre Erfolge - Dritte bei der Hallen-EM 2011 und WM-Achte im gleichen Jahr sowie Sechste bei der Hallen-EM 2012 - sind nur eine Erinnerung und wegen Dopings annulliert.

(dpa)
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