Leichtathletik-EM Stahl holt Bronze im Speerwurf

Zürich · Speerwurf-Mama Barbora Spotakova hat sich in Zürich sensationell EM-Gold geholt. Linda Stahl musste sich mit Bronze begnügen.

Linda Stahl gewinnt Bronze im Speerwurf
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Speerwurf-Mama Barbora Spotakova rannte nach ihrem Gold-Coup überglücklich zu ihrem Sohn Janek und drückte den Einjährigen fest an sich, von Freundin Christina Obergföll gab es ein Küsschen: Die Tschechin konnte ihr Glück nach ihrem Triumph im Letzigrund kaum fassen. Nur 15 Monate nach der Geburt von Janek gewann Mami Spotakova sensationell und erstmals in ihrer Karriere EM-Gold. Für Linda Stahl reichte es nach einem dramatischen Finale zu Bronze.

"Ich habe mein Examen, ich habe meine Medaille, ich finde mich heute ganz gut", sagte die angehende Ärztin Stahl: "Ob Gold, Silber oder Bronze ist eigentlich egal." Überglücklich war EM-Champion Spotakova: "Jemand da oben muss mich mögen. Ich bin eine glückliche Frau." Dass sie Sohn Janek mit ins Stadion genommen hatte, bezeichnete sie später als "keine gute Idee. Ich habe ihn die ganze Zeit weinen hören".

Weltrekordlerin und Doppel-Olympiasiegerin Spotakova schmiss ihren Speer bei schwierigen äußeren Bedingungen auf 64,41 m und verwies die Serbin Tatjana Jelaca (64,21) auf Platz zwei. Vier Jahre nach ihrem Gold-Coup von Barcelona musste sich Stahl am Ende mit Bronze zufrieden geben. Die Olympia-Dritte von London hatte mit 63,91 m bis zum vorletzten Versuch geführt, wurde dann aber doch noch abgefangen. "Ich hatte schon befürchtet, dass die Konkurrenz noch was drauflegt", sagte Stahl.

Christin Hussong (Zweibrücken) kam mit 59,29 m auf Platz sieben. Katharina Molitor (Leverkusen) musste sich mit Rang neun (58,00)
begnügen.

Weltmeisterin Obergföll (Offenburg) legte wie Spotakova in der vergangenen Saison in diesem Jahr eine Babypause ein und kümmert sich um Söhnchen Marlon, der im Juni zur Welt kam. Die 32-Jährige verfolgte den Wettkampf als Fan auf den Rängen. Die Russin Maria Abakumowa, 2013 in Moskau WM-Zweite hinter Obergföll, bekam zuletzt sogar Zwillinge und machte den Baby-Boom der Sperrwerferinnen perfekt. Titelverteidigerin Wira Rebryk (Ukraine) verzichtete auf einen Start in Zürich, weil sie in Zukunft für Russland werfen will.

Stahl war mit neuer Bestleistung von 67,32 m als Europas Nummer eins nach Zürich gereist und galt als heiße Kandidatin auf Gold. Doch in einem spannenden Wettkampf hatte sie am Ende nichts mehr zuzulegen, während Spotakova ihre ganze Routine ausspielte und zum Gold-Konter ansetzte.

Im Gegensatz zu Spotakova ist Stahl keine Profiwerferin. Stahl hat Medizin studiert, sie beginnt im Oktober in einem Krankenhaus als Ärztin, der Aufwand der dualen Karriere ist zuweilen aufreibend: "Zur Examenszeit habe ich manchmal nur vier, fünf Stunden geschlafen", sagte sie unlängst in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Vielleicht fehlten ihr ja deshalb im entscheidenden Moment die Kräfte.

(sid)
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